Symbolbild: Ein Lehrling bei der Ausbildung zum Schweißer
APA/HANS KLAUS TECHT
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Wirtschaft

Leichter Optimismus bei Industriebetrieben

Die Vorarlberger Wirtschaft ist kein Notfallpatient, aber die Coronavirus-Krise hat doch deutliche Spuren hinterlassen. Das zeigt eine Umfrage der Industriellenvereinigung (IV) Vorarlberg über die derzeitige Auftragslage. Viele Unternehmen sind nach wie vor verunsichert, aber es kommt auch vorsichtiger Optimismus auf.

Konkret geht aus der Umfrage hervor, dass jeweils über 40 Prozent der Betriebe den derzeitigen inländischen und ausländischen Auftragsbestand als schlecht bezeichnen. Die derzeitige Ertragslage bezeichnen 35 Prozent der Betriebe als schlecht, nur fünf Prozent bezeichnen diese als gut. Leicht ins Positive gedreht hat sich die Erwartung der Produktionstätigkeit in drei Monaten. 19 Prozent erwarten eine Steigerung, 13 Prozent eine weitere Abnahme.

Industrie kämpft mit Coronavirus-Folgen

Die heimische Industrie hat immer noch massiv mit den Folgen der Coronavirus-Krise zu kämpfen. Das zeigt die aktuelle Konjunktur-Umfrage. Da bei vielen Firmen vor allem Auslandsaufträge eingebrochen sind, müssen einige auch den Mitarbeiterstand reduzieren.

Der Geschäftsklima-Index ist im Zuge der Coronavirus-Krise massiv eingebrochen
IV-Vorarlberg/WKV
Der Geschäftsklima-Index der Vorarlberger Industrie ist im Zuge der Coronavirus-Krise massiv eingebrochen.

Viele Betriebe rechnen damit, dass sich die Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten wieder verbessern oder zumindest gleichbleiben wird – wenn auch auf niedrigem Niveau. Das sei insofern gut, weil somit keine Kündigungen bei den Betrieben geplant seien, sagt IV-Präsident Martin Ohneberg. Ob die Betriebe aber wirklich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern halten können, hänge aber doch von mehreren Faktoren ab.

„Das hängt ab von der wirtschaftlichen Entwicklung und es hängt natürlich auch damit zusammen, dass das Kurzarbeiter-Modell […] die Möglichkeit schafft, die Beschäftigung aufrecht zu erhalten“, so Ohneberg. Daher müsse das Kurzarbeitszeit-Modell, das bei den heimischen Unternehmen sehr gut angekommen sei, verlängert werden.

Ohneberg ortet „Gürtel und Hosenträger“-Prinzip

Die anderen Unterstützungen, wie Zahlungen aus dem Hilfsfonds, haben aber laut Ohneberg zu lange auf sich warten lassen: „Man hat immer das Gefühl, in Österreich gilt so ein bisschen das Prinzip ‚Gürtel und Hosenträger‘. Man versucht, Dinge so festzuzurren, dass man ja vermeidet, dass irgendetwas widmungsfremd verwendet wird, anstatt das man sagt: ‚Wir müssen schnell den Unternehmen, der Bevölkerung die Mittel zur Verfügung stellen.‘“

44 Vorarlberger Unternehmen mit fast 26.000 Beschäftigten haben sich an der aktuellen Konjunkturumfrage der IV-Vorarlberg und der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer im zweiten Quartal 2020 beteiligt.

An die Politik adressiert Ohneberg die Forderung nach einer Steuersenkung für Betriebe. Es brauche jetzt nämlich Wettbewerbsfähigkeit im Kampf um globale Märkte. Und auch eine Arbeitszeitverkürzung kommt für den IV-Präsidenten gar nicht in Frage, denn das würde die Wettbewerbsfähigkeit verschlechtern. So zuversichtlich die Industrie also ist, so verunsichert ist sie auch. Und Ohneberg stellt klar, dass die Vorarlberger Wirtschaft einen zweiten Lockdown nicht verkraften würde.