Der leere Bahnhof in Nendeln
ORF
ORF
Verkehr

Liechtenstein: Verkehrszukunft ohne S-Bahn

In Liechtenstein wird jetzt überlegt, wie man den ständig wachsenden Autoverkehr eindämmen kann ohne die geplante S-Bahn-Verbindung nach Vorarlberg. Die Liechtensteiner Wähler hatten in einer Volksabstimmung vor drei Wochen abgelehnt, dass das Fürstentum für den Ausbau 70 Millionen Franken an die ÖBB zahlt.

Die Regierung in Vaduz setzt jetzt auf ein abgespecktes Mobilitätskonzept für die nächsten zehn Jahre. Unter anderem sollen die Busverbindungen nach Vorarlberg verbessert werden. Dem Verkehrsclub Liechtenstein geht das aber nicht weit genug. Ein Lokalaugenschein zwischen Vorarlberg und dem benachbarten Fürstentum.

Freie Gleise und verstopfte Straßen

Die Durchsagen am Bahnhof Nendeln im Fürstentum Liechtenstein hört niemand – nicht mal zur Feierabendzeit, der Fahrdienstleiter steht einsam auf dem Bahnsteig, der Bahnhof wird kaum genutzt. Ein ÖBB-Railjet donnert durch und wenige Kilometer weiter in Schaan stecken die Liechtensteiner im Stau. Eine S-Bahn-Verbindung nach Vorarlberg ist für viele aber doch nicht die Lösung. Das Auto sei bequemer, heißt es bei Umfrage von ORF „Vorarlberg heute“, und die Bahn bräuchten eben nur die Pendler.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Georg Sele vom Verkehrsclub Liechtenstein
ORF
Georg Sele vom Verkehrsclub Liechtenstein glaubt, vor allem finanzieller Druck bewege Pendler in Öffis
Das Liechtensteinische Landtagsgebäude in Vaduz
ORF
Der Liechtensteinische Landtag in Vaduz setzt beim ÖPNV weiter auf Freiwilligkeit
FL-Infrastrukturminister Daniel Risch
ORF
Der Liechtensteinische Infrastrukturminister Daniel Risch setzt auf das „Mobilitätskonzept 2030“ ohne Zwänge
Ein ÖBB-Railjet saust durch den ansonsten leeren Bahnhof Nendeln
ORF
Ein ÖBB-Zug rauscht ohne zu Halten durch den meist leeren Bahnhof im liechtensteinischen Nendeln

Verkehrsclub FL: Änderung nur über Geldtasche

„Liechtenstein hat einfach konsequent die Infrastruktur über Jahrzehnte für die Autos optimiert“, sagt Georg Sele vom Verkehrsclub Liechtenstein. Vorarlberg habe viel früher begonnen, umzustellen im öffentlichen Verkehr und habe einen Vorsprung von 20 Jahren, so Sele.

Liechtenstein hat sich den Verkehr aber über die Jahrzehnteauch importiert – Vorarlberger verdienen besser, wenn sie über die Grenze pendeln, mehr als 20.000 Menschen kommen ins Fürstentum. Sie aus den Autos und in die Öffis zu bekommen, funktioniert für Sele nur über die Geldtasche: „Wer einen Parkplatz beansprucht, bezahlt z.B. 600 Franken im Jahr und wer keinen Parkplatz beansprucht, bekommt dafür 600 Franken.“ Modelle wie diese würden den Autoverkehr um etwa 20 Prozent verringern, das wisse man aus Untersuchungen und von Firmen, die solche Maßnahmen gesetzt haben.

Liechtenstein: Verkehrszukunft ohne S-Bahn

In Liechtenstein wird jetzt überlegt, wie man den ständig wachsenden Autoverkehr eindämmen kann ohne die geplante S-Bahn-Verbindung nach Vorarlberg. Die Liechtensteiner Wähler hatten in einer Volksabstimmung vor drei Wochen abgelehnt, dass das Fürstentum für den Ausbau 70 Millionen Franken an die ÖBB zahlt.

Landtag setzt auf Freiwilligkeit

Der Liechtensteinische Landtag hat diesen Vorstoß debattiert und abgelehnt, sagt Infrastrukturminister Daniel Risch: „Ich bin der Meinung, dass dies im Moment nicht angezeigt ist, weil eben schon viel auf freiwilliger Basis passiert.“ Offenbar ist das aber zu wenig, sonst wäre der Verkehr nicht so dicht – dem entgegnet Risch, man könne bisher Versäumtes nicht heute ändern, sondern müsse nach vorn schauen mit dem Mobilitätskonzept 2030.

Im Moment sei es der klar politische Wille, dies auf freiwilliger Basis zu erreichen: „Wir unterstützen das mit verschiedenen Maßnahmen und werden dann sehen, ob wir in ein paar Jahren vielleicht eine gesetzliche Pflicht einführen“, so Risch. Bahnbefürworter sind hingegen überzeugt, dass die Liechtensteiner bis in zehn Jahren dermaßen unter dem Verkehr leiden werden, dass sie doch noch die S-Bahn in einer erneuten Volksabstimmung auf Schiene bringen.