Krankenhaus Maria Ebene
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Gesundheit

Durch CoV-Krise mehr Menschen in der Sucht

Die Stiftung Maria Ebene verzeichnet einen markanten Patientenzuwachs. Das Vorarlberger Sucht-Kompetenzzentrum führt diese Entwicklung auf die Coronavirus-Krise zurück. Das tatsächliche Ausmaß werde erst in zwei oder drei Jahren ersichtlich sein, so Primar Dr. Philipp Kloimstein.

Beratungsstellen Clean: rund 10% mehr PatientInnen bzw. KlientInnen im Vergleich zur Vorjahrsperiode

Krankenhaus Maria Ebene: rund 12% mehr neue PatientInnen auf der Warteliste

Therapiestation Carina: über 10% mehr Neuanmeldungen zur Therapie

Bereits während der Lock-down-Phase der Covid-19-Epidemie in Österreich verzeichneten die Beratungsstellen Clean in Feldkirch, Bregenz und Bludenz einen Zuwachs von rund zehn Prozent an neuen Klientinnen und Klienten im Vergleich zur Vorjahresperiode – und das obwohl deren ambulante Suchtbetreuung auf telefonische Beratung umgestellt werden musste.

Zwölf Prozent Zuwachs auf Warteliste

Das Krankenhaus Maria Ebene selbst wurde in dieser Zeit, also von Ende März bis Mitte Mai, als psychiatrisches Notkrankenhaus eingesetzt, sodass nicht der volle Umfang der gewohnten stationären Suchttherapie möglich war. Aber nur wenige Wochen nach der teilweisen Wiederöffnung für die Behandlung von Suchterkrankten, zeigt sich am Krankenhaus Maria Ebene ein signifikanter Zuwachs von rund zwölf Prozent an neuen Patientinnen und Patienten auf der Warteliste für Therapieplätze. Mit über zehn Prozent ist die Situation bei der Therapiestation Carina sehr ähnlich.

Primar Dr. Philipp Kloimstein übernahm mit 01.04.2020 die ärztliche Leitung der Stiftung Maria Ebene.
Stiftung Maria Ebene
Dr. Philipp Kloimstein, Primar und ärztlicher Leiter der Stiftung Maria Ebene

Krise begünstigt Suchtverhalten

„Suchtverhalten ist häufig eine Reaktion auf große Belastungen. Ähnliche Auswirkungen konnten bereits nach der Finanzkrise 2008 beobachtet werden…entsprechende Studien belegen sehr gut, dass die daraus resultierende Arbeitslosigkeit eine Vielzahl psychischer Erkrankungen wie Sucht, aber auch Depressionen und Ängste bis hin zum Suizid begünstigt hat“, erklärt Dr. Philipp Kloimstein, Primar und ärztlicher Leiter der Stiftung Maria Ebene die vermehrte Anzahl an Hilfesuchenden.

„Dabei bewirkt bereits die Sorge um den Arbeitsplatz einen erkennbaren Anstieg von Menschen mit psychischen Problemen, was wir auch jetzt in der Corona-Krise wieder erleben.“ Betroffen davon sind in erster Linie die Schwächeren in der Gesellschaft wie psychisch Kranke, bereits Arbeitslose, Menschen mit geringem Einkommen oder suchterkrankte Menschen.

Am Krankenhaus der Stiftung Maria Ebene werden Suchterkrankte in achtwöchigen Therapiezyklen stationär behandelt.
Stiftung Maria Ebene

Gut aufgestelltes Sozialwesen wichtig

„Ein funktionierendes und gut aufgestelltes Sozial- und Gesundheitswesen, wie wir es in Vorarlberg haben, ist daher sehr wichtig, um diesen Menschen effizient helfen zu können und noch größere Folgekosten für die Gesellschaft abzuwehren – aber auch um das subjektive Leid der einzelnen zu mildern“, weiß Dr. Kloimstein.

In Vorarlberg sei man dank einer breiten Ausrichtung grundsätzlich auf die möglichen Auswirkungen und Folgen vorbereitet, so Kloimstein. Die Stiftung Maria Ebene sei österreichweit eine Vorzeigeeinrichtung im Suchtbereich. Das breite Leistungsspektrum von der Gesundheitsförderung über die ambulante sowie stationäre Behandlung bis hin zum Substitutionsangebot sei im deutschsprachigen Raum einzigartig.

Stiftung Maria Ebene:
Die Stiftung Maria Ebene mit Sitz in Frastanz ist das Vorarl-berger Kompetenzzentrum mit überregionaler Bedeutung in allen Suchtfragen.

Als Fachkrankenhaus mit vor- und nachgelagerten Aufgaben ist die Stiftung Trägerin des Krankenhauses Maria Ebene, der Therapiestationen Carina und Lukasfeld, der Beratungsstellen Clean in Feldkirch, Bregenz und Bludenz sowie der Präventionseinrichtung SUPRO – Gesundheit und Prävention in Götzis.

Langzeitfolgen noch nicht absehbar

Der gewachsene Bedarf dürfte nach Ansicht Kloimsteins jedoch erst der Anfang sein, das zeigten die Erfahrungen in der Finanzkrise. Ein noch wesentlicherer Anstieg an Suchterkrankten komme demnach zeitverzögert auf uns zu: "Die Langzeitfolgen werden erst in zwei, drei Jahren in vollem Umfang ersichtlich sein“, so Kloimstein. Ein so rascher und deutlicher Zuwachs sei ein Alarmsignal.

Es sei dennoch gut, sich jederzeit mit möglichen Fragen und Problemen an kompetente Stellen zu wenden, so Kloimstein: "So können wir möglichst früh helfen und einer schweren Suchterkrankung entgegenwirken.“

Frastanz  am 20.3.2020  Maria Ebene Landeskrankenhaus wird ab Montag fuer den stationaeren Betrieb im Dorona-Betten-Notstand umgebaut. Inzwischen verlassen die derzeit in Behandlung stehenden Menschen das Gebaeude.
Mathis Fotografie