Drei Viertel der neu auftauchenden Krankheitserreger, die den Menschen bedrohen, stammten aus „zoonotischen Quellen“, sie werden also von Tieren auf Menschen übertragen, sagt Kurt Schmidinger, der vor allem für wissenschaftliche Studien zur Berechnung der Klimabilanz von Lebensmitteln bekannt ist.
Drei Viertel der neuen Krankheitserreger über Tiere
2009 bestätigten die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO und die Weltorganisation für Tiergesundheit OIE diese Zahl mit 70 Prozent, aktuell gibt die FAO auf ihren Webseiten 75 Prozent an. So haben auch Vogelgrippe, Schweinegrippe, Nipah-Virus, Ebola, HIV allesamt zoonotischen Ursprung, so Schmidinger.

"Ich bin nicht überrascht, denn die Pandemien wurden vorausgesagt. Ebenso wie die Antibiotikaresistenzen durch den Einsatz in der Massentierhaltung. So werden wir die Waffe „Antibiotika" aus der Hand geben“, sagt Schmidinger.
Warnung kam schon vor Jahren
Schon vor Jahren habe die FAO eindringlich darauf hingewiesen, dass die Industrialisierung der Nutztierhaltung, speziell in warmen, feuchten Klimazonen, die sich durch den Klimawandel ausweiten, eine große Gefahr für neue Krankheitserreger darstelle. In Kombination mit vermehrten Transporten von Tieren und Tierprodukten und einer vermehrten Mobilität des Menschen stelle dies eine große Gefahr für neue Pandemien dar. Besonders gefährlich sei die industrielle Nutztierhaltung in Bezug auf die Entstehung von Influenza-Viren und anderen Krankheitserregern.

Ursachenbekämpfung
Dass das neuartige Corona-Virus SARS-CoV-2 und damit die aktuelle COVID-19-Pandemie von einem Wildtiermarkt im chinesischen Wuhan stammt, gelte derzeit als fast gesichert, so Schmidinger.
Trotz der gravierenden Auswirkungen auf die globale Gesundheit und Wirtschaft und des zunehmenden Verständnisses der Prozesse bei der Entstehung neuer Krankheitserreger, sei der Mensch nicht in der Lage, deren Charakteristiken vorherzusehen und sich auf sie vorbeugend vorzubereiten.
Daher müsse man die Ursachen neuer Pandemien vermeiden. Für Schmidinger ist das eine Abkehr von industrieller Nutztierhaltung und Wildtiermärkten. Das sei auch klimatechnisch geboten – mehr dazu in Fleischproduktion ist Klimakiller Nummer eins.