Der abgesperrte Tatort
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Chronik

Raubüberfall nach über 17 Jahren aufgeklärt

Ein inzwischen 62 Jahre alter Oberösterreicher hat laut Polizei gestanden, im Juni 2003 einen brutalen Überfall auf einen Vorarlberger begangen zu haben. Damals war ein Geschäftsmann aus Höchst vor einem Imbiss in Gaißau schwer verletzt und ausgeraubt worden. Zum Täter führten DNA-Spuren und eine internationale Fahndung.

Was sich am 19. Juni 2003 vor „Herbert’s Imbissstube zur Traube“ in Gaißau zutrug, machte Schlagzeilen und wurde sogar in der Sendung „Aktenzeichen XY“ nachgestellt. Der Inhaber einer Verputzerfirma aus Höchst saß damals in dem Imbiss am Tresen und wollte für sich und einen guten Bekannten Getränke bezahlen. Weil er seine private Geldtasche vergessen hatte, musste der Geschäftsmann auf Geld seiner Firma zurückgreifen, das er zufällig dabeihatte: 3.000 Euro in einem Bündel von fünfzehn 200-Euro-Noten.

Der Täter trank erst noch aus

Das dürfte auch anderen Gästen im Lokal aufgefallen sein – unter denen sich der spätere Täter befand. Nachdem der Geschäftsmann gegangen war, wollte der Wirt Sperrstunde machen und forderte einen ihm unbekannten Gast auf, im Gastgarten sein Bier auszutrinken. Der Wirt und ein einheimischer Gast blieben während der Aufräumarbeiten im Lokal.

Brutal zusammengeschlagen

Nachdem er sein Bier ausgetrunken hatte, fiel dem Unbekannten beim Verlassen des Gastgartens auf, dass der Geschäftsmann noch auf dem Parkplatz in seinem Auto saß. Mit einer vollen Bierflasche, einem vor dem Lokal herumliegenden Holzbrett und einem Kantholz schlug er den Geschäftsmann brutal zusammen und raubte die 3.000 Euro. Wenig später fanden der Wirt und der letzte Gast das stark blutende und bewusstlose Opfer. Der Geschäftsmann war durch massive Gewalt gegen Kopf und Gliedmaßen schwerst verletzt worden, so die Polizei.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Unter anderem mit diesem Kantholz schlug der Täter auf das Opfer ein
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Unter anderem mit diesem schweren Kantholz schlug der Täter auf sein Opfer ein
Das Schild der Imbisstube
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In diesem Lokal trafen Täter und Opfer in der Nacht des 19.06.2003 aufeinander
Das damalige Fahndungsfoto (verpixelt)
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Mit diesem Foto einer Überwachungskamera wurde damals gefahndet. Weil der Täter gefasst ist, muss es inzwischen unkenntlich gemacht werden.
Das Fahrzeug des Überfallenen
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Das Fahrzeug des überfallenen Geschäftsmannes
Schaulustige am Tatort
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Das Lokal am Tag nach der Tat

Täter über die Holzbrücke

Die Ermittlungen ergaben, dass der Täter aus der angrenzenden Schweiz von Rheineck kommend mit einem Fahrrad und persönlichen Gegenständen über die Holzbrücke nach Gaißau eingereist war und diese Gegenstände auf der Flucht in der Nähe des Tatorts zurückgelassen hatte. Doch die umfangreichen Fahndungsmaßnahmen und Hinweise aus der Bevölkerung führten zu keinem Erfolg.

„Cold Case“ wieder aufgenommen

Anfang 2020 wurden die Ermittlungen zu diesem „Cold Case“ vom Landeskriminalamt Vorarlberg mit Unterstützung der Beamten des Bundeskriminalamts abermals aufgenommen. Das damalige Fahndungsblatt wurde für ein neuerliches internationales Fahndungsersuchen aufbereitet und im Juni 2020 an sämtliche europäische Interpol-Stellen übermittelt. Von den seinerzeit am Tatort gesicherten biologischen Spuren konnte DNA (Erbgut) extrahiert werden.

DNA-Treffer in der Schweiz

Dieses DNA-Profil wurde nochmals an die umliegenden europäischen Staaten zum Abgleich mit Profilen in den jeweiligen nationalen DNA-Datenbanken übermittelt. Am 25.06.2020 teilte Interpol Bern mit, dass das DNA-Profil mit einer Person übereinstimmt, die polizeilich erfasst worden war. Es handle sich dabei um einen 62-jährigen Österreicher.

Täter mit unstetem Lebenswandel

Weitere Abklärungen ergaben, dass der Gesuchte in verschiedenen europäischen Staaten wie Deutschland, Norwegen, Schweiz, Luxemburg, Holland und Italien als Wander- und Gelegenheitsarbeiter, Obdachloser und Bettler unterwegs war. Mitte Dezember 2020 konnte der Aufenthaltsort des Österreichers an einem französischen Ort südlich des Genfer Sees festgestellt werden.

Größtenteils geständig

Am 22.12.2020 wurde der inzwischen 62-Jährige festgenommen und Mitte Jänner von Frankreich über die Schweiz nach Österreich ausgeliefert. Der Beschuldigte habe sich bei der Vernehmung durch Beamte des Landeskriminalamts Vorarlberg größtenteils geständig gezeigt, so die Polizei. Er wurde schließlich auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Feldkirch am 16. Jänner in die Justizanstalt Feldkirch eingeliefert.