Kinder von hinten
taonga – stock.adobe.com
taonga – stock.adobe.com
Chronik

Arbeit mit Kindern belastet immer mehr

Eine bundesweite Studie der WU Wien hat ergeben, dass sich die Arbeitsbelastung von Fachkräften in der Kinder- und Jugendbetreuung in 20 Jahren verdoppelt hat. Christoph Hackspiel, Geschäftsführer des Vorarlberger Kinderdorfs, fordert mehr Personal.

Für die Untersuchung der Wirtschaftsuniversität Wien erhielten langjährige in der Kinder- und Jugendarbeit tätige Mitarbeiter von Caritas Wien, Diakonie, SOS-Kinderdorf, VKKJ-Wien, Caritas Oberösterreich, Lebenshilfe Salzburg und Vorarlberger Kinderdorf Fragebögen.

Entscheidend für die steigende Arbeitsbelastung seien die externen Rahmenbedingungen in Familie, Gesellschaft und Sozialsystem, so Studien-Coautorin Julia Wögerbauer bei der Präsentation der Studie. Wesentlichster Faktor sei mit deutlichem Abstand die mangelnde Zeit für die direkte Betreuung beziehungsweise Behandlung der Kinder und Jugendlichen.

Steigender bürokratischer Aufwand

„Das einzige Kapital, das wir haben, ist die Zeit für die Kinder. Jedes Kind, das „verloren“ wird, kostet die Gesellschaft bis zu zwei Millionen Euro“, sagte Hackspiel bei der Präsentation der Studie in Wien. Er betont, dass der bürokratische Aufwand für seine Mitarbeiter immer größer wird. Als Beispiele nennt er die Dokumentationspflicht und das Abklären von juristischen Fragen.

Die Vorarlberger Organisationen würden zwar bezüglich des Personals besser dastehen als andere Organisationen in Österreich, dennoch brauche es auch in Vorarlberg mehr Personal, bekräftigt Hackspiel. Er hofft, dass Bund und Land mehr Geld dafür zur Verfügung stellen.

Der Geschäftsführer des Vorarlberger Kinderdorfes Christoph Hackspiel
ORF
Christoph Hackspiel, Geschäftsführer des Vorarlberger Kinderdorfs

Orientierungslose Eltern

Denn neben der Bürokratie mache den Mitarbeitern auch zu schaffen, dass es immer mehr Kinder mit teils massiven Problemen gibt, so Hackspiel. 16 Prozent der österreichischen Kinder seien von psychischen Erkrankungen betroffen, 15 Prozent hätten Entwicklungsstörungen und 18 Prozent seien chronisch krank, sagte Kinder- und Jugendpsychiater Klaus Vavrik. Zudem seien immer mehr Kinder und Jugendliche armutsgefährdet.

Ein weiterer entscheidender Faktor seien immer mehr orientierungslose Eltern, die ihren Kindern nicht mehr grundlegende Kompetenzen mitgeben könnten.