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ORF.at/Zita Klimek
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Wirtschaft

Deutlich weniger Einfamilienhäuser verkauft

Zum ersten Mal seit dem Jahr 2017 sind laut dem RE/MAX-ImmoSpiegel im ersten Halbjahr in Vorarlberg weniger Einfamilienhäuser gehandelt worden als in Wien. Die Zahl der Verkäufe hat sich im Bezirk Bregenz im Vergleich zum Schnitt der vergangenen Jahre sogar fast halbiert. Die Preise sind dennoch weiter gestiegen – und zwar deutlich.

Insgesamt wurden laut dem RE/MAX-ImmoSpiegel im ersten Halbjahr in Vorarlberg 181 Einfamilienhäuser verkauft. Das sind um 35 weniger als im Vorjahreszeitraum und um 51 weniger als im Vergleichszeitraum des Jahres 2018. Erstmals seit 2017 liegt Vorarlberg bei der Anzahl der verkauften Einfamilienhäuser damit hinter Wien.

Bezirk Bregenz: Zahl am stärksten zurückgegangen

Während der Bezirk Feldkirch laut der aktuellen RE/MAX-Aussendung sogar einen Minimalzuwachs von 56 auf 57 Häuser zu vermelden hat, haben der Bezirk Dornbirn mit einem Rückgang von fünf Häusern (auf 54) und der Bezirk Bludenz mit einem Rückgang von drei Häusern (auf 34) in etwa ihre Vorjahreswerte gehalten.

Anders dagegen im Bezirk Bregenz, hier ging die Zahl der Verkäufe deutlich zurück – von langfristig eher durchschnittlichen 64 Einheiten auf 36. Damit wurden zehn Einfamilienhäuser weniger verkauft als im bisher schwächsten der letzten zehn Jahre, dem Jahr 2017.

Preisauftrieb wie in keinem anderen Flächenbundesland

Gleichzeitig sind die Preise in keinem Bundesland außer Wien derartig nach oben gegangen. Die 8,3 Prozent schauen laut RE/MAX auf den ersten Blick noch relativ harmlos aus und sind weniger als in fünf anderen Bundesländern, aber bei der exponierten Ausgangsposition bedeutet das den Berechnungen zufolge dennoch einen Preisanstieg im Durchschnitt von 38.276 Euro – das sei einsame Spitze.

RE/MAX-ImmoSpiegel
Der RE/MAX-ImmoSpiegel umfasst nach Angaben des Immobilien-Netzwerkes alle Kauftransaktionen, die im amtlichen Grundbuch verbüchert sind.

Dämpfend auf die Bundesland-Preistendenz wirkte der Bezirk Bludenz, der seinen Rekordpreis von 2019 nicht halten konnte: 356.237 Euro sind um 14,4 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2019. Auch Feldkirch mit einem Rekordpreis von 464.059 Euro lag nur um 4,5 Prozent über dem Halbjahrespreis von 2019.

Wettrennen zwischen Dornbirn und Bregenz

Jedoch sehe es so aus, als hätten die Bezirke Bregenz und Dornbirn ein Wettrennen um die höchsten Preise und Preissteigerungen bei Einfamilienhäusern gestartet, heißt es in der Aussendung von RE/MAX. Demnach führt bei den Preissteigerungen Bregenz mit einem Plus von 21,4 Prozent knapp vor Dornbirn mit plus 21,3 Prozent.

Bei den Preisen in Euro dagegen liegt Dornbirn mit 599.836 vor Bregenz mit 569.393. In Bregenz haben sich somit die Einfamilienhauspreis binnen sechs Jahren mehr als verdoppelt, in Dornbirn sogar binnen fünf Jahren.

„Unsicherheit“ spürbar

„In den letzten Monaten merkte man in Vorarlberg ganz klar die Unsicherheit“, erklärt Reinhard Götze, RE/MAX Immowest in Lauterach, „bei den Verkäufern, was sie mit dem Geld machen sollen, und bei den Interessenten, ob sie nicht doch auf einen Preiseinbruch warten sollen. Aktuell, mit der zweiten Corona-Welle, wird die Nachfrage verhaltener und es kommen interessanterweise wieder mehr Objekte auf den Markt, möglichweise aus Angst vor abrupten Preisrückgängen.“

Wohnungen: Bezirk Bregenz mit höheren Verkaufszahlen

Auch beim Verkauf von Eigentumswohnungen gab es im ersten Halbjahr in Vorarlberg einen Rückgang, wie RE/MAX bereits im September mitteilte. 1.415 Wohneinheiten wurden demnach verkauft – das sind laut RE/MAX um 3,9 Prozent weniger verglichen mit 2019 und um 9,8 Prozent im Vergleich zum als im Rekordjahr 2018.

Während die Bezirke Bregenz und Dornbirn höhere Verkaufszahlen bei Wohnungen erlebten, lagen sie im Bezirk Bludenz und vor allem im Feldkirch erheblich hinter dem Vorjahr. Bei den Wohnungspreisen lag im ersten Halbjahr 2020 erwartungsgemäß der Bezirk Bregenz an der Spitze des Landes.

Auch die günstigsten Wohnungen vergleichsweise teuer

Die Leistbarkeit der Vorarlberger Eigentumswohnungen stellt sich, aufgrund der hohen Preise auch unter den billigsten Wohnungen, anders dar als in Restösterreich. In Bregenz kostet das billigste Viertel aller gehandelten Wohnungen, so RE/MAX, bis zu 229.500 Euro. Höhere Basispreise für Eigentumswohnungen finden sich nur in Wien 1 und in Wien-Wieden.

Sogar Kitzbühel als Bezirk mit den höchsten Durchschnittspreisen liegt um 9.000 Euro darunter. Feldkirch und Dornbirn befinden sich dabei in Gesellschaft mit Wiener Nobelbezirken und dem Salzburger Flachgau.

Insgesamt mehr Immobilienverkäufe

Deutlich gestiegen sind im ersten Halbjahr österreichweit vor allem die Verkäufe von Parkplätzen und Hausanteilen – mehr dazu in: Neuer Rekord bei Immobilienverkäufen, die Verkäufe solcher Immobilien ließen die bundesweite Gesamtzahl an Immobilienverkäufen steigen.