FLACHAU,AUSTRIA,14.JAN.20 – ALPINE SKIING – FIS World Cup, slalom, ladies. Image shows Mathias Berthold Photo: GEPA pictures/ Andreas Pranter
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Sport

Berthold: „Deutscher Skiverband einen Tick besser“

Der Vorarlberger Mathias Berthold hat die Branche gewechselt: Der ehemalige Cheftrainer beim ÖSV und beim deutschen Skiverband ist zum Fußballclub 1. FC Nürnberg gegangen und dort Mental- und Motivationscoach. Rückblickend sagt er: Der deutsche Skiverband ist organisatorisch einen Tick besser als der österreichische.

Ex-Rennläufer Berthold hat als Ski-Trainer Läuferinnen und Läufer aus verschiedenen Ländern zu Olympia- und WM-Medaillen sowie zahlreichen Weltcupsiegen gecoacht. In seiner vierjährigen Ära als ÖSV-Herrenchef (2010 bis 2014) hatte Marcel Hirscher zu siegen begonnen. Zuletzt war der ehemalige Profi-Weltmeister Berthold in gleicher Position beim Deutschen Skiverband beschäftigt gewesen. Seit Herbst agiert er aber als Mental- und Motivationscoach im Fußball.

FLACHAU,AUSTRIA,14.JAN.20 – ALPINE SKIING – FIS World Cup, slalom, ladies. Image shows Mathias Berthold Photo: GEPA pictures/ Andreas Pranter
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„Eigentlich eine idiotische Entscheidung“

Berthold ist zudem unter die Buchautoren gegangen („Positives Denken alleine genügt nicht“) und hatte einen Studiengang für Sportpsychologen belegt. „Ich wollte mich als Trainer weiterbilden, um im Umgang mit Sportlern noch besser zu sein“, erklärte er am beim APA-Interview am Rande des Nachtslaloms in Flachau.

Der Weggang aus der Skiszene sei „eigentlich eine idiotische Entscheidung“ gewesen. „Du hörst auf mit etwas, wo du Geld verdienst.“ Fußballtrainer Damir Canadi hatte ihn dann als Berater zum FC Nürnberg gelotst. Der österreichische Trainer war rasch wieder weg, Berthold blieb. „Die Spieler wollten das so, für Damir war es okay.“

Berthold beobachtet den Skirennsport weiter aufmerksam und ist nicht der Meinung, dass es im Weltcup zu viele Rennen gibt. „Das war vielleicht früher so, als man noch alle Disziplinen gefahren ist. Heute reden wir von Spezialisten. Von Profis, die sich das ganze Jahr vorbereiten. Meiner Meinung nach ist es an den Athleten, nicht zu jammern, sondern abzuliefern.“

FLACHAU,AUSTRIA,14.JAN.20 – ALPINE SKIING – FIS World Cup, slalom, ladies. Image shows Mathias Berthold Photo: GEPA pictures/ Andreas Pranter
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„Österreich ist ein Top-Skiverband“

Beim mittlerweile traditionellen Gedankenaustausch von Sport, Politik und Wirtschaft vor dem Damen-Flutlichtslalom in Flachau legte am Dienstag Österreichs neuer Damen-Cheftrainer Christian Mitter ein Bekenntnis zum aktuell umkämpften Nationencup ab. „Ich möchte schon weiter für den besten Skiverband der Welt arbeiten“, meinte Mitter dabei. Er sei aber überzeugt, dass man am Saisonende in Cortina die Trophäe wieder gewinnen werde.

Berthold stimmte dem zu („Das wird sich rasch wieder in Richtung Österreich erledigt haben“), kam im Rückblick aber auch auf interessante Erkenntnisse. „Österreich ist ein Top-Skiverband. Präsident Schröcksnadel ist ein toller Mann mit Visionen und Zielen.“ Auch finanziell stehe man in Österreich gut da. „Ich finde aber, dass der deutsche Skiverband einen Tick besser ist.“

Man habe in Deutschland nicht die Anzahl von Athleten. „Die Skigebiete und Berge sind ein bissl weiter weg“, so Berthold. „Von der Organisation her finde ich in der Nachbetrachtung aber, dass der DSV besser war. Auch, weil dort extrem gute Trainer sind und es mit Wolfi Maier einen sensationellen Sportdirektor gibt.“

FLACHAU,AUSTRIA,14.JAN.20 – ALPINE SKIING – FIS World Cup, slalom, ladies. Image shows head coach women Christian Mitter (OESV) and Mathias Berthold Photo: GEPA pictures/ Andreas Pranter
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Berthold mit dem österreichischen Damen-Cheftrainer Christian Mitter

„Müssen geduldig bleiben“

Vom Karriere-Ende Hirschers zeigte sich Berthold überrascht. „Ich glaube, er hätte noch enorm viele Möglichkeiten gehabt.“ Einen „Hirscher-Schock“ könne es durchaus geben: „Wenn so eine Leitfigur wegfällt, stehen plötzlich Leute im Fokus stehen, die das vorher nicht waren. Man kann sich darauf vorbereiten. Es umzusetzen, ist aber was anderes.“

Man müsse aber geduldig bleiben und dürfe auch die vielen Verletzungen nicht außer Acht lassen. „In Österreich wird verlangt, dass gewonnen wird. Es ist einfach unser Sport, über den wir uns weltweit auch definieren. Skifahren und Österreich wird in einem Satz genannt.“