Vereinfacht gesagt, will das Land den Aushub und die Deponien nicht mehr länger allein dem freien Markt überlassen, sagt Abfall-Landesrat Johannes Rauch (Grüne). Mitmischen will das Land über sogenannte „Private Public Partnership“-Modelle (PPP), so Rauch: „Da gehen private und öffentliche Hand gemeinsam in Betrieb, auch in Genehmigungsverfahren, und haben dann durchaus die Möglichkeit, Markt- und Rahmenbedingungen zu definieren.“
Deponieraum für maximal noch zehn Jahre
Das bedeutet mitzubestimmen, wie hoch der Preis sein darf, wer den Aushub anliefern darf und vor allem welche Mengen die Deponie schlucken soll. Wie dringend das Land handeln muss, zeigt die neue Deponie Studie. In Vorarlberg fallen derzeit 1,3 Millionen Tonnen Aushub pro Jahr an, Tendenz steigend.
In zehn Jahren ist rechnerisch Schluss. Dann gibt es keinen Platz mehr, sagt Wirtschaftslandesrat Marco Tittler (ÖVP): „Das heißt, wir müssen ein Angebot schaffen an Deponieflächen. Ich glaube, das ist der Schlüssel dafür, dass wir die Preise auch dämpfen können.“
30 Prozent mehr Material als Kapazität
Einer hochgerechneten verfügbaren Verfüllkapazität von einer bis zu maximal 1,2 Millionen Tonnen pro Jahr bis 2025 steht eine geschätzte Menge von 1,3 Millionen Tonnen Ablagerungsmaterial jährlich gegenüber. Das heißt, es fallen pro Jahr bis zu 30 Prozent mehr abzulagerndes Material an als Deponieraum zur Verfügung steht.
Deponiepreise treiben Baukosten
Die Deponiepreise sind hoch: Bis zu drei Prozent der Kosten, die für den Bau eines Einfamilienhauses anfallen, müssen für die Entsorgung des Aushubs aufgewendet werden, sagt Rauch. Das Land will daher ab sofort verschiedene PPP-Modelle entwickeln und mit Deponiebetreibern und auch mit Gemeinden diskutieren.
Große Deponien abseits von Siedlungen
Geplant sind nicht viele kleine Deponien, sondern wenige große, sagt Tittler: „Wir haben natürlich Räumlichkeiten und Flächen im Auge, die möglichst weit weg vom Siedlungsgebiet liegen und wo es zu möglichst wenig Beeinträchtigungen der Bevölkerung kommt, wenn es um die An- und Abfahrten geht.“
Kleine Einzeldeponien nicht sinnvoll
Umweltpolitisch nicht sinnvoll sei jedenfalls die Entstehung vieler kleiner Einzeldeponien, erklärte Rauch, der Abfallwirtschaftsreferent der Landesregierung. Eine Möglichkeit wäre der Export von Bauaushub – der mengenmäßig größten Abfallfraktion – nach Deutschland oder in die Schweiz, wo es ausreichend Kapazitäten für die Deponierung gibt. Das wäre allerdings eine große logistische Herausforderung und nur über die Bahn umzusetzen.
Mehr Deponieangebote schaffen
Nach Ansicht Tittlers und Rauchs ist ein interdisziplinärer Ansatz nötig, der Raumplanung, Verkehrsplanung, Umweltinteressen sowie Wirtschaft und Landwirtschaft miteinbezieht. „Wir deponieren heute auf Kosten der Zukunft – das geht eine Zeit lang, hier gilt es aber auf jeden Fall gegenzusteuern“, so Tittler.
In der Theorie gebe es dafür ein einfaches Rezept: die Schaffung eines größeren Angebots – was allerdings komplex und aufwendig sei. Umso mehr brauche es ein Bekenntnis zur Schaffung von Deponieangeboten und die rasche Genehmigung von neuen Flächen, so der Landesrat.