Pressekonferenz in Lech
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Politik

„Flexenarena“: Lechs Bürgermeister unter Zugzwang

Die Organisatoren der „Flexenarena“ in Lech-Zürs haben Fehler beim Bau der Weltcup- und Trainingsstrecke eingeräumt. Unter Zugzwang gerät auch Stefan Jochum, denn als Bürgermeister von Lech und Geschäftsführer der Betreibergesellschaft ist er Behörde und Partei zugleich.

Der Lecher Bürgermeister Stefan Jochum will rasch seine Funktion als Chef der Betreibergesellschaft der „Flexenarena“ abgeben. Er sei erst seit rund drei Wochen als Bürgermeister im Amt und habe noch keine Zeit gehabt, die Trennung der beiden Funktionen zu regeln. Jochum betont, dass ihm eine saubere und transparente Lösung wichtig ist. Es gebe auch schon einen Nachfolgekandidaten.

Durch die Doppelfunktion von Stefan Jochum als Lecher Bürgermeister und Chef des Organisationskommitees für das Ski-Weltcup-Rennen besteht die Gefahr einer Unvereinbarkeit und Befangenheit, insbesondere weil in Baurechtsverfahren die Gemeinde zuständige Behörde ist, also der Bürgermeister. Die Errichtung der Betonsockel für die Flutlichtanlage ist nach dem Baurecht zu entscheiden.

Pressekonferenz in Lech
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Die Verantwortlichen – darunter der neue Bürgermeister Stefan Jochum als OK-Chef – nahmen am Dienstag vor Ort Stellung

Durch Zeitdruck seien Fehler passiert

Am Dienstag nahmen die Organisatoren erstmals öffentlich Stellung zu den Vorwürfen – bei einer Pressekonferenz im Zielhang in Zürs. Der neue Lecher Bürgermeister und Chef des Organisationskomitees, Stefan Jochum, sagte, es seien Fehler passiert aufgrund des engen Zeitraums und aufgrund von Zusicherungen, die sich dann durch Behördenverfahren verzögert hätten. Es sei aber nicht das Ansinnen einen Skiclubs, Gesetze zu hintergehen, so Jochum. Auch habe man nicht die Herangehensweise, eine Strafe zu zahlen und dann sei alles gut.

„Zeitdruck durch CoV-Krise verschärft“

Die Organisatoren seien bei der Umsetzung unter Zeitdruck gestanden. Dieser sei im Frühjahr durch die Coronavirus-Krise noch verschärft worden. Die Organisatoren sprechen allerdings nur von drei und nicht von fünf Strafanzeigen, wie zuvor Landesrat Johannes Rauch (Grüne).

Die Behördenverfahren hätten sich verzögert – und deshalb habe man den Bau und das Anlegen eines Schneedepots mit der Beschneiung etwas früher begonnen – das sei so gewesen und „dazu stehen wir“, so Philipp Zangerl, Vorstand der Ski Zürs AG. Die anderen Vorwürfe seien nicht nachvollziehbar.

Genehmigungen im Nachhinein

Auf die Millionenförderung durch das Land – die noch nicht ausgezahlt wurde – wollen die Betreiber nicht verzichten. Für die Forderung von Umweltlandesrat Rauch nach einer Nicht-Auszahlung der Landesförderung haben sie kein Verständnis. Schließlich sei alles im Nachhinein genehmigt worden. Und das, was nicht dem Gesetz entspreche, werde ohnehin bestraft.

Weltcupstrecke Zürs
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Die neue Weltcupstrecke – nach 26 Jahren soll der Weltcup wieder nach Lech zurückkehren. Der Hang soll auch als Trainingsstrecke genützt werden.

Betreiber: Bescheid war bereits in Aussicht gestellt

In einer Stellungnahme an die Presse gingen die Organisatoren zudem auf Details ein. Konkret seien dem vorgezogenen Beginn der Bauarbeiten Verzögerungen wegen des Lockdowns bei der Bauverhandlung vorausgegangen, heißt es. Diese habe sich von Mai auf Mitte August verschoben.

