Ein Mann und eine Frau mit Schutzmasken in einem Supermarkt
APA/Helmut Fohringer
APA/Helmut Fohringer
Coronavirus

Einkaufen nur noch mit Schutzmaske

Die Bundesregierung hat am Montag in einer Pressekonferenz weitere Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus präsentiert. Die Maßnahmen werden noch einmal verschärft. Man setzt nun auf das Tragen von Mund-Nasen-Schutz.

Noch vor dem Wochenende hieß es, es werde derzeit keine Verschärfung der Maßnahmen geben. Am Montag traten Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler, Gesundheitsminister Rudolf Anschober (beide Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) gemeinsam vor die Presse und sagten, dass dies nun doch der Fall sei.

Kurz sagte, er sei sich bewusst, dass viele Menschen hören wollten, dass die Maßnahmen gelockert würden. „Aber die Wahrheit ist, es ist ein Marathon“, so Kurz. Es gebe noch immer viele Verharmloser, auch unter Experten. „Es ist gut, dass wir die Maßnahmen gesetzt haben. Sie wirken auch.“ Dennoch müsse man sie nun verstärken.

Maskenpflicht im Supermarkt

Es würden nun, so Kurz, drei weitere Maßnahmen eingeführt. Das sei erstens ein verstärkter Schutz für gefährdete Gruppen, zweitens die Einhaltung der Maßnahmen konsequent sicherzustellen. Drittens werde es verpflichtend sein, künftig Schutzmasken im Supermarkt zu tragen. Voraussichtlich würden ab Mittwoch genügend Masken vorhanden sein, dass diese Mund-Nasen-Schutzmasken (NMS) an die Kundschaft gegeben würden. Diese schützen nicht den Träger, so Kurz, aber womöglich andere. Denn mit ihnen komme es „nicht so leicht zu einer Übertragung über die Luft“, etwa durch Niesen und Husten. Kurz betonte, das sei „kein Ersatz für das Abstandhalten“, sondern eine zusätzliche Maßnahme.

Die Maßnahmen orientieren sich an den Prognosen von Wissenschaftlern. Diese hatten in einem Expertenpapier „deutlich strengere Maßnahmen“ empfohlen. Man müsse den Replikationsfaktor deutlich unter eins drücken, so Kurz am Montag.

Grafik zu Schutzmasken
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Replikationsfaktor entscheidend

Diese Größe in der Epidemie ist entscheidend: Der Replikationsfaktor gibt darüber Auskunft, wie viele Personen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt. Ist der Replikationsfaktor kleiner als eins, klingt die Epidemie rasch ab, ist er größer als eins, verbreitet sich die Krankheit unweigerlich mit exponentieller Geschwindigkeit.

„Wenn es nicht gelingt, rasch den Faktor R0 unter den Wert von eins zu drücken, sind in Österreich Zehntausende zusätzliche Tote und ein Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu erwarten“, heißt es in dem von Mathias Beiglböck (Uni Wien), Philipp Grohs (Uni Wien), Joachim Hermisson (Uni Wien, Max Perutz Labs), Magnus Nordborg (ÖAW), Walter Schachermayer (Uni Wien) mit Unterstützung der Rektoren Heinz Engl (Uni Wien) und Markus Müller (Med Uni Wien) verfassten Expertenpapier.

Unter der realistischen Annahme eines Replikationsfaktors von 1,7 werde das Gesundheitssystem Mitte April zusammenbrechen, betonten die Experten. Um das zu verhindern, bleibe kaum Zeit. Im Fall von Covid-19 entspricht ein Replikationsfaktor von eins einem täglichen Zuwachs von etwa sieben Prozent – liegt der Zuwachs höher, komme es zu einer exponentiellen Ausbreitung. Die derzeitige tägliche Zuwachsrate der Infizierten in Österreich wird von den Experten auf 14 Prozent geschätzt, am Anfang der Epidemie lag sie bei 30 Prozent.

„Ruhe vor dem Sturm“

Kurz befürchtete, dass schon in rund zwei Wochen Engpässe in den Spitälern auftreten könnten. Mitte April könnte man in einer Situation sein, wo es zu einer Überforderung der Intensivmedizin komme, sagte er. In Österreich herrsche die „Ruhe vor dem Sturm“. Wie „grausam dieser Sturm sein kann, sieht man, wenn man in unser Nachbarland Italien schaut“. Der Kanzler bat die Bevölkerung einmal mehr, die Maßnahmen zu befolgen und die sozialen Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren. „Das Virus rottet sich nicht von allein aus“, alle müssten mithelfen. „Wirkliche Normalität gibt es erst wieder, wenn wir das Virus besiegt haben“, so Kurz. Wenn das nicht gelinge, gebe es nicht mehr viele Maßnahmen, die man treffen könne, „dann sind wir bald am Ende der Fahnenstange angelangt“ – mehr dazu in ORF.at.

610 Infizierte in Vorarlberg

In Vorarlberg liegt die Zahl der Coronavirus-Erkrankten bei 610. 45 Personen sind im Krankenhaus, 13 auf der Intensivstation. Eine Person in Vorarlberg ist bis dato an den Folgen des Coronavirus gestorben. In ganz Österreich stieg die Zahl der durch das Coronavirus verstorbenen Personen (Stand: 10.30 Uhr) auf 108 gestiegen, teilte das Innenministerium in einer Aussendung mit. 999 Infizierte wurden inzwischen in Spitälern behandelt, 193 davon auf Intensivstationen. Insgesamt wurden (Stand: 9.30 Uhr) 9.125 bisher positiv getestet.