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Verkehr

Nein zu S-Bahn: Noch mehr Staus

Verkehrsplaner warnen vor noch größeren Staus zwischen Vorarlberg und Liechtenstein, wenn das öffentliche Verkehrsnetz nicht ausgebaut wird. Die Wirtschaft reagiert enttäuscht auf das „Nein“ der Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner zur geplanten S-Bahnverbindung zwischen beiden Ländern.

Wenn in Liechtenstein wie geplant noch mehr Pendlerarbeitsplätze geschaffen werden, kommt man an einer Alternative für die S-Bahn nicht vorbei, sagt der Verkehrsplaner Gerhard Engstler. Er gibt auch zu bedenken, dass die Rheinbrücken in den kommenden Jahren saniert werden müssen. Engstler sagt, die Regierungen in Bregenz und Vaduz müssen sich jetzt anschauen, wie die Busverbindung ausgebaut werden kann.

Wirtschaft enttäuscht

Das „Nein“ der Liechtensteiner Bevölkerung zum Ausbau des S-Bahn-Netzwerks wird von der Vorarlberger Wirtschaft und Industrie mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Gerade als exportorientierter Wirtschaftsstandort sei es für Vorarlberg wichtig, dass die Verkehrswege ausgebaut werden.

Im Mobilitätskonzept für Vorarlberg hat das S-Bahn-Projekt eine wichtige Rolle eingenommen, sagt Christoph Jenny von der Wirtschaftskammer. Die Bodenseeregion habe sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr zu einem einheitlichen Wirtschafts- und Lebensraum entwickelt. „Ein solcher Raum braucht auch intakte und zukunftsfähige Verkehrsverbindungen. Vor diesem Hintergrund empfinden wir die Entscheidung der Liechtensteiner Bevölkerung als sehr schade“, sagt Jenny.

Ohneberg: Weckruf für politische Entscheidungsträger

Der Präsident der Industriellenvereinigung Martin Ohneberg spricht sogar von einem Weckruf für die politischen Verantwortlichen. Großprojekte wie der grenzüberschreitende Bahnausbau brauchen seiner Meinung nach eine bessere Betreuung und Umsetzung.

Ohneberg kritisiert auch die ÖBB, die keinen Bedarf an einem Ausbau der Verkehrswege nach Deutschland oder in die Schweiz sehen. „Wenn 350 Millionen Euro ausgegeben werden, dann ist das gut für den Standort, aber es bringt uns nicht weiter. Was wir brauchen, sind mutige, große Schritte. Gerade in Zeiten, in denen es Infrastruktur-Investitionen braucht, um die Konjunktur anzuziehen, muss man auch entsprechend klotzen können“, sagt Ohneberg.

Einwallner: „Schiene statt Straße“

Eine Absage gibt es auch von Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) für die Unterflurlösung in Bregenz. Derzeit bestehe keine Notwendigkeit dafür, die bestehenden Trassen würden ausreichen, hieß es aus dem Verkehrsministerium. Mehr dazu in Absage für unterirdisches Bahnprojekt in Bregenz.

Für den Nationalratsabgeordneten Reinhold Einwallner (SPÖ) ist die Absicherung des Wirtschaftsstandortes wichtig. „Wir dürfen es nicht zulassen, dass hier wieder für viele Jahre eine Tür zugeschlagen wird. Es ist im Interesse der Vorarlberger, dass an einer Lösung gearbeitet wird. Genau dafür setze ich mich ein“, so Einwallner. Er will Ministerin Gewessler vom Konzept „Schiene statt Straße“ überzeugen.