Kläranlage Bregenz
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Umwelt

Kläranlage in Bregenz wird modernisiert

Die Abwasserreinigungsanlage in Bregenz wurde Mitte der 1960er Jahre errichtet und war damals erst die zweite biologische Kläranlage Österreichs und die erste am Bodenseeufer. Jetzt wird sie um 7,9 Millionen Euro auf den neuesten Stand der Technik gebracht.

Eine mehrere hundert Meter lange Schneise wurde von den Klärbecken der Kläranlage Bregenz durch das Naturschutzgebiet in Richtung See geschlagen. Bald schon sollen dort zwei Meter dicke Abwasserrohre die in die Jahre gekommene Seeeinleitung ersetzen. Über diese wurde bisher das gereinigte Abwasser von den Klärbecken in den See geleitet.

Rückbau des bestehenden Notüberlaufs

Zusätzlich wird künftig der Notablauf bei starken Regenfällen nicht mehr über ein Rohr in die Bregenzer Ach, sondern auch über die neue Leitung direkt in den Bodensee geleitet.

„Der bestehende Notüberlauf, der derzeit noch in die Bregenzer Ach mündet, musste aufgrund von naturschutztechnischen Auflagen umgelegt werden. Durch den Rückbau besteht aber der Vorteil, dass sich die Ach besser entfalten kann“, erklärt der Leiter der Kläranlage in Bregenz, Stefan Carotta.

ARA Bregenz – Neue Seeeinleitung

Um 7,9 Millionen Euro wird von der Kläranlage Bregenz eine neue Abwasserleitung in den See errichtet. Mit dieser Leitung wird das gereinigte Abwasser der Landeshauptstad in den Bodensee geleitet.

260 Meter lange Leitung unter Wasser

Ein weiterer Pluspunkt ist, das damit auch die Badewasserqualität beim Mündungsgebiet der Ach verbessert wird. Beim Übergabepunkt am See wird im März eine 260 Meter lange Leitung im Bodensee bis zu 15 Meter zur sogenannten Sprungschicht abgesenkt. „Das Wasser wird dann also direkt Richtung Seegrund geleitet und kann nicht mehr aufsteigen. Die vier Grad Celsius Wassertemperatur verhindern das“, so Carotta.

100 Liter Abwasser pro Sekunde

Die Kläranlage Bregenz reinigt auch die Abwasser von Kennelbach und einen Teil von Lochau. Im Schnitt produzieren die rund 32.000 Bewohnerinnen und Bewohner des Einzugsgebietes pro Sekunde 100 Liter Abwasser. Kommt Regenwasser dazu, können es bis zu 4.000 Liter pro Sekunde sein, was rund 30 Badewannen entspricht. In den Klärbecken wird das anfallende Wasser innerhalb eines Tages gereinigt und in den See geleitet.

Drogen und Coronaviren

Da der Bodensee Trinkwasserspeicher für fünf Millionen Menschen ist, muss der Reinigungsgrad der Anlage mehr als 95 Prozent betragen. „Beim normalen Abwasser wird natürlich hauptsächlich Stickstoff, Kohlenstoff und Phosphor herausgeholt und alles, was sonst noch so ankommt, also Feuchttücher, Zigarettenstummel und so weiter“, erklärt der Experte.

Aber auch ganz besondere Stoffe lassen sich im Abwasser einer Stadt nachweisen. „Auch die Abbaustoffe von Rauschmitteln sind ganz klar nachweisbar und zusätzlich gibt es ein Projekt der Uni Innsbruck bezüglich Corona im Abwasser, da sind wir auch dabei und liefern Proben ab“, sagt Carotta. Bis zum Sommer sollen die Bauarbeiten an der Bregenzer Kläranlage zur Gänze abgeschlossen sein. Dann wird auch das in Mitleidenschaft gezogene Natura 2000-Schutzgebiet wieder renaturiert.