Ein Flyer zum Thema Ehrenamt in Vorarlberg.
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Chronik

Studie: Gelebte Solidarität in Vorarlberg

Die Bereitschaft, sich freiwillig zu engagieren, ist in Vorarlberg stark ausgeprägt. Jeder zweite Vorarlberger engagiert sich freiwillig und die Tendenz ist steigend. Das bestätigt eine neue Studie, die vom Land gemeinsam mit der FH Vorarlberg und dem Büro für Zukunftsfragen am Dienstag vorgestellt wurde.

Mehr als die Hälfte (55,7 Prozent) aller Landesbürgerin bzw. Landesbürger über 15 Jahre sind freiwillig tätig. Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) zeigte sich erfreut über die erneut dokumentierten Spitzenwerte in Sachen bürgerschaftliches Engagement.

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Das Ehrenamt sei ein prägendes Markenzeichen und untrennbar verbunden mit dem tief verankerten Gemeinschaftssinn, der Vorarlberg von anderen Ländern und Regionen unterscheidet. "Das Ehrenamt ist eine unbezahlbare Ressource. Sie zu hegen und zu pflegen ist gerade in diesen Tagen mehr denn je ein Gebot der Stunde“, betonte Schöbi-Fink.

Spitzenwerte im Bundesländervergleich

Die Daten der aktuellen Studie wurden vom Forschungszentrum Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der FH Vorarlberg unter Leitung von Prof. Fredersdorf im vergangenen Jahr erhoben. Dabei zeigte sich, dass sich sowohl das freiwillige Engagement als auch das sogenannte „Sozialkapital“ weiter auf sehr hohem Niveau bewegen.

Insbesondere das formelle Engagement – also in Vereinen oder Organisationen – hat seit der letzten Studie (2014) von 23,2 auf 27,7 Prozent zugenommen. Weitere 28 Prozent der Befragten engagieren sich informell, etwa in der Nachbarschaftshilfe. Die durchschnittliche Freiwilligentätigkeit beläuft sich in Vorarlberg auf fünf bis sechs Stunden pro Woche, erläuterte Prof. Fredersdorf. Das seien im Österreichvergleich absolute Spitzenwerte.

PK zum Thema Ehrenamt.
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Besonders viele Menschen engagieren isch in den Bereichen Sport, Kultur und Religion

Negatives Sozialkapital stark gesunken

Auch beim Sozialkapital zeigen die wesentlichen Indikatoren – etwa das Empfinden von Lebensqualität und Zufriedenheit – eine stabile Entwicklung an, obwohl auch in Vorarlberg ein gewisser Trend zum „Cocooning“ – also zum Rückzug ins Private – feststellbar ist.

„Schon in früheren Studien ist eine solche Tendenz, also Engagement und Zeit vermehrt in der nächsten Umgebung, der Familie einzubringen, festgestellt worden“, schilderte Michael Lederer vom Büro für Zukunftsfragen. Zugleich bestätige die Studie aber auch, dass negatives Sozialkapital – sprich erlebtes Unverständnis, Unfreundlichkeit bis hin zum Mobbing – gegenüber den letzten Jahren signifikant abgenommen haben.

Bewusstseinsbildung und Unterstützung

Als Schlussfolgerung empfiehlt die Studie unter anderem die intensive Bewusstseinsbildung für die gesellschaftliche Bedeutung und den Wert des freiwilligen Engagements. Auch die verstärkte Unterstützung von Alleinerziehenden, Menschen mit geringem Einkommen und auch von älteren Menschen sei wichtig, um der Gefahr von Vereinsamung entgegenzuwirken.

Künftig sollen noch mehr junge Menschen für das freiwillige Engagement und das Vereinsleben motiviert werden. Im Dezember ist eine Fachtagung zum Thema Nachwuchsarbeit geplant.