NEOS Johannes Gasser SPÖ Michael Ritsch
STEFANIE STURN
STEFANIE STURN
Politik

SPÖ und NEOS: Tarife für Kinderbetreuung ändern

SPÖ und NEOS fordern die Landesregierung auf, die sozial gestaffelten Tarife für Kinderbetreuung zu überarbeiten. Viel mehr Familien auch des Mittelstandes sollten davon profitieren. Die Industriellenvereinigung fordert einen generellen Sinneswandel und unterlegt das mit Zahlen einer neuer Studie.

Das AMS Kinderbetreuungsgeld gibt es nicht mehr in der bisherigen Form. Es war vor allem nach der Karenz bei vielen Müttern beliebt, denn sie haben damit einen Teil der Kosten für die Kinderbetreuung decken können, bis der Nachwuchs älter war. In manchen Fällen waren das bis zu 300 Euro im Monat. Im Jahr 2019 profitierten über 1.000 Vorarlberger Familien von dieser Beihilfe, so NEOS und SPÖ am Montag bei ihrer Pressekonferenz.

SPÖ und NEOS: Tarife für Kinderbetreuung ändern

SPÖ und NEOS fordern die Landesregierung auf, die sozial gestaffelten Tarife für Kinderbetreuung zu überarbeiten. Viel mehr Familien auch des Mittelstandes sollten davon profitieren. Die Industriellenvereinigung fordert einen generellen Sinneswandel und unterlegt das mit Zahlen einer neuer Studie.

Massive Kürzungen

Nun wurde vom AMS die Förderdauer von drei Jahre auf ein halbes Jahr heruntergekürzt. „Viele Familien waren und sind in diesen unsicheren Zeiten jetzt mit zusätzlichen Fragen über ihre finanzielle Zukunft konfrontiert. Hunderte Familien, deren berufliches Weiterkommen von leistbaren Kinderbetreuungsangeboten abhängt, werden im Stich gelassen“, kritisiert NEOS-Landtagsabgeordneter Johannes Gasser.

Grafik Kinderbetreuung Einkommen
Silke Cometto
Das gestaffelte Tarifmodell in Vorarlberg

Seit 2016 gibt es in Vorarlberg ein landesweit einheitliches, sozial gestaffeltes Tarifmodell der Elternbeiträge. Doch für SPÖ Familiensprecher Michael Ritsch ist das Tarifmodell weder einheitlich noch sozial. Zudem falle gerade der Mittelstand aus der sozialen Staffelung der Preise heraus und zahle den vollen Preis, so Ritsch.

Von der sozialen Staffelung profitierten wenige

Von über 15.000 Kindern in den Vorarlberger Kleinkindbetreuungen und Kindergärten profitierten nur 327 Kinder von der sozialen Staffelung, so SPÖ und NEOS. Dieser Umstand zeige, dass die soziale Staffelung kein adäquates Mittel sei, um Familien und Kinder zu unterstützen, denn die Maßnahme komme bei den Familien nicht an.

Grafik Kinderbetreuung
Silke Cometto

Außerdem seien viele Familen schon überfordert, wenn sie das komplizierte Tarifmodell studierten. Je nach Gemeinde gelten zudem unterschiedliche Preise, so Ritsch. Das Land sollte die Kinderbetreuung allein in die Hand nehmen, vereinfachen und billiger machen. Ein entsprechender Antrag kommt diese Woche in den Finanzausschuss.

NEOS Johannes Gasser SPÖ Michael Ritsch
STEFANIE STURN
Johannes Gasser (NEOS) und Michael Ritsch (SPÖ) bei der Pressekonferenz am Montag

Mehrheit wünscht sich reservierten Betreuungsplatz

Auch bei der Industriellenvereinigung Vorarlberg sieht man Verbesserungsbedarf bei der Kinderbetreuung im Land. Eine aktuelle, vom Dr.-Auer-Institut für Management und Marketing durchgeführte Umfrage unter 425 Vorarlbergerinnen und Vorarlbergern bestätige das.

Abgefragt wurde die Zustimmung zur Aussage: „In Vorarlberg soll jedes Kind, im Alter von drei bis fünf Jahren, Anspruch auf einen reservierten Kinderbetreuungsplatz haben“. 41 Prozent stimmen dieser Aussage voll und ganz zu, 32 Prozent stimmen der Aussage zu. Nur 10 Prozent stimmen der Aussage überhaupt nicht oder nicht zu, 16 Prozent stimmen durchschnittlich zu. Das heißt, über 70 Prozent wünschen sich einen Anspruch für einen reservierten Kinderbetreuungsplatz ab drei Jahren.

Kinderbetreuung ab drei Jahren
Dr. Auer Institut
Über 70 Prozent wünschen sich einen Anspruch für einen reservierten Kinderbetreuungsplatz ab drei Jahren

Sinneswandel gefordert

Es gebe zwar viele Bemühungen im Land und in den Gemeinden und im Vergleich zu früher eine positive Entwicklung, so Christine Schwarz-Fuchs, Vizepräsidentin der Industriellenvereinigung Vorarlberg und Bundesrätin (ÖVP). „Aber über ganz Vorarlberg gesehen, ist das oftmals ein unvollständiger Fleckerlteppich. Wir wissen nicht nur aus den Betrieben, dass die Situation für die Eltern oft unzufriedenstellend ist, vor allem auch was die Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtungen angeht.“

Damit widerspricht Schwarz-Fuchs der Positionierung mancher Gemeinden, dass zuerst der Bedarf bei den Eltern abgefragt werden müsse und erst dann Betreuungsplätze geschaffen werden sollen. Sie plädiert für den umgekehrten Weg: Erst ein gutes Angebot schaffen, dann würde es von Eltern auch angenommen.