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ORF Vorarlberg
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Chronik

Kriegsende – und doch nicht „Stunde null“

Sieben Jahre dauerte das sogenannte „Tausendjährige Reich“ der Nationalsozialisten in Österreich. Am 8. Mai 1945 war es mit der Kapitulation des Deutschen Reiches endgültig Geschichte. Von einer „Stunde null“ kann aber trotzdem keine Rede sein – weder in der Wirtschaft noch in der Politik. Das gilt natürlich auch für Vorarlberg.

Als Ende Mai 1945 in Feldkirch der erste Landesausschuss zusammentrat, gehörten ihm vor allem Politiker an, die schon in der Zeit des Austrofaschismus aktiv gewesen waren. Mit dabei war aber auch der spätere oberste Beamte des Landes, Elmar Grabherr, der kurz davor noch im Dienst der Nazis gestanden war. Die Nationalsozialisten waren nach der Befreiung 1945 natürlich generell nicht einfach verschwunden, sagt Historiker Meinrad Pichler.

Nationalsozialisten kamen bald in ihre Funktionen zurück

Die sichtbarsten Nationalsozialisten wurden einige Zeit interniert und mussten auf die Entnazifizierung warten. Schwer belastete Nationalsozialisten wurden in Anhaltelagern in Lochau und Brederis eingesperrt, unter ihnen die Führungskräfte mehrerer Textilfabriken. Aber auch sie kamen schon bald wieder in ihre Funktionen zurück und wurden später zum Teil geehrt – so wie Messe-Präsident Hermann Rhomberg, der während der NS-Zeit hohe Ämter bekleidet hatte. Aber auch viele einfache Parteimitglieder wurden bald wieder beschäftigt. Es hätte sonst in Vorarlberg keine medizinische Versorgung mehr gegeben, da 80 Prozent der Ärzte Mitglieder der NSDAP gewesen waren, sagt Pichler.

Internierungslager in Vorarlberg
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Internierungslager in Vorarlberg

Die Bregenzer Festspiele entstanden

Neben der Entnazifizierung versuchte die französische Militärverwaltung vor allem die Demokratisierung und die österreichische Kultur zu fördern – und da kam ihr 1946 die Initiative für ein Kulturfestival am Bodensee gerade recht. Damit wollte man Vorarlberg von Deutschland abnabeln und das Land an den österreichischen Kulturraum anbinden, sagt Pichler.

Bregenzer Festspiele auf einem Kahn
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Grenze zur Schweiz wieder geöffnet

Für das Festival wurde die Grenze zur Schweiz wieder geöffnet, Mozarts Bastien und Bastienne wurde auf zwei Kieskähnen im Gondelhafen zum Besten gegeben. Daraus entwickelten sich Festspiele, die seit 1946 jeden Sommer stattfanden. Ob das auch für die 75. Ausgabe im heurigen Juli gilt, ist derzeit noch offen.

Kriegsende 1945

Sieben Jahre dauerte das „Tausendjährige Reich“ der Nationalsozialisten in Österreich. Am 8. Mai 1945 war es mit der Kapitulation des Deutschen Reiches endgültig vorbei.