Lech am 7.5.2020
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Wirtschaft

Handel gegen Einkaufszentrum in Lech

Für das geplante Dorfzentrum von Lech liegt der Gemeinde offenbar ein ausgefertigtes Konzept der KaDeWe-Group für ein Einkaufszentrum mit einer Gesamtfläche von über 2.500m² vor. Gegen die Befürwortung dieses Konzepts durch die Gemeindevertretung wehren sich nun 12 der 16 Lecher Einzelhändler mit einer Petition und einem offenen Brief.

Am Freitagmorgen stand eine Delegation der Handelstreibenden vor dem Gemeindeamt, um dem ziemlich überraschten Bürgermeister einen mehrseitigen offenen Brief zu übergeben. Darin protestieren die Gewerbetreibenden gegen die Vorgangsweise der Gemeinde und stellen viele Fragen.

Denn der Handel war offenbar nicht in die Gespräche über die Verkaufsflächen eingebunden, sagt Olivia Strolz, Geschäftsführerin der Strolz Sport und Mode GmbH: „Es war immer die Rede von kleinen Boutiquen, von einer Vielfalt, vom Fortführen dessen, was es schon gibt. In der Form und in der Größe wie es jetzt ist, wurden wir nicht eingebunden."

Die Unterschriften gegen das Einkaufszentrum werden dem Lecher Bürgermeister übergeben.
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Von links: Philip Waldhart (Sportalp Lech) und Olivia Strolz (Strolz Sport und Mode) übergeben einen mehrseitigen Fragenkatalog an den Bürgermeister von Lech, Ludwig Muxel (ÖVP)

Handelsflächen gegen Finanzierung?

Schon lange wird in Lech gemunkelt, dass der Innsbrucker Immobilienhändler René Benko helfen soll, das 40-Millionen-Projekt zu finanzieren, und dass ihm deshalb Handelsflächen versprochen worden sein sollen. Das dementiert Bürgermeister Ludwig Muxel (ÖVP): „Das stimmt nicht. Ich habe mit der KaDeWe-Gruppe noch nie verhandelt.“ Tatsächlich sind Benko und die KaDeWe-Group, die jetzt ein Angebot vorgelegt hat, nicht identisch – Benkos Firma Signa Premium hält dort nämlich nur 49 Prozent.

Plan für Gemeindezentrum in Lech
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Entscheidung noch vor Wahlen möglich

Dass man in Lech mit der KaDeWe-Group verhandelt, wird von Muxel aber nicht dementiert: „Es ist so, dass derzeit Gespräche mit Bewerbern geführt werden. Ob die erfolgreich abgeschlossen werden können, kann ich heute nicht sagen. Aber es sind Gespräche im Gange und je nach Ergebnis wird die Gemeinde informiert und werden Beschlüsse gefasst.“ Dass der Vertrag noch vor den Gemeinderatswahlen abgeschlossen wird, hält Muxel für möglich: „Es sind immerhin noch acht Wochen bis zur Gemeindewahl.“

„Extreme Machtposition“ könnte entstehen

Acht Wochen, in denen die Vertreter des Handels unter anderem wissen wollen, wie sich die Gemeindevertreter vorstellen, dass der Handel überleben soll, so Sporthändler Philip Waldhart von der Sportalp Lech: „Wir wissen, dass die Nächtigungszahlen rückläufig sind. Der Handel hat massiven Druck durch den Onlinehandel, die Zahlen sind inflationsbereinigt rückläufig. Der Kuchen wird aufgeteilt und mit dem KaDeWe würde eine extreme Machtposition entstehen, weil diese mehrheitlich thailändisch geführte Gruppe ein ganz anderes Auftreten hat und haben kann.“

Lecher Bürgermeister Ludwig Muxel.
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Bürgermeister Ludwig Muxel hält das geplante Einkaufszentrum für eine „Belebung“

Geplante Fläche verfünffacht

Besonders erzürnt ist der örtlicher Handel darüber, dass zunächst nur von 500m² Handelsfläche die Rede war, die jetzt aber zugunsten des Anbieters auf 2.500m² erweitert wurden. Das würde beinahe eine Verdoppelung der Handelsfläche von Lech bedeuten, so Strolz: "Also, dass jetzt 2.500m² ausgeschrieben werden, wurde mit uns nicht abgestimmt. Es gibt zwar eine Gruppe innerhalb der Planungsgemeinschaft, die sich mit Handel beschäftigt – interessanterweise ist aber vom Handel niemand dabei.“

„Ergänzung“ sei keine Bedrohung

Der Bürgermeister sieht darin aber keine Bedrohung für den Einzelhandel: „Die Gemeindevertretung glaubt nicht, dass der örtliche Handel ruiniert wird. Ganz im Gegenteil, wir glauben es gibt insgesamt eine Belebung.“ In Lech seien internationale Marken und Geschäfte bereits vorhanden und es solle eine weitere Ergänzung geben. Ganz wichtig sei, dass weder Skiverleih noch Skiverkauf noch Lebensmittelhandel in diese Flächen kommen solle, so Muxel.

Streit um Luxuskaufhaus

In Lech am Arlberg herrscht Aufregung – wieder einmal, denn es geht auch diesmal um das geplante Gemeindezentrum: Die Gemeinde will mitten im Ort ein Luxus-Kaufhaus errichten. Die Lecher Einzelhändler sind verärgert und schreien Alarm, sie befürchten einen existenzbedrohenden Wettstreit.