Dominik Baldauf vor Gericht
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Chronik

Doping: Fünf Monate bedingt für Baldauf

Der ehemalige Skilangläufer Dominik Baldauf ist am Dienstag am Landesgericht Innsbruck wegen schweren Sportbetrugs zu fünf Monaten bedingter Haft verurteilt worden. Der 27-jährige Vorarlberger hatte sich teilweise schuldig bekannt, sowohl Wachstumshormone genommen als auch Blutdoping betrieben zu haben. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Sowohl Staatsanwaltschaft, als auch Verteidigung meldeten Berufung an. Baldauf wurde zudem zu 480 Euro Geldstrafe verurteilt und er muss 960 Euro Schadensbetrag an den ÖSV zahlen. Damit kam die Richterin dem Wunsch des Verteidigers nach einer Diversion nicht nach. Diese sei aufgrund der großen Anzahl der Abnahmen und Zufuhren des Blutes und der langen Dauer über drei Jahre nicht angebracht.

Doping: Fünf Monate bedingt für Baldauf

Der ehemalige Skilangläufer Dominik Baldauf ist am Dienstag am Landesgericht Innsbruck wegen schweren Sportbetrugs zu fünf Monaten bedingter Haft verurteilt worden. Der 27-jährige Vorarlberger hatte sich teilweise schuldig bekannt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

„Man muss auch nach außen ein Zeichen setzen und sagen: ‚Nein, so geht es nicht‘“, betonte die Richterin. Mildernd wertete sie Baldaufs Unbescholtenheit, sein Geständnis und die Wiedergutmachung des Schadens, als erschwerend die lange Zeitdauer, dass es mehrere Geschädigte gibt und dass Baldauf sowohl Blutdoping praktizierte als auch Wachstumshormon nahm.

Baldauf teilweise geständig

Zum ersten Mal habe er sich im April 2016 Blut abnehmen lassen, sagte der 27-jährige Baldauf vor dem Schöffensenat – damit nennt er ein anderes Datum als die Staatsanwaltschaft, die vom Jahreswechsel 2015/16 als Startzeitpunkt spricht. Ein Wachstumshormon habe er ab Herbst 2017 genommen – aber nicht besonders häufig, so Baldauf. Er habe sich durch das Doping jedoch nie bereichert, beteuerte Baldauf. Denn er sei schon bevor er zu dopen begonnen habe in den A-Kader gekommen und habe deshalb keinen Cent oder keinen Ski mehr durch das Doping bekommen.

Ex-Trainer und Servicemann bestätigten Mitwisserschaft

Was die Höhe des mit dem Doping angerichteten Schadens betrifft, ist sich Baldauf aber nur teilweise einer Schuld bewusst. Dem Österreichischen Skiverband (ÖSV) und seinem Ausrüster sei kein Schaden durch sein Verhalten entstanden, denn Mitarbeiter beider hätten gewusst, dass er verbotene Substanzen zu sich nehme. Somit habe er sie auch nicht betrogen.

Der ehemalige Langlauf-Cheftrainer des ÖSV, Gerald Heigl sagte dann als Zeuge im Prozess aus, dass er ab 2016 von Baldaufs Doping-Aktivitäten gewusst habe. Die Informationen habe er von einem Servicemann Baldaufs erhalten. Weiters sagte der Ex-Trainer aus, diese Informationen an niemanden im ÖSV weitergegeben zu haben – er schied 2017 aus dem ÖSV aus. Vom ÖSV gibt es auf ORF-Anfrage zu diesem Thema keine Stellungnahme.

Der Servicemann – gegen den derzeit ebenfalls ein Strafverfahren läuft – bestätigte vor Gericht ebenfalls, vom Doping gewusst zu haben. Er gab an, Baldauf teilweise die Wachstumshormone beschafft zu haben.

Dominik Baldauf vor Gericht
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Baldauf vor dem Prozess am Landesgericht Innsbruck

Baldauf: Bei Heim-WM Potenzial zeigen

Ihm sei es dabei nie um Geld gegangen, so Baldauf über seine Doping-Aktivitäten. „Ich wollte bei der Heim-WM in Seefeld mein Potenzial zeigen“, beteuerte der Angeklagte. Das Doping tue ihm leid. Er gehe auch nicht davon aus, dass es große Auswirkungen auf seine Rennleistungen gehabt habe. Er habe einfach das Gefühl gehabt, dass er es brauche, um mit der Weltspitze mithalten zu können.

