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Liensberger krönt sich auch zur Slalom-Weltmeisterin

Katharina Liensberger hat zehn Jahre nach Marlies Schild wieder Slalom-Gold bei einer Weltmeisterschaft für Österreich gewonnen. Die Vorarlbergerin, die im Weltcup noch ohne Sieg ist, holte sich am Samstag mit zweimal Laufbestzeit ihr zweites Gold in Cortina d’Ampezzo nach jenem im Parallel-Bewerb.

Katharina Liensberger darf sich Doppelweltmeisterin der alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Cortina d’Ampezzo nennen. Die Göfnerin eroberte nach dem Titel im Parallelbewerb und Bronze im Riesentorlauf am Samstag im letzten Damenbewerb Slalom-Gold. Sie behielt als Halbzeitführende die Nerven und setzte sich genau eine Sekunde vor der Slowakin Petra Vlhova und 1,98 vor Mikaela Shiffrin durch.

Für die 23-jährige Liensberger ist es die vierte WM-Medaille ihrer Karriere. Für Österreich bedeutet der Sieg Liensbergers die erste Goldmedaille im Damen-Slalom seit Marlies Schild (nun Raich) 2011 in Garmisch-Partenkirchen, danach hatte viermal die US-Amerikanerin Shiffrin triumphiert.

Katharina Liensberger mit Slalom-Goldmedaille
GEPA pictures/ Harald Steiner
Lisnberger und ihre zweite Goldene bei der WM in Cortina

Mit Gala-Shows zum WM-Sieg

Den Grundstein zum Sieg legte Liensberger bereits im ersten Durchgang. Mit Startnummer eins fand die Vorarlbergerin auf dem steilen und sehr schwierigen Kurs die schnellste Linie und distanzierte die Konkurrenz. Einzig Vlhova konnte mit Liensberger mithalten und lag 0,30 Sekunden hinter der Österreicherin. Die drittplatzierte Schweizerin Wendy Holdener, die am Ende Vierte (+2,34) wurde, hatte schon einen Rückstand von 1,24 Sekunden. Shiffrin lag 1,30 Sekunden zurück.

Das Meisterstück lieferte Liensberger dann aber in der Entscheidung. Obwohl die 23-Jährige noch nie in ihrer Weltcup-Karriere als Letzte in ein Rennen gegangen war, behielt sie die Nerven und lieferte trotz der schwieriger werdenden Pistenverhältnisse noch einmal Laufbestzeit. „Ich habe alles ausgeblendet, habe den Fokus auf das Rennen gehalten, und das ist, was zählt. Heute bin ich stolz auf mich“, erklärte die neue Slalom-Weltmeisterin.

 Katharina Liensberger jubelt
GEPA pictures/ Harald Steiner
Dankte ihrem ganzen Team, ihrer Familie, ihren Fans und allen Unterstützern – und auch „allen Sternen da oben“: Eine überglückliche Katharina Liensberger im Ziel.

„Dank an die Sterne da oben“

„Etwas Schöneres kann mir gar nicht passieren. Ich habe darauf hingearbeitet, dass ich das so zeigen kann. Ich bin so glücklich und dankbar. Ich kann es gar nicht glauben. Wenn man etwas ganz fest will, dann ist wirklich das ganze Universum da, dass einem hilft. Ich wollte meinen Job gut machen, mein Können auf der Piste zeigen. Dass ich mit einer ganzen Sekunde Vorsprung gewonnen habe, ist unglaublich. Davon habe ich immer geträumt“, sagte Liensberger im ORF-Interview. Die 23-Jährige dankte ihrem ganzen Team, ihrer Familie, ihren Fans und allen anderen Unterstützern – und auch „allen Sternen da oben“.

Petra Vlhova (SVK), Katharina Liensberger (AUT) and Mikaela Shiffrin (USA) bei der Siegerehrung beim WM-Slalom
GEPA pictures/ Harald Steiner
Das Slalom-Podest: Vlhova, Liensberger und Shiffrin

Lob von der Konkurrenz

Großes Lob kam von der geschlagenen Konkurrenz: Vlhova und Shiffrin, die den Damen-Slalom in den letzten Jahren dominiert hatten, gratulierten der neuen Slalom-Weltmeisterin. „Katharina ist bei dieser WM so gut gefahren. Es war schwierig, sie zu schlagen. Sie war zu gut heute“, erklärte die 25-jährige Slowakin, die in der Kombination ebenfalls Silber geholt hatte. „Ich bin glücklich, dass ich mit zwei Medaillen aus Cortina wegfahre. Das letzte Monat im Weltcup wird noch hart, Katharina ist gut.“

Auch Shiffrin lobte die Österreicherin und zeigte sich nicht überrascht, dass Liensberger die Goldmedaille holte. „Wenn ich etwas erwartet hatte für diese WM, dann, dass Katharina ‚on fire‘ ist. Man muss seine Leistungen auch umsetzen können. Aber sie ist gekommen und hat es einfach gemacht“, erklärte die sechsfache Weltmeisterin – mehr dazu in sport.ORF.at: Liensberger fährt mit Gala zu Slalom-Gold.

Katharina Liensberger im zweiten Slalom-Durchgang
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Auf dem Weg zum zweiten WM-Gold in Cortina: Katharina Liensberger

Erste Goldmedaille für Vorarlberg seit 1996

Liensberger ist erst die zweite Vorarlbergerin nach Marianne Jahn (heute Jahn-Nutt) aus Zürs, die bei einer Weltmeisterschaft drei Medaillen gewonnen hat. Die heute 78-jährige Jahn-Nutt holte 1962 in Chamonix Gold im Slalom und im Riesentorlauf sowie Silber in der Kombination.

Bei den Herren sorgte der für Luxemburg startende Lustenauer Marc Girardelli für einen dreifachen Medaillen-Erfolg bei einer WM – und zwar in Crans Montana 1987. Girardelli holte Gold in der Kombination und Silber in Riesentorlauf und Super-G. Für die letzte Goldmedaille bei einer WM, die nach Vorarlberg ging, sorgte Patrick Ortlieb in der Abfahrt 1996 in der Sierra Nevada.

Interview mit Weltmeisterin Katharina Liensberger

Platz eins im Medaillenspiegel

Mit nun fünf Gold- und zwei Bronzemedaillen baute Österreich vor dem abschließenden Herren-Slalom am Sonntag nicht nur die Führung im Medaillenspiegel aus, es ist auch das sechstbeste Abschneiden bei Ski-Weltmeisterschaften für den ÖSV.

Liensberger gewinnt Gold
GEPA pictures/ Harald Steiner
Kann ihr Glück kaum fassen: Liensberger nach Laufbestzeit auch im zweiten Durchgang

Steckbrief Katharina Liensberger

Geboren: 1. April 1997 in Feldkirch/Vorarlberg
Wohnort: Göfis/Vorarlberg
Familienstand: ledig
Verein: SK Rankweil
Hobbys: Wandern, Tennis, Kitesurfen, Wasserski, Harfe spielen
Größte Erfolge:
WM (2 Gold, 1 Silber, 1 Bronze):
Gold Slalom und Parallelbewerb 2021 Cortina d’Ampezzo
Silber Teambewerb 2019 Aare
Bronze Riesentorlauf 2021 Cortina d’Ampezzo

Olympia (1 Silber): Silber Teambewerb und 8. Slalom 2018 Pyeongchang
Weltcup: Achtmal Top 3 (3-mal Slalom-Zweite)
Junioren-WM: Silber Riesentorlauf 2017 und 2018