Coronavirus

Sanitätsdirektor ortet „Corona-Müdigkeit“

Ab Dienstag kann man sich an sieben Standorten in Vorarlberg gratis auf das Coronavirus testen lassen. Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher befürchtet, dass die Beteiliung jetzt weiter sinkt. Zu groß sei die „Corona-Müdigkeit“ in Bevölkerung.

An den Massentests im vergangenen Jahr haben lediglich 30 Prozent der Bevölkerung teilgenommen. Grabher befürchtet, dass es dieses Mal nicht besser werden wird. Dabei seien Tests und Impfungen derzeit die einzigen Mittel gegen die Pandemie, sagte Grabher im Samstaginterview von ORF Radio Vorarlberg.

Ab Dienstag kann man sich an sieben Standorten in Vorarlberg gratis auf eine Coroñavirus-Infektion testen lassen. Dabei wird großer Wert auf das Contact Tracing gelegt, also auf die Nachverfolgung von Kontaktpersonen. Im vergangenen Jahr hat es da etliche Probleme gegeben, weil zu wenig Personal vorhanden war. Wie ist das Infektionsteam derzeit aufgestellt?

Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher: Das Personal ist eigentlich momentan kein Problem. Wir haben in dieser Hochphase der Infektion, wo wir bis zu 200 Erkrankungen pro Tag hatten, dass Infektionsteam auf circa 250 Personen aufgestockt, weil es zeitweise nicht optimal funktioniert hatte. Und diese Personalressourcen steht jetzt eigentlich aktuell zur Verfügung.

Aufgrund der britischen Virus Mutation, die ja viel ansteckender ist als die bisherige Variante, wird mit einem neuerlichen Anstieg der Infektionszahlen gerechnet. Welche Kontaktgruppen werden denn jetzt herausgefiltert, um die Ausbreitung der Pandemie zu stoppen?

Sanitätsdirektor Wolfgang Grabher: Alle Kontaktpersonen, die von einer Person angegeben werden, werden kontaktiert. Sie werden mittlerweile sogar zweimal getestet, sobald sie bekannt werden. Und am Ende der Absonderungen werden sie noch einmal getestet, um mögliche Spät-Infektionen auch zu eruieren. Das, kann man sagen, funktioniert momentan reibungslos.

Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) , Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) und Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher
ORF Vorarlberg
Wolfgang Grabher in einer Pressekonferenz mit Landeshauptmann Markus Wallner und Landesrätin Martina Rüscher (ÖVP)

Erwarten Sie diesmal eine höhere Beteiligung an den Coronavirus-Testungen als das letzte Mal?

Sanitätsdirektor Wolfgang Grabher: Das befürchte ich, dass eher das Gegenteil eintreten wird, einfach weil auch diese Müdigkeit, auch eine gewisse Resignation in allen Bereichen spürbar ist. Und das ist auch bei den Testungen spürbar.

Parallel zu den Testungen gehen in Vorarlberg auch die Impfungen weiter. Bis Ende Jänner sollen alle Alters- und Pflegeheime mit der ersten Dosis geimpft werden. Ab wann bekommen denn die bisher bereits geimpften Menschen ihre zweite Teil-Impfung

Sanitätsdirektor Wolfgang Grabher: Nachdem mit dem momentanen Impfstoff der Firma Pfizer das Intervall mit 21 bis 42 Tagen festgelegt ist, haben diese zwei Impfungen teilweise schon begonnen. Für alle die Personen, die die erste Impfung bekommen haben, da sind diese zwei Termine bereits fixiert und die Impfstoffe eigentlich zugesichert.

Und ab wann wird in Vorarlberg die nächste Personengruppe geimpft? Also Menschen ab 80 Jahren, die nicht in Heimen leben.

Sanitätsdirektor Wolfgang Grabher: Das hängt ein bisschen ab von der Impfstoff-Lieferung. Wir sind derzeit in engen Verhandlungen mit dem Bundesministerium und wir hoffen, dass wir im Jänner noch – vielleicht Anfang Februar – mit der ersten Impfung dieser über 80-Jährigen beginnen können.

Wie kommen Sie an diese Menschen heran? Wie können sich diese zu einer Impfung anmelden?

Sanitätsdirektor Wolfgang Grabher: Das ist dieses Vormerksystem im Internet und da besteht auch die Möglichkeit, dass man sich telefonisch über 1450 anmelden kann. Und es besteht als dritte Möglichkeit, dass man sich über seinen Hausarzt in dieses System anmelden lässt. Das Prinzip ist dasselbe, wie es jetzt ist bei diesen Anmeldungen für die Testungen. Eine Plattform, wo man sich mit Namen und Alter anmelden muss. Weitere Daten sind bei dieser aktuellen Vormerkung nicht erforderlich. Das ist also noch nicht der Termin zu einer Impfung. Also die Leute dürfen dann nicht denken, sie kriegen dann ein Schreiben, sondern in einem zweiten Schritt werden dann die Personen aufgefordert sich anzumelden, wenn ihre Gruppe dran ist.

Und was passiert mit den älteren Menschen, die nicht mehr mobil sind und gar nicht in die Zentren gehen können?

Sanitätsdirektor Wolfgang Grabher: Das ist momentan ein Problem. Da muss man sagen, dass wir die in der momentanen Situation mit diesem Impfstoff, den wir zur Verfügung haben, nicht impfen können. Und zwar einfach deshalb, weil dieser Impfstoff ab dem Zeitpunkt, wo er aufgetaut ist, erstens nur kurzfristig verwendbar ist und nicht mehr transportiert werden darf. Das hört sich jetzt banal an, aber dieser Impfstoff ist dermaßen empfindlich, dass er bei langer Erwärmung oder wenn er geschüttelt wird, z.B. sofort kaputt ist.

Sie haben vorher die Menge des Impfstoffes bereits angesprochen. Wie sieht es denn da überhaupt aus?

Sanitätsdirektor Wolfgang Grabher: Momentan ist es noch ein Warten auf die nächste Woche, dass wir eigentlich nicht konkret wissen, wie hoch die Liefermengen in wenigen Wochen sein werden. Dadurch natürlich ist auch aktuell eine Planungssicherheit nicht gegeben.

Ist zu wenig Impfstoff da?

Sanitätsdirektor Wolfgang Grabher: Da muss man klar sagen, wenn ausreichend Impfstoff da wäre, könnte man natürlich über die bestehenden Strukturen tausende Menschen gleichzeitig Impfen.

Laut Grabher haben sich zwar schon an die 300 Ärztinnen und Ärzte für mobile Impfteams gemeldet, dazu brauche es aber den angekündigten Impfstoff von Astra-Zeneca. Dieser sei leichter zu handhaben und transportfähig. Mit einer Zulassung dieses Mittels rechnet Grabher aber erst ab März.

Landesweit bislang 9.744 Personen geimpft

Bis Samstagmittag wurden in Vorarlberg 9.744 Menschen geimpft, teilt die Landessanitätsdirektion am Samstag mit. Insgesamt wurden 2.044 Personen in Vorarlberger Pflegeheimen geimpft, davon 1.197 Bewohnerinnen und Bewohner sowie 847 Pflegekräfte. Die Erstimmunisierung konnte damit in 32 der 17 Pflegeheime im Land bereits abgeschlossen werden. Nach aktuellem Stand liegt die Impfquote bei den Pflegenden unverändert bei rund 52 Prozent, jene der Bewohner bei 86 Prozent. Eine Impfung haben darüber hinaus 4.589 Personen aus Gesundheitsberufen sowie 3.111 Spitalsbedienstete erhalten.