Leere Millstätter Straße bei Treffen
ORF/Petra Haas
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Verkehr

CoV: Historischer Rückgang des Verkehrs

Die Beschränkungen durch die Coronavirus-Krise haben zu einem historischen Verkehrsrückgang geführt. Auf Österreichs Autobahnen waren heuer im März laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) um 39 Prozent weniger Fahrzeuge unterwegs als im März des Vorjahres. In Vorarlberg zeigt sich die Veränderung besonders deutlich.

Österreichweit nahm der Verkehr an Werktagen im Schnitt um 36 Prozent ab, an den Wochenenden sogar um 48 Prozent. Bundesweit den stärksten Rückgang verzeichnet die Brennerautobahn. Auf Platz zwei folgt die Arlbergschnellstraße (S16). Laut der Analyse des Verkehrsclub Österreich wurden an Werktagen auf der S16 um 47 Prozent weniger Fahrzeuge gezählt, an den Wochenenden sogar um 60 Prozent weniger.

An der Zählstelle Außerbraz wurden heuer zum Beispiel an jedem Werktag rund 8.100 Fahrzeuge registriert, im März des Vorjahres waren es fast 17.000. Noch deutlicher ist der Unterschied an den Wochenenden: Im heurigen März waren es rund 8.500 Fahrzeuge, im März des vorigen Jahres rund 21.000.

Auf der Rheintalautobahn gab es ein Minus von 41 Prozent. So waren auf der A14 bei Dornbirn im heurigen März rund 39.300 Fahrzeuge pro Wochentag unterwegs – rund 59.000 waren es dagegen vor einem Jahr.

Rückgang an gesundheitsschädlichem Stickoxid

Die Folgen sind laut VCÖ deutlich erkennbar: weniger Lärm, weniger Abgase, weniger Staus. Daten des Umweltbundesamts zeigten, dass die gesundheitsschädliche Stickoxidbelastung entlang von Straßen deutlich zurückgegangen sei.

Damit die Verkehrslawine gar nicht mehr zu rollen beginnt, fordert der VCÖ jetzt, dass der öffentliche Verkehr schnell wieder hochgefahren wird. „Die Politik ist zum Schutz der Gesundheit der Anrainerinnen und Anrainer gefordert, rasch Maßnahmen zu setzen, damit es nach dem Neustart nicht zu den gleichen Verkehrslawinen kommt wie vor der Coronakrise“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

VCÖ fordert Erreichen der Klimaziele

Mehr Homeoffice oder Videokonferenzen statt Dienstreisen reichten nicht aus, um die Verkehrsbelastung auf ein gesundheitlich erträgliches Maß zu beschränken. „Es braucht eine viel stärkere Verlagerung des Verkehrs auf Bahn und Bus“, so Schwendinger. Darüberhinaus solle, so der VCÖ, die Infrastrukturpolitik endlich mit den Klimazielen in Einklang gebracht werden. Laut Schwendinger ist jede fünfte der 201 Städte in Österreich immer noch nicht mit der Bahn erreichbar.

Rauch: Notwendigkeit von Klimapolitik

Auch Umweltlandesrat Johannes Rauch (Grüne) sprach sich in einer Aussendung dafür aus, „alles dafür zu tun, dass die Luftverschmutzung nicht wieder auf das gleiche, massiv gesundheitsschädliche Niveau hochgefahren wird“. Die jahrzehntelange Luftbelastung mit Schadstoffen aus Verkehr, Industrie, Heizen, Verbrennen etc. habe bereits bei vielen Menschen zu Lungenschäden geführt, und gerade in Zeiten von Covid-19 sei dies besonders brisant.

Die verminderten Aktivitäten und damit auch die verringerten Luftschadstoff-Emissionen werden in verschiedenen Intensitäten eine Weile weiter andauern, so Rauch. „Langfristig positive Effekte auf die Luftqualität erreicht man allerdings nur mit gezielter Klima- und Umweltpolitik. Produktionsstrukturen, Infrastrukturen, Konsum- und Mobilitätsmuster müssen nachhaltig und dauerhaft verändert werden“, appelliert Rauch.

Bis zu 60 Prozent weniger Stickstoffdioxid-Belastung

Laut Landesrat Rauch waren in der zweiten März-Hälfte wochentags Reduktionen von 40 bis 50 Prozent der Stickstoffdioxidimmissionen an verkehrsnahen Standorten in Vorarlberg zu beobachten. Mit der Lockerung der Beschränkungen nach Ostern stieg die Mobilität und somit die Schadstoffbelastung wieder etwas an. Die Reduktion der Stickstoffdioxid-Belastung beträgt demnach wochentags aber immer noch 35 bis 40 Prozent. Verglichen wurde die Belastung jeweils mit dem selben Zeitraum der Jahre 2018 und 2019.

Die Abnahme der Luftbelastung ist laut Rauch auch stark durch einen Rückgang beim Privatverkehr geprägt. Das zeige sich vor allem an den Wochenenden. In der zweiten März-Hälfte lag demnach die Reduktion der Stickstoffdioxid-Belastung bei 55 bis 60 Prozent. Im April mit langsam ansteigender Freizeitmobilität lag sie bei 40 bis 45 Prozent.