Leeres Doppelbett in Hotel
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Urlaubs-Gutschein: Schützinger skeptisch

Vorarlberg Tourismus-Geschäftsführer Christian Schützinger ist skeptisch, ob ein staatlich finanzierter Urlaubsgutschein die Tourismusbranche wieder ankurbeln könnte. Der Chef der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida, Roman Hebenstreit, hatte einen staatlichen Österreich-Gutschein im Wert von 1.000 Euro gefordert.

Hebenstreit ließ mit seiner Idee eines Österreich-Gutscheins für alle aufhorchen. Vorbild ist der Wiener Gastro-Gutschein. „Um den Tourismus und die Wirtschaft in Summe anzukurbeln, wären 1.000 Euro mit Sicherheit ein gutes Anreizsystem“, konkretisierte er am Montag im Ö1-„Mittagsjournal“ des ORF-Radios seinen Vorschlag.

Einen Gutschein in dieser Höhe sollte seiner Meinung nach jeder in Österreich für Urlaube und Gasthausbesuche erhalten, um die heimische Wirtschaft in der Coronavirus-Krise anzukurbeln und Beschäftigung zu erhalten.

Hoteliervereinigung: Im Moment hilft alles

Auf positive Resonanz trifft sein Vorschlag bei der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV): „Im Moment, glaub ich, hilft uns alles. Und es wäre vielleicht wieder so eine Initiative, dass Österreicherinnen und Österreicher auch in unseren Land Urlaub machen“, sagte ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer in der Radiosendung. „Gleichzeitig wäre viel wichtiger, dass wir von allen Reisewarnungslisten runterkommen – das wäre die tatsächlich bessere Förderung“, ergänzte sie.

Schützinger: Möglicherweise nur Nutzen für Wellness

Letzteres steht auch für Vorarlbergs obersten Touristiker Christian Schützinger an erster Stelle. Was den Gutschein angeht, ist er allerdings skeptisch. Schützinger befürchtet, dass ein solcher Gutschein nur Wellness-Hotels nützen könnte, nicht aber den ebenso schwer getroffenen Tagungs- und Kongresshotels.

Zudem sei es je nach Coronavirus-Ampelfarbe derzeit generell schwierig, ein Hotel mit Gästen zu füllen. Wenn die Fallzahlen hoch seien, bringe auch ein Gutschein nichts, so Schützinger. Daher sei das Wichtigste, die Infektionszahlen zu drosseln, vor allem auch damit Vorarlberg bei den Deutschen nicht mehr als Risikogebiet gelte.

Wirtschaftskammer: Gut vorstellbar

In der Wirtschaftskammer Österreich kann man sich einen 1.000 Euro-Bon für jeden in Österreich gut vorstellen. „Eine Gutschein-Lösung ist eine gute Sache – alles, was hilft, ist gut, ist aber ein einmaliges Geschenk“, betonte auch der Spartenobmann für Tourismus, Robert Seeber.

„Wichtiger im jetzigen Stadium wäre die Verlängerung des Fixkostenzuschusses 2, der bei der EU noch anhängig ist und noch nicht durch ist.“ Da müsse die Regierung jetzt mehr Druck machen, denn ein Zuschuss hätte längerfristige Effekte.

„Brauchen eine Stärkung der Umsätze“

Hebenstreit hat mit dem Gutschein-Modell ein breites Feld im Visier: „Man könnte das beispielsweise auch befristen, um hier den Wintertourismus entsprechend zu beflügeln – man könnte den Gutschein aber natürlich auch anwenden auf den Handel, auf regionale Produkte, etc., alles das, was in Österreich zu einer Stärkung der Kaufkraft führt“, meinte er mit Blick auf die vielen Menschen, die arbeitslos oder in Kurzarbeit sind, gerade in der Tourismusbranche.

„Wenn jemand andere Ideen hat, dann auf den Tisch damit“, forderte Hebenstreit auf. „Was wir brauchen ist eine Stärkung der Umsätze, wir brauchen eine Stärkung der Regionen und wir brauchen eine Stütze für die arbeitenden Menschen“, hielt der Gewerkschafter fest.

Urlaubs- und Abfertigungskasse als Vorschlag

Zusätzlich zu dem Gutschein schlägt die Gewerkschaft eine Urlaubs- und Abfertigungskasse für die Tourismuswirtschaft – nach dem Vorbild der Baubranche vor, für die es die BUAK (Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse) gibt. Die Betriebe könnten in weiterer Folge Rückstellungen auflösen und für die Beschäftigten hätte es den Vorteil, dass die Nachteile des saisonalen Arbeitens abgefedert würden.