Gastronomie, Personal bringt Trennwand an, Öffnungen
Dietmar Mathis Fotografenmeiste
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Coronavirus

Was Vorarlberg zur Erkenntnisregion macht

Dass Vorarlberg in Sachen Öffnungen eine „Erkenntnisregion für ganz Österreich“ (Grünen-Chef Werner Kogler) werden könnte, schien vor wenigen Monaten noch ausgeschlossen. Doch inzwischen sind die Zahlen so, dass am Montag die Gastronomie öffnen konnte. Welche Faktoren zu dieser Entwicklung beitrugen, ist nicht völlig geklärt.

Im November war Vorarlberg mit Sieben-Tages-Inzidenzen jenseits der Marke von 700 österreichweites Schlusslicht, in den Spitälern wurde eine Triage (Reihung medizinischer Hilfeleistung nach Faktoren wie z.B. Überlebensschancen) nicht mehr ausgeschlossen. Doch es kam nicht soweit. Vor allem seit dem Dreikönigstag verbesserten sich die Zahlen schrittweise und nachhaltig.

Sieben-Tage-Inzidenz relativ niedrig

Am 13. Jänner verzeichnete Vorarlberg den bisher letzten Tag mit über 100 Corona-Neuinfektionen – genau waren es 132. Der höchste Wert zwischen 23. Jänner und 3. März betrug 70. In den vergangenen Tagen nahm die Zahl der Neuinfektionen wieder zu, doch nicht dramatisch. Die Sieben-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohner lag auch in den vergangenen Tagen stetig in den 70ern (am Sonntag bei 67,5), der Österreich-Durchschnitt hingegen wieder über 200.

Reportage aus der Gastronomie

Vier lange Monate war in der Vorarlberger Gastronomie fast nichts gelaufen. Am Montag haben die Wirte wieder endlich aufsperren dürfen – wenn auch unter strengen Auflagen. Wer in ein Lokal möchte, der muss einen negativen Covid-Test dabei haben und sich registrieren lassen. Und die Wirte müssen aufpassen, dass zwischen den Tischen zwei Meter Abstand sind und die Sperrstunde um 20.00 Uhr eingehalten wird:

Spitäler stoßen nicht an Grenzen

Ebenso unterscheiden sich die Zahlen in den Vorarlberger Spitälern signifikant von jenen in Krankenhäusern anderer Bundesländer: Am Sonntag benötigten gerade einmal 15 CoV-Patienten eine stationäre Behandlung, davon lagen zwei auf der Intensivstation.

Was ist in Vorarlberg anders?

Was aber bewirkte den Umschwung? So genau weiß das niemand, zuletzt räumte das selbst Grünen-Klubobmann Daniel Zadra im Landtag ein. Seine Hausaufgaben hat das Land aber gemacht: Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurden das Test-System und das Contact Tracing nachgeschärft und neu aufgestellt.

Noch weiter reichende Pläne in der Kontakt-Nachverfolgung wurden kürzlich als zu logistisch zu aufwendig verworfen, man will mit dem Bestehenden auskommen. Früher als andere Bundesländer hat Vorarlberg Schritte in der Digitalisierung dieser Prozesse gesetzt.

Virus-Mutanten nicht so dominant

Hilfreich war mit Sicherheit ebenfalls, dass die infektiösere britische Mutante vergleichsweise spät im Bundesland ankam. Erst am 1. Februar wurde die erste Mutation in Vorarlberg bestätigt. Zwar hat sich die britische Variante anschließend auch in Vorarlberg breitgemacht, der Anteil der britischen Mutante an den Neuinfektionen liegt aber weiter deutlich unter denen der anderen Bundesländern. Am Freitag meldete die Landessanitätsdirektion 263 Fälle der britischen Variante, und sechs der südafrikanischen. Der Anteil der Varianten liege bei 25 bis 30 Prozent, hieß es.

Von Grenzlage profitiert

Und dann ist da noch die geografische Lage: Die Landesgrenze zu den Nachbarn – Tirol, Deutschland, Schweiz, Liechtenstein – wurde aufgrund diverser Beschränkungen nur von vergleichsweise wenigen Menschen passiert. Auch dieser „Insel-Status“ half, die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. Manche Kommentatoren sind der Ansicht, dass sei der entscheidende Punkt überhaupt gewesen.

Grenze Schaanwald
ORF
Das die Grenzen rund um Vorarlberg von vergleichsweise wenigen Menschen überquert werden dürfen, bringt einen Vorteil bei der Entwicklung der Infektionszahlen

Impfen verläuft relativ zügig

Vergleichsweise weit ist Vorarlberg auch beim Impfen. Aktuell sind in Vorarlberg 47.340 Personen immunisiert, davon haben 15.339 auch schon die Zweitimpfung erhalten. Hinsichtlich der Erstimpfung sind damit 14,3 Prozent der 332.061 Vorarlberger „Impfberechtigten“ geimpft worden.

Öffnungen werden Zahlen verschlechtern

Illusionen macht man sich in Vorarlberg aber keine: Mit den Öffnungsschritten werden die Infektionszahlen steigen. Gibt es einen Zeitpunkt, an dem der Modellversuch abgebrochen würde? Ja, sagt dazu Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP). Eine diesbezügliche Inzidenz-Zahl will er aber nicht nennen. Es gebe mehrere Faktoren, die es zu berücksichtigen gelte. Es werde nach der Öffnung drei bis vier Wochen dauern, um die Auswirkungen tatsächlich festmachen zu können. Vielmehr spricht er von einem Versuch, „bei steigenden Zahlen einen Öffnungsschritt zu setzen und nicht von einem Lockdown in den nächsten zu stolpern“.