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Antikörpertests: Vorarlberger arbeiten an Durchbruch

Forscher in Vorarlberg wollen die Antikörpertests für das Coronavirus verbessern. Denn tatsächlich treffsichere Tests gebe es derzeit noch nicht, das wollen die Forscher nun ändern. Erste Versuche an Menschen in Vorarlberg seien bereits im Herbst geplant.

Wer sich ein Virus einfängt, dessen Immunsystem entwickelt Antikörper zur Bekämpfung des Erregers. Ist die Krankheit ausgeheilt, behält der Mensch diese Antikörper und entwickelt eine Grundimmunität gegen das Virus. Mit Antikörpertests lässt sich das dann nachweisen. Bei den bereits vorhandenen Antikörpertests für das Coronavirus steckt der Teufel im Detail des Krankheitserregers selbst. Dieser gehört nämlich zu einer großen und genetisch eng verwandten Virusfamilie, zu der auch die banalen Schnupfenerreger zählen.

kranke Frau liegt im Bett, davor Medikamente
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Normale Schnupfenerreger stammen von der gleichen Virusfamilie und können die Tests verfälschen.

Schnupfenerreger reichen vielfach für ein positives Ergebnis

Spricht ein solcher Test also an, muss man nicht unbedingt immun gegen das Coronavirus sein, vielleicht hat der Test ja nur die Antikörper gegen den letzten Schnupfen entdeckt. Treffsicherheit ist das keine. Und genau da wollen jetzt die Vorarlberger Forscher vom Institut VIVIT mit Hauptsitz in Feldkirch ansetzen, sagt der Mediziner und Geschäftsführer Heinz Drexel.

Erste Versuche im Herbst geplant

Drexel und sein Team wollen daher unter allen bestehenden Tests die besten finden, deren jeweiligen Methoden kombinieren und diese gleichzeitig weiterentwickeln. Gelingt es dem VIVIT-Team, die Treffsicherheit eines Antikörpertests so zu erhöhen, dass er praxistauglich wird, sollen bereits im kommenden Herbst die ersten Versuche an 5.000 Bediensteten in Vorarlbergs Spitälern und Arztpraxen starten.

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Vorarlberger Forscher sind auf der Suche nach dem besten Antikörpertest gegen das Coronavirus.

Diese Hochrisikoberufsgruppe wurde bewusst ausgewählt. Schließlich haben diese Menschen am meisten Kontakt mit erkrankten Menschen und dadurch besteht auch die größte Chance, dass diese selbst das Virus bereits in sich tragen. Denn an gesunden oder noch nicht erkrankten Menschen zu testen wäre unsinnig, dadurch könnten die Forscher nicht erkennen, ob die Tests gut sind oder eben nicht, sagt Drexel.

Drexel hofft auf grünes Licht

Ganz in trockenen Tüchern ist dieser Feldversuch aber noch nicht. Der Antrag dazu wird laut Drexel derzeit von der Vorarlberger Ethik-Kommission geprüft. Der Mediziner rechnet aber damit, bald grünes Licht zu bekommen. Immerhin könnten die Forschungen zu einem dreifachen Schritt nach vorne führen, sagt Drexel. Man würde wissen, wer noch gefährdet ist, wer bereits immun gegen Covid-19 ist und man würde jene Menschen finden, die sehr viele Antikörper gegen das Coronavirus im Blut haben. Diese könnten dann ihr Plasma zur Herstellung von Medikamenten spenden.

Zusammengearbeitet wird mit dem Medizinischen Zentrallabor in Feldkirch und gefördert werden die Wissenschafter in Dornbirn aus dem 26 Millionen Euro schweren Coronavirus-Forschungstopf des Bundes – und zwar mit einmaligen 100.000 Euro.