Ein umgebauter ehemaligen Stickereibetrieb.
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Kultur

Architektur: Krisentaugliche Wohnungen

Viele Menschen haben in der Coronaviruskrise so viel Zeit in ihren Wohnräumen verbracht wie noch nie. Dabei wurde plötzlich klar, wie vielen unterschiedlichen Bedürfnissen eine Wohnung gerecht werden sollte. Es gibt architektonische Beispiele im Land, die in solchen besonderen Zeiten Vorteile haben.

Eine Wohnanlage in Lustenau, einst das Gebäude einer Stickerei, könnte einen Weg in die Zukunft des Wohnens zeigen: die Verbindung zwischen Wohnen und Arbeiten. Diese Verbindung ist in Zeiten der Coronaviruskrise gefragt – und eigentlich über Jahrhunderte hinweg erprobt worden. „Mittlerweile ist es so, dass wir ganz unterschiedliche Arbeitsprozesse haben und dass das Arbeiten auch wieder zurück in die Wohnung kommt, so wie wir es auch in den vergangenen Wochen erlebt haben“, so Architekturhistorikerin Verena Konrad.

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Lofts in Lustenau
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Eine ehemalige Stickerei, in der jetzt Lofts untergebracht sind
Lofts in Lustenau
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Lofts in Lustenau
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Lofts in Lustenau
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Eine umgebaute Halle eines ehemaligen Stickereibetriebs.
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Eine umgebaute Halle eines ehemaligen Stickereibetriebs.
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Offene Räume zur flexiblen Nutzung

Die Wohneinheiten in der ehemaligen Stickerei sind als Lofts gestaltet: Offene Räume, die der Bewohner so nutzen kann, wie es ihm beliebt – und eben nicht so, wie es ein starrer Grundriss mit Schlafzimmer, Wohnzimmer etc. vorschreibt. Die Industrievergangenheit der Anlage bleibt sichtbar. Eine Etage aus Holzelementen wurde über einen Stahlträger eingefügt. Das ermöglicht weitere Räume – und diese öffnen sich nach beiden Seiten hin zu großzügigen Grünflächen.

Raum biete die Anlage – nicht Fläche, sagt Architekt Hugo Dworzak. „Der Unterschied Quadratmeter einzuteilen und Raum nutzen zu können ist gigantisch. Wir konnten also in jedem dieser Einzelteile dieser früheren Firmenanlage ein sogenanntes Häuschen einbauen. Noch dazu war es sehr wichtig, die vorhandene Fläche möglichst offen zu halten, damit die Grenzen von jedem selbst festgelegt werden können, der die Räumlichkeiten dann benutzen wird“, erklärt Architekt Dworzak.

Haus in Lustenau
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In Krisenzeiten ist hier Kommunikation von Terrasse zu Balkon möglich – von Generation zu Generation

Drei Generationen unter einem Dach

Diesem Prinzip folgt auch eine Wohnanlage in Lustenau, die drei Familien und drei Generationen unter einem Dach versammelt. Eigentlich ist es die Rückkehr zu einer Wohnform, die über Jahrhunderte hinweg verbreitet war, sagt Architekturhistorikerin Verena Konrad.

„Es gibt wieder mehr Menschen, die alleine wohnen – wie Singles und ältere Menschen, es gibt aber auch Patchworkfamilien. Das heißt, die Diversität im Zusammenleben hat zugenommen und so haben auch neue Formen des Zusammenlebens zugenommen, die freiwillig sind“, führt Konrad aus.

Sendungshinweis: „Vorarlberg heute“, 8.6.2020, 19.00 Uhr, ORF2

„Wohnräume gemeinschaftlich nutzen“

Die Bewohner teilen sich den Garten, die Garage, die Heizung und die Wasserversorgung. Dazu kommen Kommunikationsräume wie Balkon und Terrasse – und die haben sich gerade in der aktuellen Gesundheitskrise bewährt, denn so konnten sich die Generationen über die Stockwerke hinweg unterhalten, ohne Gefahr der Ansteckung.

„Was man aus dieser Coronavirus-Krise lernen könnte ist, dass wir jetzt nicht wieder zu dem Prinzip zurückkehren sollten, dass jeder nur ein großes Einfamilienhaus braucht“, sagt Architektin Eva Lingg-Grabher, „vielmehr sollten wir darauf schauen, dass wir die Wohnräume so konzipieren, dass sie gemeinschaftlich genutzt werden können und diese Räume im besten Fall für alle erreichbar und nutzbar sind“.

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