Simulation Unfall Kind
KFV/TU Graz
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chronik

Rodel-Crashtest: Helm und Sitzposition entscheidend

Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) hat mit der Technischen Universität Graz in einem computersimulierten Crashtest erstmalig Rodelunfälle untersucht. Mit alarmierenden Ergebnissen: Ohne Helm können Kollisionen schon bei geringer Geschwindigkeit tödlich enden. Und: Kinder sollten unbedingt immer hinter Erwachsenen sitzen.

Durchschnittlich verletzen sich in Vorarlberg jährlich rund 200 Personen so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Österreichweit sind es jährlich mehr als 2.200 Verletzte bei Rodelunfällen. Im Schnitt enden zwei dieser Unfälle tödlich, in der Rodelsaison 2019/20 starben sogar fünf Menschen. Dabei zählen Kollisionen mit stehenden Hindernissen wie etwa einem Baum zu den häufigsten Todesursachen.

„Ergebnisse sind alarmierend“

Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) hat nun mit der Technischen Universität Graz in einem computersimulierten Crashtest erstmalig Rodelunfälle untersucht. Solche Crashtests werden sonst in der Verkehrssicherheitsforschung verwendet.

Für die Studie wurden anhand von Berechnungen und Computersimulationen mit virtuellen Menschmodellen untersucht, welche Maßnahmen das Verletzungsrisiko beim Rodeln verringern können. „Die Ergebnisse unserer Crash-Simulation sind alarmierend. Denn die Sicherheit eines einfachen Rodelausflugs ist trügerisch, spätestens dann, wenn man ohne Helm auf ein annähernd starres Hindernis wie einen Baum trifft“, so KFV-Sprecherin Johanna Trauner-Karner in einer Aussendung zur Studie.

Sicherheitsfaktor Helm

Die Simulationen zeigen demnach deutlich: Bei Kindern, die ohne Helm rodeln, besteht bereits ab ca. 10 km/h ein erhebliches Risiko für schwere Kopfverletzungen. Ab einer Geschwindigkeit von ca. 20km/h steigt zu den Kopfverletzungen zudem das Risiko für Rippen- und Oberschenkelfrakturen.

„Die Untersuchungen belegen, dass ein Helm das Kopfverletzungsrisiko deutlich reduziert – und zwar unabhängig von der Geschwindigkeit und unabhängig davon, ob die Person frontal oder seitlich gegen ein Hindernis prallt“, so Stefan Smit, Forscher am Institut für Fahrzeugsicherheit.

Rodel Crashtest Simulation
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Kinder sollten immer hinter den Erwachsenen sitzen, sonst wird der Druck auf den Kinderkörper enorm.

Kinder sollten unbedingt hinten sitzen

Einfluss auf den Verletzungsgrad bei Kindern hat außerdem deren Sitzposition, wenn sie gemeinsam mit Erwachsenen rodeln. Sitzt das Kind vorne am Schlitten, besteht neben dem Kopfverletzungsrisiko auch ein erhebliches Risiko für Verletzungen des Brustkorbs bzw. der Oberschenkel des Kindes, heißt es in der Aussendung zur Studie.

KFV: Statistik der Rodelunfälle

In allen Simulationsszenarien sei das Kind durch den dahinter sitzenden Erwachsenen förmlich in den Baum „gedrückt“ worden. Während für den Kopf schon allein der Anprall am Baum kritisch sei, seien Brustkorb und Oberschenkel durch das Gewicht der erwachsenen Person und durch die Interaktion mit dem Schlitten so einer extremen zusätzlichen Belastung ausgesetzt. Das Kind werde zwischen Baum und Erwachsenen eingeklemmt, so die Forscher.

Sitzt das Kind hingegen hinten, hat es mit dem Rücken der erwachsenen Person mehr oder weniger einen zusätzlichen Aufprallschutz für den Kopf, zumal der Rücken naturgemäß weicher ist als ein Baum oder eine Liftsäule.

Aufprall an Baum als Unfallszenario

Die Forschenden verwendeten für ihre Untersuchungen virtuelle Modelle des menschlichen Körpers. Diese wurden in einer typischen Rodelhaltung auf einem Schlittenmodell platziert. Als Unfallszenario wurde der Anprall an einem Baum gewählt, eine der häufigsten Ursachen für schwere und tödliche Rodelunfälle.

Diese Unfallsituation wurde mit verschiedenen Anprallgeschwindigkeiten und unterschiedlichen Anprallwinkeln simuliert. Zur Bewertung des Schutzeffekts eines Helmes wurden Simulationen eines allein fahrenden Kindes sowohl mit als auch ohne Helm durchgeführt.

In den Simulationen, in denen das Kind den Schlitten gemeinsam mit einer erwachsenen Person benutzte, saß das Kind einmal vorne und einmal hinten. Das Verletzungsrisiko wurde auf Basis etablierter Verletzungskriterien bewertet.