Eine junge Frau unterrichtet eine Volksschulklasse
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Schule

Lehrermangel: Maßnahmenkatalog soll helfen

Der seit langem vorausgesagte Lehrermangel ist seit diesem Schuljahr an den Vorarlberger Volksschulen deutlich spürbar. So musste in Lustenau erstmals eine Klasse aufgeteilt werden, in Höchst wird eine Klasse von vier Lehrpersonen geleitet.

Der Lehrermangel an Vorarlberger Volksschulen schlägt nun also mit voller Härte zu. DirektorInnen müssen bereits erfinderisch sein, um das fehlende Personal irgendwie ersetzen zu können. Zum Teil werden PensionistInnen zurückgeholt und Lehrkräfte in Teilzeit stocken ihr Stundenkontingent auf.

Pädagogische Hochschule soll gestärkt werden

Dass das aber langfristig keine Lösungen sind, weiß auch Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) – sie lässt derzeit einen Maßnahmenplan zur Lösung des Problems ausarbeiten. Mittelfristig soll die Pädagogische Hochschule gestärkt und das Fächerangebot ausgebaut werden, um mehr Personal zu bekommen. Auch der Verteilungsschlüssel, für die zusätzlichen Pflichtschullehrer, die vom Land bezahlt werden, soll neu überdacht werden.

Bildungs-Landesrätin Barbara Schöbi-Fink im Gespräch

Am Mittwochnachmittag hat die Bildungs-Landesrätin Barbara Schöbi-Fink zu den Vorwürfen Stellung genommen.

Andreas Hammerer, Personalvertreter der Vorarlberger LeherInnen, verlangt eine Verkürzung der Ausbildung. Dass die Studienzeit an der Pädagogischen Hochschule gerade auf vier Jahre erhöht worden ist, habe den Mangel noch weiter verschärft. Damit könne die Pensionierungswelle nicht abgefangen werden.

Lehrermangel trifft Vorarlberg mit voller Härte

Der seit langem vorausgesagte Lehrermangel ist seit diesem Schuljahr an den Vorarlberger Volksschulen deutlich spürbar. Viele Lehrer gehen derzeit in Pension und nicht genug Neue kommen nach. Die Direktoren stellt das vor große personelle Sorgen.

Personalvertreter warnen seit Jahren vor Mangel

Personalvertreter warnen seit Jahren, dass es immer weniger Lehrer gibt. Nun sei eine erste große Spitze erreicht – ein Vorgeschmack auf die kommenden Jahre. Denn die große Pensionierungswelle der geburtenstarken 1950er-Jahrgänge habe eben erst begonnen: 178 Lehrpersonen an Pflichtschulen sind allein heuer in Pension gegangen. Wie eine Recherche von ORF Vorarlberg ergeben hat, zwingt das die Volksschuldirektoren im Land, erfinderisch zu werden.

Höchst: Klasse auf vier Lehrpersonen aufgeteilt

„Ich erschrecke jeden Morgen, wenn das Telefon klingelt, und hoffe einfach, dass es kein Krankenstand ist“, sagt Katharina Pola-Jagg, Direktorin der Volksschule Höchst-Unterdorf. Denn jeder Krankenstand bringe das dünne Personalgerüst ins Wanken und ihr Team an die Grenzen der Belastbarkeit.

Buntstifte auf einem Regal in einer Volksschulklasse
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Die große Auswahl in Sachen Lehrer ist aus Sicht der Schuldirektoren vorbei – händeringend suchen sie nach Ersatz.

„Mitte November haben wir eine Klassenlehrerin für die vierte Klasse in die Karenzzeit verabschiedet und wir haben keinen Ersatz bekommen. Wir mussten das so lösen, dass wir nun zu viert diese Klasse führen – inklusive mir“, sagt Pola-Jagg. Neben der Direktorin besteht besagtes Viererteam aus einer Studentin der Pädagogischen Hochschule, die neben ihrem Masterstudium zwei Tage die Woche einspringt, einer zweifachen Mutter und Lehrerin in Acht-Stunden-Teilzeit sowie einer AHS-Pädagogin, die aufgrund ihrer Ausbildung nur Turnen unterrichten darf.

Lustenau: Erstmals Klasse komplett aufgelöst

An anderen Schulen werden Lehrkräfte aus der Pension zurückgeholt und Mütter mit pädagogischem Hausverstand eingesetzt. Doch es werde immer schwieriger, sich mit solchen Konstruktionen „durchzumogeln“, sagt der Direktor der Volksschule Lustenau-Kirchdorf, Christoph Wund. Er muss nun sogar erstmals überhaupt eine Klasse auflösen. „Wir verlieren mit Ende dieses Kalenderjahres eine Lehrerin, die in Karenz geht. Und es ist uns nicht möglich, diese Lehrerin zu ersetzen. Das heißt, wir bekommen keine andere Lehrerin zugewiesen und mussten die Klasse aufteilen“, so Wund.

Eine Lehrerin unterhält sich mit drei Schülern
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In Lustenau musste eine ganze Klasse aufgelöst, weil keine neue Lehrperson gefunden werden konnte.

Das bedeutet, dass in den anderen Klassen die Schülerzahlen ansteigen, was wiederum eine Mehrbelastung für die Lehrpersonen zur Folge hat. Überall im Land ist die Situation an Volksschulen „sehr angespannt“, je nach Personalstand mehr oder weniger ausgeprägt, bestätigt die Bildungsdirektion des Landes. Gegenüber ORF Vorarlberg heißt es, dass kurzfristige Personal-Ausfälle „größtenteils nicht mehr durch Neuanstellungen nachbesetzt werden“ können.

150 Neuanstellungen im laufenden Schuljahr

„Vor allem Kleinstschulen stehen bei einem Ausfall vor großen Herausforderungen. Um den Unterricht aufrechterhalten zu können, müssen in diesen Fällen Lehrpersonen von anderen Schulen abgezogen werden“, teilt die Bildungsdirektion mit. Ihr zufolge wurden im laufenden Schuljahr bisher rund 150 Personen an Vorarlbergs Volksschulen neu angestellt. Insgesamt sind derzeit an Volksschulen 1.848 Lehrpersonen beschäftigt. 202 Personen befinden sich aktuell in Karenz.

Nach Angaben der Pädagogischen Hochschule haben heuer 55 Personen das Bachelorstudium für die Primarstufe abgeschlossen. Im kommenden Sommersemester werden voraussichtlich 58 Studierende ihre Ausbildung abschließen.