Landeskrankenhaus Feldkirch
Dietmar Mathis
Dietmar Mathis
Politik

Rüscher will OP-Wartezeiten verkürzen

Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) hat am Donnerstag acht Maßnahmen präsentiert, mit denen die Wartezeiten bei Operationen verkürzt werden sollen. Einige davon sind bereits umgesetzt worden. Dabei geht es um mehr Personal und längere Arbeitszeiten.

OP-Wartezeiten

In Vorarlberg sind die Wartezeiten für Operationen in einigen Bereichen sehr lange. Besonders lange warten Patienten auf Augen-OPs, mit denen der Graue Star behandelt wird. Heute hat Gesundheits-Landesrätin Martina Rüscher Gegenmaßnahmen präsentiert.

In Vorarlberg sind die Wartezeiten für Operationen im Bundesländervergleich am längsten. Das ärgert nicht nur die Patienten, auch die politische Opposition hat diesen Umstand schon mehrmals kritisiert, SPÖ und FPÖ hatten Maßnahmen gefordert. Vor allem bei Grauer Star-Operationen, Wirbelsäulen-Eingriffen und bei Gelenkimplantaten seien die Wartezeiten „außerhalb des akzeptierbaren Bereichs“, räumten die Verantwortlichen am Donnerstag ein.

OP-Wartezeiten: Reaktionen

Die NEOS sprechen von einem Schritt in die richtige Richtung. SPÖ-Klubobmann Martin Staudinger ist froh, dass die Verantwortlichen die Dringlichkeit endlich erkannt hätten. Was aber nach wie vor fehle, sei ein Bekenntnis zur Transparenz bei den Wartezeiten. Kritisch ist die FPÖ.

Fast ein Jahr warten auf Grauer-Star-OPs

Die mittleren Wartezeiten bei Wirbelsäuleneingriffen im LKH Feldkirch betragen nach Angaben der Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) 18 Wochen, jene bei Endoprothesen (Gelenkersatz) bei 25 Wochen, bei Katarakt-Operationen (Grauer Star) müsse man bis zu 47 Wochen warten. „Wir wollen die Wartezeiten in diesen Bereichen weder schön- noch schlechtreden, sondern sachlich informieren, um Verständnis in der Öffentlichkeit zu schaffen“, so KHBG-Direktor Gerald Fleisch.

Notfälle werden sofort behandelt

Das Wartezeiten-Thema beschränke sich auf wenige Fachbereiche und spezielle Eingriffe im Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch, in 24 der 27 Fachbereiche seien die Wartezeiten auf planbare Operationen dagegen für die Patienten vertretbar. Notfälle würden grundsätzlich sofort behandelt, betonte Fleisch.

KHBG-Geschäftsführer Gerald Fleisch, Landesrätin Martina Rüscher, Qualitätsmanager Wolfgang Bohner, KHBG-Geschäftsführer Peter Fraunberger
Bernd Hofmeister
Von links nach rechts: KHBG-Geschäftsführer Gerald Fleisch, Landesrätin Martina Rüscher (ÖVP), Qualitätsmanager Wolfgang Bohner, KHBG-Geschäftsführer Peter Fraunberger

2019 wurden an den Landeskrankenhäusern in 46 medizinischen Fachbereichen 87.800 Patienten in 1.543 Betten stationär behandelt, die Ambulanzen zählten 440.000 Patienten.

37.900 Operationen wurden durchgeführt, davon mit 23.700 der Großteil in Feldkirch.

Von den 4.990 Mitarbeitern zählen 2.240 zum Pflegepersonal, 820 sind Ärzte, 1.930 sind in der Verwaltung und im medizinisch-technischen Dienst tätig.

Rüscher will sich aktiv kümmern

Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) hatte das Thema nach monatelangen Angriffen der Opposition zur „Chefsache“ erklärt. Sie wolle sich „aktiv darum kümmern“, die Situation für die betroffenen Patienten wesentlich zu verbessern, so Rüscher am Donnerstag. Gründe für Wartezeiten sind laut KHBG ein erhöhtes Patientenaufkommen aufgrund der Demografie, etwa bei Katarakten, der Fachkräftemangel und eine OP-Planung, die auch Notfallkapazitäten berücksichtigen muss.