Die Verhandlung am 18. August sei positiv verlaufen, die schnellstmögliche Ausstellung des Baubescheids sei in Aussicht gestellt worden, allerdings habe sich dann herausgestellt, dass noch zwei Gutachten fehlten. Vorbereitungsarbeiten an der „Flexenarena“ seien von der Bezirkshauptmannschaft Bludenz bis zum 28. August eingestellt worden.

Schneedepot: Beginn im Herbst zu spät

Auch das zwischenzeitlich genehmigte Schneedepot sei zu früh eingerichtet worden – mit der Errichtung eines solchen könne man aber nicht erst im Herbst beginnen, so die Betreiber weiter. Mit den ansonsten genehmigungskonform ausgeführten Geländeanpassungen sei fünf Tage zu früh begonnen worden. Testversuche an der Beschneiungsanlage seien von der Behörde nicht als solche anerkannt und deshalb angezeigt worden.

Die Beleuchtungsanlage wurde nach Angaben der Betreiber naturschutzrechtlich verhandelt und genehmigt. Für die Beleuchtung der Weltcuprennen nach dem Veranstaltungsgesetz gebe es einen Bescheid der Gemeinde Lech. Für die für die Trainingsstrecke nötigen Masten, die nach der Saison jeweils abgebaut werden, seien bleibende Fundamente nötig, Anträge dazu lägen bei der Gemeinde.

OK-Chef Stefan Jochum beim Pressestatement am Dienstag

Weltcupstrecke als Politthema

Das ganze Projekt Weltcupstrecke mit Flutlichtmasten, Beschneiung und Trainingshang war zuvor zu einem politischen Streitfall geworden. Wie Umweltlandesrat Johannes Rauch (Grüne) in einer Anfragebeantwortung erklärte, seien bei diesem Projekt insgesamt fünf Verwaltungsstrafverfahren eingeleitet worden. Rauch forderte zudem, dass Fördergelder zurückgezahlt werden müssten, wenn wissentlich gesetzliche Vorgaben nicht erfüllt worden seien – mehr dazu in: Weltcupstrecke: Rauch fordert Rückzahlung.

Wallner: Für Förderung braucht es alle Genehmigungen

Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) erklärte am Dienstag, dass er mit dem Skiweltcup in Lech-Zürs kein Problem habe. Die Strecke werde ja nach der Veranstaltung auch vom Skinachwuchs für das Training genutzt. Wallner nennt das generell eine gute Sache, die auch gefördert werden solle. Die 1,3 Millionen vom Land würden in Tranchen über vier Jahre ausbezahlt, so Wallner. Er sieht keinen Grund, das Geld nicht wie vereinbart auszuzahlen – das sei natürlich nur dann der Fall, wenn die Genehmigungen vorliegen.

Dass einige Tage früher mit dem Bau begonnen worden sei, sei nicht rechtens und nicht im Sinne des Landes – für die Frage einer Förderung seien die Genehmigungen jedoch Voraussetzung.

Kosten von 2,7 Millionen Euro

Nach der Zusage für die Rennen im November 2019 hatten Berechnungen einen Investitionsbedarf von 2,7 Millionen Euro für die Strecke ergeben. Das Land sagte Förderungen in Höhe von 1,3 Millionen Euro zu, was die Grünen kritisierten. Gemeinde Lech und Ski-Zürs-AG sicherten je 500.000 Euro an Projektförderung zu, 400.000 Euro sollten durch Sponsoring lukriert werden.

Weltcupstrecke Zürs
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Ende November soll hier der Ski-Weltcup Station machen. Die Organisatoren hoffen derzeit auf kalte Tage.

Rennen auf Ende November verschoben

Die Weltcup-Rennen hätten eigentlich am kommenden Wochenende stattfinden sollen, wurden jedoch aus Schneemangel auf Ende November verschoben. Dann soll der Skiweltcup erstmals seit 26 Jahren wieder Station auf der Vorarlberger Seite des Arlbergs machen.