Politik

Weiter Wirbel um Vorreihungen bei Impfungen

Die Wogen wegen der nicht eingehaltenen Reihenfolge bei den CoV-Impfungen gehen weiter hoch. Dienstagabend wurde publik, dass sich nach dem Feldkircher Bürgermeister Wolfgang Matt (ÖVP) auch die Bürgermeisterin in Rankweil, Katharina Wöss-Krall (ÖVP), in einem Altersheim impfen ließ.

Bevor kritische Stimmen auch im Fall von Wöss-Krall öffentlich würden, meldete sich die Bürgermeisterin von Rankweil vorsorglich selbst und rechtfertigte in einer schriftlichen Stellungnahme ihre Impfung, die bereits am 13. Jänner im Sozialzentrum Haus Klosterreben stattgefunden hat.

Porträtfoto der Rankweiler Bürgermeisterkandidatin Kathanrina Wöss-Krall von der Volkspartei.
VP Rankweil
Rankweils Bürgermeisterin Rankweil, Katharina Wöss-Krall (ÖVP)

Sie sei in ihrer Funktion als Geschäftsführerin der Sozialzentrum GmbH Haus Klosterreben vor Ort gewesen, um sich ein Bild vom Beginn der Impfungen zu machen. „Eine Impfabsicht meinerseits gab es zu diesem Zeitpunkt nicht“, schreibt Wöss-Krall. Sie habe eine übrig gebliebene Impfdosis erhalten, die habe sie „im besten Wissen und Gewissen“ angenommen. „Für mich war es sinnvoller, den Impfstoff aufzubrauchen, als ihn wegzuwerfen“, so die Bürgermeisterin.

Familiäre Verbindungen erzeugen schlechte Optik

Wöss-Kreil hat familiäre Verbindungen zum Impfkoordinator des Landes und zur Ärztekammer. Das verschlechtert die Optik zusätzlich.

Nach Angaben des Rankweiler Gemeindearztes Siegfried Hartmann, der ebenfalls bei der Impfaktion vor Ort war, habe unter anderem die Schwester der Bürgermeisterin, die Medizinerin Magdalena Wöß, die Impfungen vorgenommen.

Zwei Ersatzlisten für übrig gebliebene Impfdosen

Seinen Angaben zufolge gab es zwei Ersatzlisten, da man davon ausging, dass Dosen übrig bleiben werden. Auf der ersten Liste waren demnach Menschen vom Krankenpflegeverein und dem mobilen Hilfsdienst, auf der zweiten Ersatzliste sei unter anderen der Name der Bürgermeisterin gewesen. Bei dieser zweiten Impfrunde der Ersatzliste war Katharina Wöß-Krall nicht dabei. Wie ist sie dann zu ihrer Dosis gekommen?

Laut „Vorarlberger Nachrichten“ gibt es an der Darstellung der Bürgermeisterin Zweifel. Es hätten Mitarbeiter aus Hilfsdiensten ohne Impfung den Nachhauseweg antreten müssen, so die Zeitung in Berufung auf Augenzeugen.

Matt verteidigte sich

Auch Feldkirchs Bürgermeister Wolfgang Matt steht seit seiner Imfpung unter Beschuss. In der ZIB2 rechtfertigte er sich mit den Worten, er sei „auf Abruf in einer Ecke gestanden“ und habe gewartet, ob Impfstoff übrig bleibt. Er sei als Eigentümer-Vertreter auf der Back-up-Liste gestanden, er habe aber niemandem etwas weggenommen und hätte auf die Impfung verzichtet, wenn sich andere zur Impfung angeboten hätten.

Wolfgang Matt zum Vorwurf der „Bürgermeister-Impfung“

Die Behörden prüfen Vorwürfe, wonach unter anderen lokale Politiker zu früh geimpft worden seien. Gast ist der Bürgermeister von Feldkirch, Wolfgang Matt, einer der kritisierten Bürgermeister.

Es sei aber niemand da gewesen, und man hätte so schnell niemanden auftreiben können, so Matt in der ZIB2. „Ich schmeiße auch kein altes Brot weg, daraus wird Toast gemacht.“ An Rücktritt denke er nicht, sagte der Stadtchef.

Wallner ohne Verständnis

Kein Verständnis für die Immunisierung von Matt zeigte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP). „Der Impfstoff ist knapp verfügbar. Es gibt einen klar definierte Impfplan, an den man sich zu halten hat“, betonte Wallner zu Mittag nach einem Telefongespräch mit Matt. Falls bei einer Impfaktion tatsächlich einzelne Dosen übrig blieben, so seien diese in der Zielgruppe zu verimpfen, stellte Wallner klar – mehr dazu in Scharfe Kritik an „Bürgermeister-Impfung“.

Gozzi ließ Mitarbeiter und Angehörige impfen

Bereits in der vergangenen Woche hatte es in Vorarlberg Aufregung gegeben, weil Rot-Kreuz-Direktor Roland Gozzi von der Impf-Reihenfolge abgegangen war. Er hatte nicht nur Rot-Kreuz-Mitarbeiter, sondern auch deren Angehörige zur Impfung eingeladen. Gozzi hatte nach eigenen Angaben befürchtet, dass der Impfstoff verfallen könnte. Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) betonte, dass man die Impfung der Angehörigen sofort unterbunden habe.

Länder sollen besser kontrollieren

Angesichts gehäufter Meldungen über Unregelmäßigkeiten bei Impfungen nimmt das Ministerium nun die Bundesländer in die Pflicht. Ihnen obliege primär die Kontrolle, ob die Vorgaben eingehalten werden, hieß es.

Das Land Vorarlberg hat nun reagiert. Seit letzter Woche erfolgt die Bestellung von Impfstoff für Vorarlberg nur mehr zentral über den Impfkoordinator des Landes. War es im Vorfeld noch möglich, dass Alten- und Pflegeheime direkt bei der Bundesbeschaffung GmbH Impfstoff bestellen konnten, wurde dieses System nun auf die zentrale Einmeldung über das Land geändert. Auch Arztordinationen können derzeit keinen Impfstoff direkt anfordern.