EIne Szene aus Woyzeck
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Kultur

Woyzeck-Premiere am Landestheater

Georg Büchners Dramenfragment „Woyzeck“ hat zahllose Künstler inspiriert. Zuletzt schufen Theatermagier Robert Wilson, der Musiker Tom Waits und die Lyrikerin Kathleen Brennen ihren eigenen Woyzeck-Kosmos. Und damit hat das Landestheater in Bregenz am Samstag seine Spielzeit eröffnet.

Als Georg Büchner 1837 mit nur 23 Jahren in Zürich starb, hat er einen der stärksten Theatertexte überhaupt hinterlassen. Sein Drama „Woyzeck“ ist Fragment geblieben und wurde zur Inspiration für zahllose große Künstler.

Keine Premierenfeier

Am Samstag gab es keine Premierenfeier, keine Küsschen, keine Gespräche über diesen so bewegenden Abend. Aber es gibt Sonnenblumen auf der Bühne, für das ganze wunderbare Team rund um Regisseur Tobias Wellemeyer, der es schaffte, unter schwierigsten Corona-Bedingungen im Ensemble eine Begeisterung zu wecken, die sich bis in den letzten Sitzplatz überträgt.

Landestheater Bregenz startet mit „Woyzeck“

In der ersten großen Produktion der neuen Spielzeit, in „Woyzeck“, wird ab 19. September die Frage aufgeworfen was uns das Schicksal eines Menschen angeht. Das gesamte Ensemble spielt und singt – Lieder des unübertroffenen Tom Waits.

Es gibt am Menschen nichts Freundliches

„Alle Hoffnung ist zerstört – das ist so radikal formuliert in diesem Text, dass der einzige Moment der Hoffnung und der Transzendenz aus der Musik kommt. In der Musik ist die Hoffnung“, sagt Regisseur Tobias Wellemeyer.

Wenn man eines über die Menschheit sagen kann, dann ist es dies: „Es gibt am Menschen nichts Freundliches“ singt Kathrin Hauptmann, eine glitzernde, stimmgewaltige Conferencière. Woyzeck jedenfalls erlebt keine Freundlichkeit, wird in medizinischen Experimenten geschunden, wird verachtet und schikaniert, bis er irre wird an der Welt.

Woyzeck von beängstigender Intensität

Schauspieler Felix Defèr ist ein Woyzeck von beängstigender Intensität, aber auch einer, der seiner Marie gegenüber zur zartesten Poesie fähig ist. Und Tilman Ritter hat eine Band auf die Bühne gestellt, die Tom Waits absolut gerecht wird, Choreografin Marita Erxleben entwickelt jede Tanzszene zu einer feinen Charakterstudie. Wunderbar etwa Maria Lisa Huber mit dem Märchen vom Kind, das den Himmel absucht nach einem freundlichen Licht und nichts findet, gar nichts.