Eine Frau sitzt auf einer Fensterbank und sieht aus dem Fenster.
ORF Vorarlberg
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Chronik

Deutlicher Anstieg an häuslicher Gewalt

Während der Coronavirus-bedingten Ausgangsbeschränkungen hat die Gewalt in Familien deutlich zugenommen. Zuerst war nur ein leichter Anstieg erkennbar, im April hat sich die Zahl der Wegweisungen wegen häuslicher Gewalt jedoch verdoppelt. Laut den Beratern der ifs-Gewaltschutz-Stelle dürfte die Dunkelziffer aber weit höher sein.

Völlig unabhängig von der sozialen Herkunft sind alle gesellschaftlichen Schichten von Gewalt betroffen. 90 Prozent der Gewaltopfer sind Frauen und zehn Prozent sind Männer. Die Coronavirus-Zeit hat die Situation noch verschärft.

Psychiater Reinhard Haller über Gewalt in der Familie

Psychiater und Gerichtsgutachter Reinhard Haller über die Ursachen von Gewaltausbrüchen in der Familie.

Mehr Gewalt durch häusliche Isolation

Der Anstieg an Gewalttaten käme zum einen durch Stresssituationen, Angst, Nöte und Sorgen zu Stande, zum anderen aufgrund der sozialen Isolation. „Gewalt passiert ja hinter verschlossenen Türen und die Isolation hat diese Türen noch etwas fester verschlossen“, erklärt Ulrike Furtenbach, Leiterin der Gewaltschutzstelle des ifs. Durch die Isolation sei es für Hilfesuchende zudem schwieriger gewesen, sich überhaupt an jemanden zu wenden.

Betretungsverbote haben ich verdoppelt

Der rasante Anstieg an Gewalt, den man zu Beginn der Krise befürchtete, traf nicht ein. „Jetzt im April, können wir mittlerweile schon einen großen Anstieg verzeichnen. Gerade im Bereich der Betretungsverbote, die sich im Vergleich zum letzten Jahr verdoppelt haben“, so Furtenbach. Auch die persönlichen Anfragen seien um einiges gestiegen.

Jede Frau findet Schutz

Um für die Krise gewappnet zu sein, wurden die Plätze im Vorarlberger Frauenhaus aufgestockt. „Es hat also jede Frau in Vorarlberg die Möglichkeit, Schutz und Zuflucht im Frauenhaus zu finden“, versichert Furtenbach. Die neun Beraterinnen der Gewaltschutzstelle unterliegen der Schweigepflicht, es wird also nicht jeder Fall automatisch zur Anzeige gebracht.

Viele der Betroffenen seien auch nicht darauf aus, dass jemand bestraft wird oder dass es zu einem Gerichtsverfahren kommt. „Viele wünschen sich oft nur, dass der Täter für sein Handeln Verantwortung übernimmt und sich bei ihnen für seine Tat entschuldigt“, führt Furtenbach aus.