Die mangelhafte Urteilsfähigkeit des Radarkastens erklärt sich durch seinen Standort: Direkt an der Landesstraße, aber eben auch sehr nahe an der Strecke der Montafonerbahn. Auf der Straße wären 50 km/h erlaubt, die Bahn aber saust mit bis zu 80 km/h an der Messstelle vorbei. Das macht Kurt Tschugmell aus Schruns zum Schaffner des vermutlich meistfotografierten Zuges des Landes: „Ich muss vor allem in der Nacht lachen, wenn es im Dunkeln immer blitzt, wenn wir vorbeifahren. Am Tag fällt einem das nicht so auf.“
Fehlschüsse im Halbstundentakt
Pro Zug schießt die Radarfalle bis zu acht Bilder – und das im neuen Halbstundentakt der Montafonerbahn. Das bedeutet auch mehr Arbeit für Günther Strasser von der Landespolizeidirektion. Er betreut 40 Radarfallen an Landesstraßen, darunter auch jene in Lorüns, die laufend Züge knipst und dabei gleich mehrmals auslöst: „Sobald das Fahrzeug länger ist als ein PKW oder ein Sattelzug, gibt es mindestens vier bis sechs Fotos“, sagt Strasser.
Bahn im Blitzlichtgewitter
Die Folge ist das inzwischen schon fast berühmte Lorünser „Blitzlichtgewitter“. Jeder Schaffner kennt es längst, doch Schnappschüsse fürs Familienalbum bekommen die Bahnmitarbeiter nicht, denn die Fotos von den Zügen werden gleich gelöscht, erklärt die Verkehrsabteilung der Landespolizeidirektion: „Von etwa 300 Fotos werden ungefährt 100 gelöscht“, sagt Polizist Günter Strasser.
Keiner muss zahlen, wenn der Zug mit drauf ist
Ein Drittel der Aufnahmen aus Lorüns ist also unbrauchbar. Immer wieder würden Autofahrer anrufen und sich beklagen, dass sie geblitzt worden seien, obwohl sie sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit gehalten hätten, so Strasser. Der Polizeibeamte beruhigt: Auch wenn Zug und Auto zusammen auf einem Bild seien, müsse keiner von beiden zahlen.
Radar blitzt Zug
In Lorüns im Montafon blitzt eine Radarbox regelmäßig den Zug. Das liegt daran, dass die Box an der Landesstraße parallel zur Bahntrasse der Montafonerbahn steht.
Auch ohne Züge genug Geblitzte
Trotz offenkundiger Mängel bleibt die Lorünser Radarfalle bis auf Weiteres an Ort und Stelle, denn es werden eben auch viele Fotos geschossen, die nicht vom Zug ausgelöst wurden. Und so können die Schaffner sich weiter wie Stars im Blitzlichtgewitter fühlen, wenn sie durch Lorüns fahren. Wer das selbst auch mal erleben möchte: Genau zwölf Minuten nach der Abfahrt der Montafonerbahn von Schruns Richtung Bludenz einfach nach links lächeln!