Bärger Lädili in Bartholomäberg mit GF Ivonne Vallaster
Verein Dorfleben
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Wirtschaft

Dorfläden gewinnen an Bedeutung

Eine repräsentative Telefonumfrage zur aktuellen Situation in ca. 40 Dorfläden in Vorarlberg zeigt, dass praktisch alle einen Zuwachs beim Umsatz durch die Wohnbevölkerung verzeichnen. Auch regionale Produzenten profitieren, teilt der Verein Dorfleben mit.

Ein Viertel der 200 Lebensmittelläden in Vorarlberg habe in der Vergangenheit nur durch die Nahversorgungsförderung von Gemeinden und Land am Leben erhalten werden können, so der Verein Dorfleben. Dadurch sei ein flächendeckendes, fußläufiges Angebot an Lebensmitteln in Vorarlberg sichergestellt worden. Diese Investitionen würden sich nun gerade in dieser Krise als vorausschauend und wichtig herausstellen.

Einkauf in Dorfläden hat zugenommen

Die repräsentative Umfrage in allen geförderten Dorfläden Vorarlbergs zeige, dass, bedingt durch die Krise, neben den bisherigen treuen Kunden auch bei den „Fremdgehern“ eine Rückbesinnung stattgefunden habe. So verzeichnen praktisch alle Dorfläden einen Zuwachs beim Umsatz durch die Wohnbevölkerung. „Jetzt ist man nicht mehr nur der Notnagel für Vergessenes, sondern es wird der ganze Haushaltseinkauf im Dorfladen bestritten“, fasst es ein Ladner zusammen.

Dorfladen Düns
Verein Dorfleben
Dorfläden gewinnen in der Coronavirus-Krise neue Kunden, so die Umfrage

Tourismusgemeinden leiden unter fehlenden Touristen

Das bewusste Einkaufen schlage sich bei 60 Prozent der Dorfläden auch in einem deutlichen Umsatzplus von bis zu 35 Prozent nieder. Bei den übrigen Dorfläden mache sich die fehlende Kaufkraft der Touristen in der Bilanz bemerkbar, so der Verein. So hätten Orte wie z. B. Warth, Damüls oder Gargellen mit Einbußen von über 50 Prozent zu kämpfen. „Trotz dem frühen Saisonschluss, haben wir einen Notbetrieb aufrechterhalten. Finanziell ein Desaster, aber die Wertschätzung durch die Bevölkerung ist enorm und entschädigt für die finanziellen Einbußen“, so eine betroffene Ladnerin.

Gemeinsame Versorgung von Risikogruppen

Praktisch alle Dorfläden in Vorarlberg haben ihre Zustellung, insbesondere für Risikogruppen in Quarantäne, ausgebaut. Um die zusätzlichen Aufwände zu stemmen, entstanden vielfältigste Kooperationen. Von der Feuerwehr über das Rote Kreuz, von Gemeindebediensteten bis zu den MOHI Frauen und engagierte Bürger und Bürgerinnen helfen viele mit, so die Umfrage. Man hoffe, dass diese Solidarität auch über die Krise hinaus anhält.

Zustellung durch die Dorfläden bis in den letzten Winkel, Harald Nesensohn Laterns
Caroline Renner
Viele Dorfläden liefern Produkte bis in den letzten Winkel – im Bild Harald Nesensohn aus Laterns

Regionale Produzenten profitieren

Auch viele Produzenten würden zunehmend den Wert der Dorfläden erkennen: Waren, die aufgrund von geschlossenen Märkten oder Gastronomiebetrieben nicht verkauft werden können, fänden so einen Absatzkanal und brächten eine nachhaltige Wertschöpfung.

„Seelengärtner“ der Dorfgemeinschaft

Dass es in einem Dorfladen nicht nur regionale Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs gibt, sondern auch wichtige Dienstleistungen, zeige eine Studie des Vereins Dorfleben. Neben dem Zustellservice, Zahlung auf Rechnung, Kommissionsware für Vereine und vielem mehr sei vor allem der gemeinsame Austausch meist in der gemütlichen Kaffeeecke von zentraler Bedeutung.

Obmann Verein Dorfleben Bgm. Rainer Duelli
Verein Dorfleben
Der Obmann des Vereins Dorfleben, Bgm. Rainer Duelli

„Wir sind die Seelengärtner in unseren Dörfern“, bringt es ein Ladner auf den Punkt. Und weiter: „Hoffen wir, dass die positiven Erfahrungen unserer KundInnen in Zeiten der Krise zu einem nachhaltig veränderten Einkaufsverhalten führen. Schön wäre es, wenn wir durch die vermehrte Wertschätzung der Kunden keine Förderungen von Land und Gemeinden mehr bräuchten.“

Wertschätzung für das Engagement

„Wir werden uns dafür einsetzen, dass das beispiellose Engagement aller MitarbeiterInnen in den Dorfläden auch die verdiente und notwendige Wertschätzung erhält“, so der Obmann des Vereins und Bürgermeister in Übersaxen, Rainer Duelli. „Konkrete Maßnahmen dazu werden mit dem Land verhandelt. Es geht uns um einen Sonderbonus für die Dorfläden und deren MitarbeiterInnen und die Absicherung der Dorfläden in den Tourismusgemeinden.“