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Schule

Nur „2er“: Schule boykottiert Notenzwang

Viele Eltern wehren sich dagegen, dass ihre Kinder in der Volksschule verpflichtend mit Ziffernnoten bewertet werden. 2018 wurde die Verordnung von der türkis-blauen Bundesregierung wieder eingeführt. Widerstand kommt nun von der Volksschule Kirchdorf in Lustenau. Dort wird dieses Notensystem beim Semesterzeugnis einfach nicht umgesetzt.

Volksschule Kirchdorf Lustenau
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Volksschule Kirchdorf in Lustenau

Knapp 5.000 Menschen haben bisher eine Petition gegen die Verordnung und den Zwang von Ziffernnoten unterschrieben. An der Volksschule Kirchdorf in Lustenau geht man noch einen Schritt weiter. Lehrkräfte und Eltern haben dort gemeinsam bei zahlreichen Elternabenden beschlossen, dass sie die Verordnung nicht umsetzen und stattdessen alle Kinder der zweiten und dritten Schulstufe mit „GUT“ bewerten. Damit soll vor allem eine Diskussion ausgelöst werden, meint die Volksschullehrerin Birgit Sieber-Mayr, die beste Erfahrungen mit alternativen Beurteilungsformen gemacht hat. Sieber-Mayr hofft auf Reaktionen seitens der Bildungsdirektion in Form von Gesprächen, auch mit den Eltern.

Dienstrechtliche Sanktionen für Direktor

In einer ersten Reaktion droht die Bildungsdirektion aber mit dienstrechtlichen Konsequenzen, und zwar für den Direktor. Falls die Schule diese Aktion tatsächlich durchführt, ist der Direktor dafür verantwortlich, sagt Schulqualitätsmanagerin Susanne Speckle. Schließlich kenne die Schulleitung die Gesetzeslage und daran müsse man sich halten, ob man will oder nicht. Die Verordnung umzusetzen, ist laut Speckle die Pflicht des Direktors.

Ob die Verordnung pädagogisch gesehen das Beste ist, darüber lasse sich streiten, hier gebe es unterschiedliche Ansätze und Sichtweisen. Die Rechtslage sei jedoch klar und müsse eingehalten werden, so Speckle. Mit welche konkreten Sanktionen der Direktor rechnen muss, will im Moment aber niemand sagen.

Direktor unterstützt den Boykott

Direktor VS Kirchdorf Lustenau
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Direktor Christoph Wund

Direktor Christoph Wund unterstützt die Aktion seiner Schule, jedoch nicht den Regelverstoß. Aber auch er ist der Meinung, dass ein Zeichen gesetzt werden muss, für die Kultur, die an der Schule gelebt wird. Schließlich werden hier laut Wund seit beinahe 20 Jahren moderne pädagogische Konzepte umgesetzt. Dazu gehören nicht nur durchmischte Klassen mit Kindern aus allen Schulstufen und mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen, sondern auch alternative Beurteilungsformen mit ausführlichen Zeugnisgesprächen, bei denen die Schüler selbst zeigen dürfen, was sie alles gelernt haben.

Kinder zeigen was sie können
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Anstelle von Noten können die Schüler selber zeigen, was sie im letzten Jahr gelernt haben.

Gerade bei den Eltern kommt das gut an. Man weiß wo das eigene Kind steht und was es kann, sagt die vierfache Mutter Miriam Jussel. Aber viel wichtiger sei, dass man erfährt, in welchen Bereichen die Kinder Unterstützung und Hilfe benötigen. Eine Zahl helfe dabei definitiv nicht.