Eigentlich ist Bascoulard ein Zeichner feinteiliger Landschaften. In den 1940er Jahren beginnt er, sich in Frauenkleidern zu fotografieren. Die Aufnahmen zeigen ihn in meist langen Röcken seidigglänzender Stoffe. Der Stil der aufwendigen, oft selbstgenähten Kleider und auch der Frisuren ist von der Mode des 19. Jahrhunderts beeinflusst.
Traumatisches Erlebnis mit 19 Jahren
Bascoulard erlebte ein traumatische Ereignis: Als er 19 Jahre alt war, musste er mit ansehen, wie seine Mutter seinen Vater tötete. Ein Leben lang setzt er das traumatische Erlebnis immer wieder in Szene. Sieht er sich selbst in der Rolle der Mutter? Warum wiederholt er beharrlich, was ihn so verletzt hat? Ist es Trauerarbeit? Oder die Frage nach den eigenen männlichen und weiblichen Wesenszügen?

„Wir sind sehr stolz, dass wir die Fotos als erste in Österreich zeigen dürfen“, sagt Thomas Trummer, Direktor des Kunsthaus. Die Ausstellung passe sehr gut zur derzeitigen Ausstellung „Seasonal Greetings“ des Künstlerinnen-Duos Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl im Hause. Es gehe um die Gender-Frage, es gehe um Verkleidung, um Kostümierung und Maskarade. Aber hier sei es nicht spielerisch und humorvoll, sondern tief ernst und traumatisch, sagt Trummer.
Für Marcel Bascoulard endete auch das eigene Leben in einem Blutbad. 1978 wurde er in den Straßen von Bourges erschossen. Die Tat wurde nie aufgeklärt.
Ausstellung von Marcel Bascoulard
Erstmals in Österreich sind im Kunsthaus Bregenz die eigenwilligen Porträtserien von Marcel Bascoulard zu sehen. Der Künstler posierte in selbst genähten Kleidern und mit einem bedrohtlichen Gegenstand in der Hand.