Das Werk Hohe Brücke ist der größte Produktionsstandort der Doppelmayr Gruppe. 2017 wurde das Büro Hohe Brücke fertiggestellt und bezogen, seit Herbst 2018 ist auch die Lehrwerkstatt im Areal Hohe Brücke untergebracht.
Luca Fasching/Doppelmayr Seilbahnen GmbH
Luca Fasching/Doppelmayr Seilbahnen GmbH
Wirtschaft

Doppelmayr erwartet 20 Prozent weniger Umsatz

Bis September werden an die 500 Mitarbeiter des Seilbahnherstellers Doppelmayr in Wolfurt in Kurzarbeit sein, berichtet die Wirtschaftspresseagentur (WPA). Von 120 Leasingmitarbeitern habe man sich getrennt, allerdings gebe es vier neue Großaufträge.

Wie viele andere Unternehmen kann sich auch ein Vorarlberger Leitbetrieb wie die Firmengruppe Doppelmayr Holding SE den Folgewirkungen der Covid-19-Maßnahmen nicht entziehen. Wie Thomas Pichler, geschäftsführender Direktor der Doppelmayr Holding SE, und Marketingleiter Jürgen Pichler im wpa-Gespräch erklärten, rechne die Firmengruppe im Geschäftsjahr 2020/21 (31.3.) mit einem Umsatzminus von rund 20 Prozent gegenüber 2019/20.

„Das ist die Prognose zum heutigen Tag. Wie es sich wirklich entwickelt, können wir in den kommenden Monaten besser abschätzen.“ Da 80 Prozent des Doppelmayr-Umsatzes in irgendeiner Form mit dem Tourismus zusammenhängen, seien solche Rückgänge nicht weiter verwunderlich. „Der Tourismus gehört wohl zu den weltweit am schwersten getroffenen Wirtschaftsbereichen.“

Kurzarbeit für weitere drei Monate

Doppelmayr hat auf die aktuelle Situation schon frühzeitig reagiert und wie berichtet im März rund 150 Mitarbeiter in Wolfurt in Kurzarbeit geschickt. Jetzt wird die Kurzarbeitsregelung für rund 500 Mitarbeiter am Standort Wolfurt für weitere drei Monate bis September 2020 fortgeführt. Das betreffe insbesondere Beschäftigte aus den Bereichen Produktion und Logistik. Dieser Schritt hänge nicht zuletzt mit der geringeren Auslastung in der Produktion zusammen.

Teile der Produktion werden im Sommer heruntergefahren

Zudem sollen Teile der Produktion in Wolfurt in den Sommermonaten für bis zu drei Wochen gestoppt werden. Einen generellen Produktionsstopp über den Sommer gebe es nicht, dementierte Thomas Pichler diverse Marktgerüchte. Allerdings ist so ein teilweiser Produktionsstopp im Sommer für Doppelmayr ungewöhnlich. Normalerweise findet eine größere betriebliche Pause immer rund um Weihnachten statt. Pichler betont, dass das teilweise Herunterfahren der Produktion im Rahmen der Kurzarbeitsregelung bewerkstelligt werde. „Dadurch können wir auch schnell reagieren, wenn sich die Auftragslage ändert.“

Von 120 Leasingmitarbeitern getrennt

Befragt nach den Auswirkungen auf den Beschäftigtenstand sagte Thomas Pichler: „Mit heutigem Tag gehen wir davon aus, dass wir die Stamm-Belegschaft vermutlich halten werden können. Auch die Kurzarbeitsregelungen sind dafür ein wichtiges Instrument.“ Allerdings hat das Unternehmen woanders bereits an der personellen Kostenschraube drehen müssen: So wurde der Personalstand an Leasingmitarbeitern um etwa 120 Personen reduziert. Dabei handle es sich mehr oder weniger um den gesamten Leasingpersonalstand von Doppelmayr in Wolfurt.

Vier neue Millionen-Aufträge

Allerdings gibt es auch in Zeiten wie diesen Anzeichen für Hoffnung. Wie Thomas Pichler und Jürgen Pichler berichten, habe Doppelmayr in den vergangenen Wochen gleich vier neue Aufträge im Gesamtwert von rund 60 Millionen Euro erhalten. Es handle sich dabei um Seilbahnprojekte im Montafon (Valisera, Silvretta Montafon), am Kreischberg (Stmk), am Katschberg (Kärnten) und in Südkorea. „Der Markt schläft also nicht. Zudem stehen wichtige Ausschreibungen für Anlagen in Mittel- und Südamerika sowie in Asien auf dem Programm.“

Im Geschäftsjahr 2018/19 erzielte die Doppelmayr Holding SE mit 3.081 Beschäftigten einen Umsatz von 935 Millionen Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis stieg auf 153 Millionen Euro. Die Zahlen für das zuletzt abgeschlossene Geschäftsjahr 2019/20 werden im Herbst präsentiert.

80 Prozent Umsatz mit seilgezogenen Systemen

Mehr als 80 Prozent des gesamten Umsatzes werden mit Projekten auf Basis von seilgezogenen Systemen erzielt. Dazu gehören also Bergbahnen gleich wie städtische Transportsysteme oder Materialseilbahnen. 60 Prozent davon wiederum entfallen nach Darstellung von Thomas Pichler und Jürgen Pichler auf Seilbahnprojekte am Berg, egal ob für Winter- oder Sommertourismus. 20 Prozent machen touristische Aussichtsbahnen aus und weitere 20 Prozent sind urbane Personentransportsysteme.

Trend hin zur Kabinenbahn

Derzeit gebe es einen gewissen Trend am Markt, wonach Seilbahnbetreiber mehr Interesse an Kabinenbahnen zeigen. Denn im Unterschied zu reinen Sesselbahnen können Kabinen das ganze Jahr über für jede Art von Besuchern und auch in der Nacht eingesetzt werden, so Pichler. Die restlichen nicht ganz 20 Prozent des Gruppenumsatzes entfallen insbesondere auf das Tochterunternehmen LTW.