Mohrenbrauerei – Flaschen
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Politik

Mohrenbräu als Auslöser für Rassismus-Debatte

Seit Tagen wird heftig darüber diskutiert, ob das Logo der Dornbirner Mohrenbrauerei rassistisch ist oder nicht. In der ORF Radio Vorarlberg Sendung „Neues bei Neustädter“ diskutierten Experten, Betroffene, Hörerinnen und Hörer, wo Handlungsbedarf besteht.

Anlass für die Sendung sind die heftigen Diskussionen um das Logo der Mohrenbrauerei, das einen Mohren zeigt. Kritik komme vor allem außerhalb von Vorarlberg, heißt es von Seiten der Unternehmensleitung.

„Was in den letzten Tagen passiert ist, ist schwer zu beschreiben. Wir wurden als Nazis beschimpft, haben aber auch sehr viel Unterstützung aus der Mohren-Community bekommen“, sagte Mohrenbrauerei-Geschäftsführer Thomas Pachole. Mehr als 6.000 Menschen haben bereits eine Petition unterschrieben, dass der Mohr bleiben soll. Das Logo sei 220 Jahre alt und Teil des Vorarlberger Kulturkreises. Es sei kein Zeichen von Rassismus, sondern der Kopf stehe für Akzeptanz und solle ein verbindendes Element sein, so Pachole.

Seit Mitte März befinde sich das privat geführte Unternehmen durch den Lockdown im Krisenmodus. Es habe durch die geschlossenen Restaurants erhebliche Umsatzeinbußen gegeben. Nun habe man es mit einer weiteren Krise zu tun, so Pachole.

„Black lives matter“ in Vorarlberg

Noreen Mughal von „Black lives matter“ in Vorarlberg, Tochter einer indischen Mutter und eines pakistanischen Vaters, fühlt sich von der Diskussion insofern betroffen, dass solche Diskussionen häufig abgleiten in eine Verharmlosung von Rassismus – mehr dazu in „Black Lives Matter“ – auch in Vorarlberg.

Vanessa Edionwe und Noreen Mughal von „Black lives matter“
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Vanessa Edionwe und Noreen Mughal in „Neues bei Neustädter“

„Neues bei Neustädter“
Hier zum Nachhören in der Radiothek.

Tradition oder Abwertung?

Wieviel ist Tradition wert, wenn sich andere dadurch beleidigt fühlen, fragte Noreen Mughal an die Adresse der Brauerei. Gerade deswegen sei eine konstruktive Diskussion wichtig, antwortete Pachole. Das Unternehmen habe einen Marktanteil von 60 Prozent in Vorarlberg.

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Mohrenbrauerei Geschäftsführer Thomas Pachole
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Mohrenbrauerei Geschäftsführer Thomas Pachole
Vorschlag für neues Logo Mohrenbräu (Achtung: nicht das offizielle Logo)
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Neue Logo Vorschläge
alte Logos Mohrenbrauerei
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Der Mohr hat eine lange Geschichte bei der Mohrenbrauerei
Mohrenbrauerei – Flaschen
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In Vorarlberg hat Mohrenbräu 60 Prozent Marktanteil
Mohrenbrauererei Logo
Mohrenbrauererei
Das heutige Logo der Mohrenbrauererei

Das Logo stamme aus einer Zeit, als Schwarze in abwertender Weise zu Unterhaltungszwecken verwendet wurden. „Diese Karikatur wurde damals auch verwendet, um Rassentheorien zu verbreiten. Dass Leute immer noch darauf beharren wollen, dass das nichts mit Rassismus zu tun habe, ist fragwürdig“, sagte Vanessa Edionwe, deren Eltern aus Nigeria kommen.

Mohrenbräu als Auslöser: Rassismus im Alltag

Seit Tagen wird heftig darüber diskutiert, ob das Logo der Dornbirner Mohrenbrauerei rassistisch ist oder nicht. In der ORF Radio Vorarlberg Sendung „Neues bei Neustädter“ diskutierten Experten, Betroffene, Hörerinnen und Hörer, wo Handlungsbedarf besteht.

Millionenteure Logoumstellung

Hörer kritisierten die Kosten, die eine Umstellung des Logos hervorrufen würde. Die Umstellung würde einen mehrstelligen Millionenbetrag kosten, schätzte Pachole. Andere betonten, dass die Intention ja nicht rassistisch sei – es gehe nur um ein Bier.

Eine Logo-Veränderung könne sich äußerst negativ auf das Produkt auswirken, warnt Hanno Schuster, Experte für Markenkommunkation. Abgesehen davon, dass es Jahre dauere, bis so ein Rebranding abgeschlossen sei. In Hinblick auf neue, jüngere Zielgruppen könnte das jedoch eine Chance für Mohren sein.

Definition Rassismus
Rassistische Diskriminierung bedeutet, dass eine Person oder eine Gruppe aufgrund ihrer Hautfarbe, Sprache, Religion, Herkunft, Staatsbürgerschaft oder ihres Aussehens in irgendeiner Form benachteiligt, herabgesetzt oder angegriffen wird.

Rassismus im Alltag

Noreen Mughal betonte, sie wolle ein Zeichen setzen. Statt böse Mails zu verschicken, trete sie in den Diskurs. „Es gehe nicht um die Vergangenheit, die können wir nicht mehr beeinflussen. Wir als Vorarlberger müssen in die Zukunft schauen und uns der Zeit anpassen. Das ist auch die Verantwortung der Mohrenbrauerei. Wir sind stolz auf das Bier aus Vorarlberg. Und wieso kann das Bild aus Vorarlberg nicht etwas Positives sein“, fragte Mughal.

Hands of different colors and cultures of the world unite in a circle against racism. Design with a powerful anti-racism message.
Pol Solé – stock.adobe.com

Sie erfahre im Alltag tagtäglich Rassismus. In Geschäften werde ihr unterstellt zu stehlen, in Lokalen würden andere sich bewusst von ihr wegsetzen, immer noch würden Menschen in gebrochenem Deutsch mit ihr sprechen.

Rassistisches System

Es gehe um ein rassistisches System in Österreich, das über die Zeit gewachsen sei, sagte eine Sprecherin von ZARA, eine Organisation für Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit in Wien. 2019 seien fast 2.000 rassistische Vorfälle in Österreich gemeldet worden.

Es gehe darum, dass jeder für sich reflektiere, ob er oder sie selbst nicht auch rassistische Bilder im Kopf habe. Wer rassistische Übergriffe miterlebe, sei aufgefordert einzuschreiten und dagegen aufzutreten. Hier sei mehr Zivilcourage gefordert, so die Sprecherin von ZARA.