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ORF Vorarlberg
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Bildung

Kritik an möglicher Schulstart-Verschiebung

Der für Montag vorgesehene Start des Präsenzunterrichts könnte bis ans Ende der Semesterferien verschoben werden. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) bestätigte, dass dieser Schritt intensiv diskutiert wird. Die Opposition kritisiert bereits im Vorfeld, wärhend Lehrer, Schüler und Eltern sich bereits für dieses Szenario rüsten.

Die Hinweise verdichten sich, dass der Wunsch nach dem längst ersehnten Präsenzunterricht sich wohl nicht so schnell erfüllen wird. In den Schulen wird diese Botschaft ganz unterschiedlich aufgenommen: „Eine gewisse Gelassenheit haben wir sicher inzwischen entwickelt. Das muss man auch in Zeiten wie diesen, weil wir immer sehr kurzfristig informiert werden wie’s dann weiter geht“, sagt der Direktor der Volksschule Lustenau Kirchdorf, Christoph Wund.

Man baue keine übertriebenen Erwartungen auf, dann werde man auch nicht sehr enttäuscht, aber: „Es wäre schade, wenn es kommen sollte, dass wir bis zum Semesterende keinen Präsenzunterricht mehr haben, weil gerade in der Volksschule das Distance Learning einfach schon schwierig ist.“

„Was machen wir noch aus diesem Jahr?“

Die Direktorin der Mittelschule Lauterach, Gabriele Dünser sagt: „Mir persönlich und auch unserer Schule ist es lieber, wir haben eine klare, auf Fakten basierende Entscheidung und nicht irgendein politisches hin und her, wo man heute nicht weiß, was morgen ist.“ Stattdessen solle man wirklich sagen, wenn die Zahlen zu hoch sind, können wir die Schulen nicht öffnen, so Dünser.

„Ich denke, es kommt nicht unerwartet“, meint der Vorsitzende der AHS-Personalvertretung, Gerhard Pusnik: „Das ist wahrscheinlich das Bittere daran, dass man jetzt merkt, dieses Jahr geht dahin, es zerbröseln die Monate und wir sind eigentlich nicht wirklich darauf vorbereitet. Wir müssen jetzt schauen, was machen wir noch aus diesem Jahr.“

Keine Rückkehr in die Schulen?

Der Start des Präsenzunterrichts in den Schulen könnte sich verschieben. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) sagte dazu beim Regierungsfoyer am Dienstag, dass es intensive Diskussionen darüber gebe, wie man nach dem derzeit geplanten Lockdown-Ende vorgehe. Hauptgrund dürfte die Furcht vor einer unkontrollierten Ausbreitung der neuen Virus-Mutation aus Großbritannien sein.

Notengebung wird hinterfragt

Das fragen sich natürlich auch viele Elternteile, nicht nur was die Heim-Betreuung, sondern auch die Notengebung betrifft: „Man muss sich wirklich Gedanken machen, ob eine seriöse Notengebung im Wintersemester überhaupt noch möglich ist“, so Michael Tagger vom Landeselternverband. Und wenn das nicht möglich sei, müsse man überlegen, wie man die Übergänge angeht: „Ob man dann vielleicht den Übergang erst mit dem Ganzjahreszeugnis macht.“ Es müsse Rücksicht, Toleranz und Offenheit geben, dass man etwas Neues ausprobiert, so Tagger.

Wer erbringt die Leistung?

„Bei Kindern, die zuhause sind, können wir nicht wirklich feststellen, von wem die Leistung stammt“, so Volksschuldirektor Wund. „Wir wissen ja nicht, hat’s die Mama gemacht oder der Onkel oder das Kind selbst. Wie gut kann sie oder er es wirklich?“ Es werde eine Lösung geben, meint Personalvertreter Pusnik, wenn man nicht zu sehr an der Leistungsfeststellung in Form von Tests und Schularbeiten festhält: „Ich glaube, wie wir das in der Vergangenheit gemacht haben, wird nicht gehen.“

„Wir können nicht so tun, als ob nichts ist“

„Ich erwarte mir auch von höheren Schulen, dass da auch Druck herausgenommen wird“, meint Mittelschuldirektorin Dünser: „Wir müssen jetzt auch Druck aus dem Lernen herausnehmen. Die Schüler bemühen sich zu einem ganz hohen Maße enorm auch im Distance Learning, aber wir können nicht so tun, als ob nichts ist – wir müssen darauf Rücksicht nehmen.“

Schülerdemo in Dornbirn

Die Aktion Kritscher Schüler hat am Marktplatz Dornbirn zu einer Demo unter dem Titel „Bildung brennt“ eingeladen. Die Themen: das neue Uni-Gesetz und der neuerlich verlängerte Schul-Lockdown.

Schüler-Demo: „Bildung brennt“

Die Aktion Kritische Schüler*Innen hat am Dienstagnachmittag auf dem Dornbirner Marktplatz eine Kundgebung abgehalten unter dem Titel „Bildung brennt“. Eigentlich sollte es dabei um die neue Uni-Novelle gehen. Die Meldungen über die mögliche Verlängerung des Fernunterrichts goss zustzlich Öl ins Feuer.

AHS-Landesschulsprecher Maximilian Kubesch kritisiert, dass Schüler und Schülerinnen seit Anfang der Pandemie im Stich gelassen werden: „Gerade jetzt ist das einfach ein schlechtes Zeichen, die Motivation für das Distance Learning ist bei den Schülern und Schülerinnen nicht mehr da, sie kennen ihre Klasse gar nicht mehr von innen und dafür müssen sie jeden Tag acht Stunden in einen Bildschirm starren.“

Das halten viele nicht mehr durch, bestätigt auch die Sprecherin der Aktion kritischer Schüler*innen, Flora Prantl: „Wir fordern ganz klar, die Schulen so schnell wie möglich wieder aufzusperren. Bildung sollte Priorität haben!“

Opposition kritisiert mögliche Verschiebung

Auch von Seiten der Opposition gibt es Reaktionen zur möglichweise verschobenen Schulöffnung: FPÖ-Landesobmann Christof Bitschi hat kein Verständnis für die Verschiebung. Es sei inakzeptabel, wie ÖVP und Grüne mit unseren Kindern und Jugendlichen umgehen. Auch NEOS-Klubobfrau Sabine Scheffknecht verlangt, dass der Bildungslockdown endlich ein Ende hat. Man brauche einen genauen Fahrplan und mehr Testungen an Schulen.