Herangeführt an das Doping habe ihn der Langläufer Johannes Dürr. „Dürr hat mir gesagt, wie es im Spitzensport zugeht. Er hat mir erzählt, was er gemacht hat und dass es einen deutschen Arzt gibt. Er hat aber nie gesagt, dass ich das auch machen soll“, sagte Baldauf. Die Kontaktdaten zu dem deutschen Sportmediziner Mark S. habe er von Dürr bekommen, so der Vorarlberger.

Vorwurf: Gewerbsmäßiger schwerer Betrug

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 27-jährigen Baldauf gewerbsmäßigen schweren Betrug vor. Laut Staatsanwaltschaft soll der Sulzberger mit dem Doping unter anderem Sponsoren und Sportveranstalter um mehr als 50.000 Euro geschädigt haben. Der ehemalige Langläufer habe Sportbetrug begangen, indem er vorgab, ungedopt Leistungen zu erbringen – damit habe er die Sponsoren getäuscht.

„Die Frage, die es heute zu klären gilt, ist, ob ein Schaden entstanden ist“, so der Staatsanwalt. Aus Sicht der Anklagebehörde sei diese Frage mit „Ja“ zu beantworten, da die Sponsoren keine Gelder zur Verfügung gestellt hätten, wenn sie von dem Doping gewusst hätten. Albert sprach dabei von einem „ganzen System des professionellen Sportbetrugs, wie wir es in Österreich und Deutschland überhaupt noch nie hatten“. Die Beteiligten seien über Jahre hinweg mittels Prepaidhandy in Kontakt gewesen.

Verteidiger: Baldauf mehr Opfer als Täter

Gänzlich anders sah dies der Verteidiger. Laut seinen Angaben wurde der Vertrag mit den Sponsoren erfüllt. „Denn er sollte Langlaufen und genau das hat er getan“, so Verteidiger Andreas Mauhart. Sein Mandant habe durch das Doping keinen Cent mehr an Förderungen bekommen als davor. Im Gegenteil: Die Kosten für das Doping seien sogar höher gewesen als der mögliche Gewinn. Unterm Strich sei sein Mandant viel mehr Opfer als Täter, fügte der Verteidiger hinzu und bat um eine Diversion.

Fünf Monate bedingte Haft für Hauke

Baldauf war, wie auch sein steirischer Teamkollege Max Hauke, im Zuge der sogenannten „Operation Aderlass“ bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld 2019 festgenommen worden. Die Liste der mutmaßlich in den Blutdoping-Skandal um den deutschen Arzt Mark S. verwickelten Sportler soll 21 Namen umfassen.

Hauke wurde bereits im Oktober am Landesgericht Innsbruck wegen des Verbrechens des gewerbsmäßigen schweren Sportbetrugs zu fünf Monaten bedingter Haft und 480 Euro Geldstrafe verurteilt – mehr dazu in: Fünf Monate bedingte Haft für Hauke.

SEEFELD,AUSTRIA,24.FEB.19 – NORDIC SKIING, CROSS COUNTRY SKIING – FIS Nordic World Ski Championships, team sprint Classic, men. Image shows Dominik Baldauf (AUT). Photo: GEPA pictures/ Christopher Kelemen
GEPA pictures/ Ch. Kelemen
Baldauf bei der Weltmeisterschaft in Seefeld vor seiner Festnahme

Für vier Jahre gesperrt

Die beiden Langläufer wurden zudem im Juli von der österreichischen Anti-Doping Rechtskommission (ÖADR) für je vier Jahre gesperrt. Alle von Baldauf und Hauke ab dem 1. April 2016 erzielten Ergebnisse wurden annulliert und allfällige erlangte Titel, Preis- und Startgelder aberkannt – mehr dazu in: Baldauf und Hauke für vier Jahre gesperrt.

Bereits kurz nach Bekanntwerden der Dopingvorwürfe hatten die beiden Sportler erklärt, für sich keine Zukunft mehr im Leistungssport zu sehen. Beide gaben bereits bei den Einvernahmen an, Doping betrieben zu haben. Hauke war während einer Bluttransfusion festgenommen worden.

Auftakt zu einer Reihe von Doping-Prozessen

Der Prozess gegen Baldauf ist der Auftakt zu einer Reihe von Doping-Prozessen in Innsbruck – mehr dazu in tirol.ORF.at: Baldauf wegen Sportbetrugs vor Gericht. Am Mittwoch stehen der ehemalige steirische Radrennfahrer Georg Preidler und ein weiterer ehemaliger Radsportler in Innsbruck vor Gericht, dem vorgeworfen wird, Preidler bei der Beschaffung der Wachstumshormone geholfen zu haben.

Am 27. Jänner steht dann der Prozess gegen Ex-Langläufer Johannes Dürr an. Der Prozess gegen den Radprofi Stefan Denifl soll am 3. Februar stattfinden.