Intensivstation Krankenhaus
Michelle – stock.adobe.com
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Coronavirus

Als Langzeitpatient wochenlang ohne Familie

Wegen der angespannten Coronavirus-Situation sind alle Vorarlberger Krankenhäuser wieder für Besucher geschlossen. Eine schwierige Situation für Patienten und ihre Angehörigen – wie für Egon Smodic aus Lech, der das vergangene halbe Jahr – also fast die ganze bisherige Coronaviruszeit – in Krankenhäusern verbracht hat.

Es ist ein Montag im April, mitten im Lockdown, als der 55-jährige Egon Smodic aus Lech wegen eines Blutgerinnsels zusammenbricht. Er wird in Feldkirch operiert und landet danach auf der Coronavirus-Station, weil er bei der Routinetestung im Krankenhaus ein schwach positives CoV-Ergebnis hat.

„Und dann sind mehrere Sachen noch dazu gekommen, von einer Blutvergiftung bis zur Lungenentzündung. Gott sei Dank kann ich mich nicht an alles erinnern“, erzählt Smodic, Vater von zwei Kindern im Alter von fünf und sieben Jahren.

„Wir haben gekämpft“

Für Smodic sieht es erst gar nicht gut aus. Er liegt wochenlang auf der Intensivstation. Seine Familie rechnet mit dem Schlimmsten und will ihn unbedingt sehen – aber keine Chance. „Ich durfte die ersten Wochen in Feldkirch gar nichts“, erzählt seine Frau Theresa, „wir haben gekämpft darum, wir haben versucht, Kontakt mit der Bundesregierung aufzunehmen und das dann auch getan“. Aber das Spital habe stets erklärt, laut der Landesregierung sei kein Besuch erlaubt.

Also wird Theresa erfinderisch. Sie fertigt Tonaufnahmen an, die der Neffe einer Freundin auf seinem iPod ins Krankenhaus bringt und dort dem Personal übergibt. In den nächsten Wochen und Monaten wird Egon Smodic regelmäßig mit Tonmaterial aus Lech versorgt – da liegt er noch im künstlichen Koma.

Einen Schneemann bauen im Winter

Seine Kinder und Freunde kommen zu Wort, mal sind es Worte zum Mutmachen, mal wird einfach nur vom Alltag erzählt – mal sein Hochzeitslied, Rainhard Fendrichs „I am from Austria“. Egon Smodic: „Das hat mir nachher Kraft gegeben, und ich habe wirklich gekämpft mit allem, was ich hab; Kraft hineingelegt, auch wenn es teilweise mal weh getan hat. Aber ich habe gewusst, es gibt ein Ziel, mit meinen Kindern wieder ganz normal zu spielen, einen Schneemann zu bauen im Winter und meine Frau zu unterstützen, wo es halt geht.“

Kinder erst im Sommer wiedergesehen

Nach fünf Wochen in Feldkirch wird Smodic nach Bludenz verlegt. Dort darf ihn die Frau endlich besuchen – nicht aber die Kinder. Nach Bludenz kommt Egon im Juni ins LKH Rankweil, wo die Kinder endlich mal den Vater sehen dürfen. Nach einem kompletten Besuchsverbot (mit Ausnahmen etwa für Palliativstationen und kranke Kinder) im Frühjahr galt ab Juni die „Vier mal eins“-Regel in den Vorarlberger Krankenhäusern – was bedeutete, dass ein Patient an einem Tag eine Besuchsperson für eine Stunde empfangen dürfte.

Dem zweiten Besucherstopp entgangen

Im Sommer hat der Bruder von Theresa Smodic geheiratet: „Wir alle sind mit den Autos runter gefahren ins Krankenhaus und auf dem Weg habe ich den Egon einfach aus dem Krankenhaus rausgeschoben vors Haus – und so konnten ihn alle sehen.“

Dem zweiten Besucherstopp in Vorarlbergs Spitälern, der seit einer Woche gilt, ist Smodic knapp entgangen – kurz davor wurde er entlassen und kuriert sich weiter daheim bei seinen Lieben aus.