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Wirtschaft

Millionen für Weiterbildung und Qualifikation

Im Jahr 2020 waren im Schnitt fast 14.000 Menschen in Vorarlberg arbeitslos – das waren um 46 Prozent mehr als im Jahr davor. Das AMS erhält nun zusätzliches Geld – zwölf Millionen Euro – um eine aktive Arbeitsmarktpolitik zu betreiben, unter anderem um Qualifikation und Weiterbildung zu finanzieren. Auch die Arbeiterkammer ruft dazu auf, Weiterbildung als große Chance zu nützen.

Um angesichts der hohen Arbeitslosenzahlen eine aktive Arbeitsmarktpolitik betreiben zu können, bekommt das AMS in Vorarlberg heuer 49 Millionen Euro – das sind um zwölf Millionen mehr als im vergangenen Jahr. „Damit sollen mehr Perspektiven sowohl für Arbeitsuchende als auch für Unternehmen geschaffen werden, die nach Fachkräften suchen, denn die Qualifikation ist auch in Krisenzeiten der Schlüssel zum Erfolg“, betonte AMS-Landesgeschäftsführer Bernhard Bereuter bei einer Pressekonferenz am Dienstag.

Qualifizierung nach Pflichtschulabschluss

Das Geld soll unter anderem in die Qualifizierung von Menschen ohne Arbeitsplatz oder ohne Lehrstelle fließen. Denn laut Bereuter gab es im Spätherbst eine Arbeitslosenquote von 18,7 Prozent bei den Menschen, die nicht mehr als einen Pflichtschulabschluss vorweisen können.

Diese Quote war mehr als doppelt so hoch wie bei Menschen mit Lehrabschluss und sogar mehr als dreimal höher als bei Menschen mit akademischer Bildung. Darum setzt das AMS vor allem bei jungen Menschen an, ihnen soll wenn nur irgendwie möglich zu einer Lehre verholfen werden.

Verschiedene Modelle für Qualifikation

Das AMS Vorarlberg bietet in diesem Zusammenhang für das Jahr 2021 unterschiedliche Modelle an. Dazu zählen das Projekt „Chance“, die Implacementstiftungen „Frauen in Handwerk und Technik (FiT)“ und „Connexia – Betreuung und Pflege“ sowie die neue „Zukunftsstiftung Vorarlberg“. Für alle Qualifizierungsaktivitäten inklusive der Beiträge zur Deckung des Lebensunterhaltes während der Ausbildung stellt das AMS für 2021 rund 23,5 Millionen Euro bereit.

Zudem soll verstärkt für Menschen über 18 Jahren die Chance auf einen Lehrabschluss über eine spezielle Lehrstellenförderung ermöglicht werden. Das Budget für diese betriebliche Lehrstellenförderung wurde für 2021 um eine Million Euro auf 4,1 Millionen Euro erhöht.

Appell an alle Jobsuchenden

Aber Bereuter empfiehlt auch allen anderen Jobsuchenden dringend, jetzt bei der Qualifizierung etwas zu tun: „Wir rufen alle, die auf Jobsuche sind, dazu auf, sich bei uns zu melden und sich zu erkundigen, welche Qualifizierungsangebote sie weiterbringen können. Wir können diese Angebote finanzieren.“

Personen, die aktuell von Kündigungsmaßnahmen betroffen und nicht sofort vermittelbar sind, können laut Bereuter die Arbeitsstiftung Vorarlberg nutzen. Diese soll Menschen eine neue berufliche Perspektive eröffnen und sie dabei unterstützen, die Chancen zu einem Wiedereinstieg ins Berufsleben zu nutzen.

„Unternehmen können durch einen Beitrag von 500 Euro die Teilnahme ihres ehemaligen Mitarbeiters, ihrer ehemaligen Mitarbeiterin ermöglichen. Für die Arbeitsstiftung Vorarlberg sind für das Jahr 2021 rund 630.000 Euro eingeplant“, informierte der AMS-Landesgeschäftsführer. Auch gefördert wird die arbeitsmarktrelevante Höherbildung im erlernten Beruf – hier gehe es vor allem um die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik sowie die Bereiche Pflege und Digitalisierung.

Bereuter rechnet mit weiterer Steigung

Bereuter geht davon aus, dass die Arbeitslosigkeit weiter steigen wird – wenn auch nur leicht. „Wir bewegen uns auf einem sehr hohen Niveau“, so der AMS-Landesgeschäftsführer. Es liege auf der Hand, dass so mancher Betrieb nicht über die nächsten Monate kommen werde, ohne Personal abzubauen.

Arbeiterkammer: Weiterbildung die große Chance

Auch die Vorarlberger Arbeiterkammer (AK) betonte bei einer Pressekonferenz am Dienstag, dass Weiterbildung und Umschulung für viele Menschen die große Chance seien, wieder einen Job zu bekommen. Die Arbeitnehmer zahlten ihre Beiträge in die Arbeitslosenversicherung selbst, so Arbeiterkammerdirektor Rainer Keckeis, damit hätten sie auch das Recht auf die beste Beratung und Unterstützung beim AMS.

Weiterbildung im Beruf müsse aber auch in der Kurzarbeit unterstützt werden, so Keckeis weiter. Derzeit wird sie über den Arbeitgeber abgewickelt, nur sieben Prozent nützten diese Möglichkeit. Keckeis ruft die Unternehmer dazu auf, diese Möglichkeit der Weiterbildung mehr zu nützen, 60 Prozent der Kosten würden vom AMS bezahlt.

AK fordert höheres Arbeitslosengeld

Ein Anliegen der Arbeiterkammer ist auch die Erhöhung des Arbeitslosengeldes von 55 Prozent des Nettoeinkommens auf 70 Prozent. Damit würden Existenzen gesichert und Weiterbildung erst möglich gemacht.