Um Verbesserung bemüht

Laut KHBG-Qualitätsmanager Wolfgang Bohner sind Schmerzen bei chronischen Erkrankungen kein zwingender Indikator für eine Operation, da es hier zunächst andere Behandlungsmöglichkeiten auszuschöpfen gelte. Man nehme aber Beschwerden von Patienten mit chronischen Schmerzen „sehr ernst“, versicherte Bohner. Weil eine sich verschlechternde Sehleistung eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität bedeute, sei man besonders bei Katarakt-Operationen mit Hochdruck um Verbesserung bemüht, erklärte Fleisch.

OPs in grenznahen Kliniken

Richten soll es nun ein Acht-Punkte-Plan, der laut den Verantwortlichen bereits teilweise in Umsetzung begriffen ist. So sollen ab Februar Katarakt-Operationen auch in grenznahen Augenkliniken, ab März vorübergehend am LKH Feldkirch auch an Samstagen durchgeführt werden. Damit schaffe man auch Kapazitäten für die Voruntersuchungen, bisher Nadelöhr in der Versorgung, so Fleisch.

Neubau in Feldkirch bis Herbst

Der Neubau einer Makula-Ambulanz im LKH Feldkirch bis Herbst um 1,4 Mio. Euro soll 5.000 Behandlungen pro Jahr ermöglichen. Zudem werde man mehr Augenärzte zu Katarakt-Operateuren weiterbilden. Die Zusammenlegung von Orthopädie und Unfallchirurgie mit Ende 2019 bringe Synergien in der Organisation von geplanten Gelenksersatz-Operationen. Weiters soll mehr medizinisches und pflegerisches Fachpersonal rekrutiert werden.

NEOS begrüßen Maßnahmenplan

„Der monatelange Druck der Opposition zeigte endlich Wirkung und hat hier vieles in Bewegung gesetzt", sagt NEOS-Landtagsabgeordneter Johannes Gasser. „Den größten Teil der Maßnahmen sehen wir sehr positiv, wie etwa die Nachbesetzung von vakanten Stellen“, erklärt Gasser. Auch die ersten zarten Versuche, Vorarlbergs bevorzugte Lage im Dreiländereck durch Verträge mit grenznahen Krankenanstalten zu nutzen, begrüßen die NEOS ausdrücklich.

FPÖ: Maßnahmen müssen erst Praxistest bestehen

„Die ÖVP verteilt wieder einmal ‚Beruhigungspillen‘ und versucht durch eine mediale Inszenierung die Wartezeitenproblematik kleiner zu reden, als sie definitiv ist“, reagiert der FPÖ-Gesundheitssprecher Hubert Kinz auf die Ankündigungen vom Donnerstag. Die nunmehrige „Verzweiflungsoffensive der schwarz-grünen Landesregierung“ ändere nichts an den Fakten der Wartezeiten, so Kinz. Der Praxistest werde zeigen, wie lange die Patientinnen und Patienten zukünftig auf Operationen warten müssen, zeigt sich Kinz skeptisch und kündigt eine genaue Beobachtung der Situation an.

SPÖ: Wie lange noch warten?

„Endlich erkennen die Verantwortlichen, dass gehandelt werden muss. In der Pressekonferenz wurde aber vor allem erklärt, warum die Wartezeiten so lange sind. Die Lösungen sind allerdings eher punktueller Art“, bilanziert SPÖ-Chef Martin Staudinger. Was komplett fehle, sei das Bekenntnis zur Transparenz von Wartezeiten in Form des Monitorings, das die SPÖ auch in der nächsten Landtagssitzung einfordern werde, so Staudinger weiter. Denn diese Transparenz sei in anderen Bundesländern übliche Praxis.

Nicht nachvollziehen könne er die Aussage, dass Patienten mit chronischen Schmerzen beim Warten auf Operationen mit Scherzmitteln behandelt werden sollen. „Die einzige Lösung sind aber schnelle Operationstermine statt monatelangem Medikamentenkonsum“, so der Sozialdemokrat. Weil das Problem nicht an einem Tag gelöst werden könne, müssten nun Anstrengungen auf allen Ebenen ergriffen werden. Mit Blick auf die Ausweitungen der Operationstermine führe kein Weg daran vorbei, das Krankenhauspersonal deutlich aufzustocken, so Staudinger