Die Kamele vom Zirkus Berlin.
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Tiere

„Circus Berlin“ sucht Bleibe in Vorarlberg

Vor eineinhalb Jahren ist der „Circus Berlin“ in Vorarlberg gestrandet. Mit dem Ausbruch der CoV-Pandemie mussten alle Auftritte abgesagt werden, die Zirkusfamilie ist seither auf Spenden angewiesen. Bisher war der Zirkustross auf einem alten Betriebsgelände in Bregenz untergebracht, doch dort müssen sie den Platz nun bald räumen.

Seit mehreren Monaten steckt der deutsche „Circus Berlin“ nun schon in Vorarlberg fest – zuerst wegen einer Tierseuche und dann wegen der Coronavirus-Pandemie. Seitdem werden die vier Kamele und elf Pferde mit Futterspenden versorgt und die Künstlerinnen und Künstler leben von Spendengeldern.

Neuer Standort muss gefunden werden

Doch die prekäre Situation des Wanderzirkus spitzt sich immer mehr zu: Der Besitzer des Betriebsgeländes im Bregenzer „Neu Amerika“, wo der Zirkustrupp seit einiger Zeit campiert, will nun Mitte Februar ein Bauprojekt starten. Die Frage, wohin der Zirkus nun umsiedeln kann, bereitet Juniorchef Michael Lauenburger derzeit schlaflose Nächte.

Eine Rückkehr nach Deutschland sei jedenfalls nicht möglich, sagte Lauenburger: „Gesetzlich wäre es eigentlich nicht erlaubt. Niemand darf sich derzeit weiter als 50 Kilometer von seinem Wohnort entfernen, also wo sollen wir hin? Wir haben kein eigenes Zuhause, wir haben nur eine Meldeadresse und die ist in Schleswig-Holstein, über 1.000 Kilometer entfernt.“

Keine Veterinärsperre mehr vorhanden

Außerdem, sagte Lauenburger, hätten die Zirkus-Lkw keine TÜV-Plakette, keinen Treibstoff, und es fehle auch die nötige Versicherung für die Fahrzeuge. Die Familie Lauenburger betreibt den „Circus Berlin“ in der siebten Generation. Den Tieren gehe es gut, sagte Landesveterinär Norbert Greber. Aus tiermedizinischer Sicht spreche daher nichts gegen eine Ausreise.

Sie haben eine Lösung?

Wer den Zirkus unterstützen möchte oder einen geeigneten Standort für die Artisten und Tiere hat, kann sich gerne bei Zirkusdirektor Adolf Lauenburger (Tel.: +49 174 163 38 59) melden.

„Es gibt diese alte Mär, dass der Zirkus in Vorarlberg festsitzt. Dass war auch tatsächlich so, im Sommer 2019 aufgrund einer Pferdekrankheit. Deshalb konnte der zeitgleich in Lustenau gastierende Zirkus nicht weiterreisen und musste damals für drei Monate dort bleiben, aber das ist längst vorbei. Es gibt keine Veterinärsperre mehr, der Zirkus könnte also jederzeit abreisen“, sagte Greber.

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Pferde
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Die Kamele vom Zirkus Berlin.
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Pferdestall vom Zirkus Berlin.
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Die Kamele vom Zirkus Berlin.
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Pferdestall vom Zirkus Berlin.
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Die Stallungen vom Zirkus Berlin.
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Zirkus Berlin Container-Siedlung
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Lkw vom Zirkus Berlin.
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Zirkus Berlin-Plakat
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Zirkusfamilie fühlt sich im Stich gelassen

Die Tiere müssen täglich versorgt und – gerade jetzt im Winter – auch irgendwo untergestellt werden. Die Ställe im benachbarten Kloster Mehrerau wären dafür ideal, sagte Lauenburger. Aber da habe es genauso eine Absage gegeben wie bei anderen möglichen Standorten im Land. Von den Gemeinden fühlt sich die Zirkusfamilie im Stich gelassen.

„Jede Stadt in Vorarlberg hätte einen geeigneten Platz, wo auch sonst immer der Zirkus gastiert. Es wäre nicht schlimm, wenn man, bis die Coronavirus-Krise vorbei ist, den Zirkus dort stehen lassen würde. Wir möchten von niemandem was, wir möchten nur stehen. In unserem Interesse ist es weiterzuziehen, wir sind reisende Zirkusmenschen“, sagte Lauenburger. Die Stadt Bregenz teilte mit, dass die Probleme des „Circus Berlin“ bekannt seien. Man suche bereits gemeinsam mit dem Gemeindeverband nach einem neuen Standort.