Politik

Land will sich bei Deponien mehr einmischen

Die Deponiekapazitäten für Bodenaushub sind in Vorarlberg begrenzt. Eine Studie im Auftrag des Landes sagt einen massiven Engpass voraus, falls weiterhin so viel gebaut wird. Die knapper werdenden Schuttflächen treiben die Baukosten in die Höhe. Das Land will jetzt gegensteuern und den Aushub nicht mehr dem freien Markt überlassen.

Vereinfacht gesagt, will das Land den Aushub und die Deponien nicht mehr länger allein dem freien Markt überlassen, sagt Abfall-Landesrat Johannes Rauch (Grüne). Mitmischen will das Land über sogenannte „Private Public Partnership“-Modelle (PPP), so Rauch: „Da gehen private und öffentliche Hand gemeinsam in Betrieb, auch in Genehmigungsverfahren, und haben dann durchaus die Möglichkeit, Markt- und Rahmenbedingungen zu definieren.“

Deponieraum für maximal noch zehn Jahre

Das bedeutet mitzubestimmen, wie hoch der Preis sein darf, wer den Aushub anliefern darf und vor allem welche Mengen die Deponie schlucken soll. Wie dringend das Land handeln muss, zeigt die neue Deponie Studie. In Vorarlberg fallen derzeit 1,3 Millionen Tonnen Aushub pro Jahr an, Tendenz steigend.

In zehn Jahren ist rechnerisch Schluss. Dann gibt es keinen Platz mehr, sagt Wirtschaftslandesrat Marco Tittler (ÖVP): „Das heißt, wir müssen ein Angebot schaffen an Deponieflächen. Ich glaube, das ist der Schlüssel dafür, dass wir die Preise auch dämpfen können.“

Abgelagerter Bauschutt einer ÖBB-Baustelle
Robert Mayr
Bis zu drei Prozent der Baukosten müssen für die Entsorgung des Aushubs aufgewendet werden

30 Prozent mehr Material als Kapazität

Einer hochgerechneten verfügbaren Verfüllkapazität von einer bis zu maximal 1,2 Millionen Tonnen pro Jahr bis 2025 steht eine geschätzte Menge von 1,3 Millionen Tonnen Ablagerungsmaterial jährlich gegenüber. Das heißt, es fallen pro Jahr bis zu 30 Prozent mehr abzulagerndes Material an als Deponieraum zur Verfügung steht.

Deponiepreise treiben Baukosten

Die Deponiepreise sind hoch: Bis zu drei Prozent der Kosten, die für den Bau eines Einfamilienhauses anfallen, müssen für die Entsorgung des Aushubs aufgewendet werden, sagt Rauch. Das Land will daher ab sofort verschiedene PPP-Modelle entwickeln und mit Deponiebetreibern und auch mit Gemeinden diskutieren.

Große Deponien abseits von Siedlungen

Geplant sind nicht viele kleine Deponien, sondern wenige große, sagt Tittler: „Wir haben natürlich Räumlichkeiten und Flächen im Auge, die möglichst weit weg vom Siedlungsgebiet liegen und wo es zu möglichst wenig Beeinträchtigungen der Bevölkerung kommt, wenn es um die An- und Abfahrten geht.“

Deponie
ORF
Laut der Deponiestudie des Landes sind die Kapazitäten in spätestens zehn Jahren aufgebraucht

Kleine Einzeldeponien nicht sinnvoll

Umweltpolitisch nicht sinnvoll sei jedenfalls die Entstehung vieler kleiner Einzeldeponien, erklärte Rauch, der Abfallwirtschaftsreferent der Landesregierung. Eine Möglichkeit wäre der Export von Bauaushub – der mengenmäßig größten Abfallfraktion – nach Deutschland oder in die Schweiz, wo es ausreichend Kapazitäten für die Deponierung gibt. Das wäre allerdings eine große logistische Herausforderung und nur über die Bahn umzusetzen.

Mehr Deponieangebote schaffen

Nach Ansicht Tittlers und Rauchs ist ein interdisziplinärer Ansatz nötig, der Raumplanung, Verkehrsplanung, Umweltinteressen sowie Wirtschaft und Landwirtschaft miteinbezieht. „Wir deponieren heute auf Kosten der Zukunft – das geht eine Zeit lang, hier gilt es aber auf jeden Fall gegenzusteuern“, so Tittler.

In der Theorie gebe es dafür ein einfaches Rezept: die Schaffung eines größeren Angebots – was allerdings komplex und aufwendig sei. Umso mehr brauche es ein Bekenntnis zur Schaffung von Deponieangeboten und die rasche Genehmigung von neuen Flächen, so der Landesrat.