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Umwelt

Erdbeben in Damüls spürbar

Im Bregenzerwald hat sich am Donnerstagabend ein Erdbeben ereignet. Das Hauptbeben mit Stärke 2,6 auf der Richter-Skala war im Raum Damüls gegen 20.30 Uhr, das etwas schwächere Nachbeben gegen 23.00 Uhr zu spüren, berichtet der Erdbeben-Dienst der ZAMG.

Schäden an Gebäuden habe es nicht gegeben, dennoch sei das Beben im Bereich des Epizentrums als Grollen des Untergrundes deutlich wahrgenommen worden, so die Information der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Sie bittet um Meldung, wenn Sie das Erdbeben wahrgenommen haben – mehr dazu in Ihre Erdbebenmeldung.

Bis zu 60 weniger Erdbewegung in Österreich

Eigentlich bebt die Erde ständig, nur sind die Erdbewegungen in der Regel nicht spürbar. Ein Teil dieser Erschütterungen wird von den Aktivitäten des Menschen verursacht – von Atomtests über den Verkehr bis hin zum Torjubel im Stadion.

Während der Coronavirus-„Zwangspause“ sind diese Erdbewegungen so stark zurückgegangen wie noch nie zuvor. Das ergibt eine Studie des Wissenschaftsjournals „Science“, an welcher sich Seismologinnen und Seismologen aus der ganzen Welt beteiligt haben.

Für Österreich war Maria-Theresia Apoloner von der ZAMG für die Studie zuständig. Neben einer Messstation in Wien wurde dabei auch die Werte der Messstation Damüls untersucht. Das Ergebnis: Mit einem Rückgang von bis zu 60 Prozent war der Erdboden auch in Österreich deutlich ruhiger, als sonst. „Besonders mit dem Tag des Lock-downs sind die Werte sehr stark gesunken und die Erde ist ruhiger geworden“, sagt Apoloner.

Bodenbewegungen der Bebenmessstation WIen.
ZAMG

Auswirkungen CoV-Maßnahmen weltweit spürbar

Für die erste weltweite Studie lieferten 66 wissenschaftliche Einrichtungen aus der ganzen Welt Daten von 268 seismischen Stationen. In Österreich wurde von der ZAMG durchschnittlich ein Viertel weniger Erdbewegung gemessen.

Die Reduktion der seismischen Bodenunruhe folgte den Coronavirus-Maßnahmen und begann bereits im Jänner dieses Jahres in China, gefolgt von Europa und vielen anderen Ländern im März und April.

Die Schwingungen waren vielerorts geringer als in den üblicherweise ruhigsten Zeiten – den Wochenenden und den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr. Im weltweiten Mittel ging die seismische Bodenunruhe von März bis Mai 2020 um rund 50 Prozent zurück.

Hilfreiche Daten für Erdbebenforschung

Üblicherweise stören die menschgemachten Vibrationen die Erdbebenforscher bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Sie müssten diese mit aufwendigen Verfahren herausrechnen, um Erdbeben besser analysieren zu können, erklärt Apoloner.

„Die neuen Daten helfen uns, industrie- und verkehrsbedingte Erschütterungen zu identifizieren, wodurch wir diese besser eliminieren können“, betont die Seismologin. Außerdem würden die Daten Gebiete in Österreich mit sehr geringer Bodenunruhe zeigen, die optimale neue Standorte für Seismometer wären.

Bessere Einschätzung von Erdbebengefahren

Die Daten würden aber auch bei Fragen der Erdbebengefährdung nutzen, sagt Apoloner. Bisher beziehen die Forscherinnen und Forscher ihre Informationen über den Aufbau des Erdinneren und damit über die Erdbebengefahr vor allem durch Analyse von Erdbebenwellen und ihrer Ausbreitung.

„In letzter Zeit gab es interessante Studien, die seismische Bodenunruhe an verschiedenen Bebenstationen verglichen, um damit die Struktur des Untergrundes zu analysieren“, so Apoloner. Der Vorteil der menschlich verursachten Schwingungen sei, dass diese immer da seien und für lokale Bodenuntersuchungen herangezogen werden können.