Wildtiere – Hirsche auf der Wiese
Pixabay/ Martina Janochová
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Politik

Kompromiss: „Aktionsplan TBC 2020+“

Aus Anlass der angespannten Tuberkulose-Situation bei Rindern und Rotwild in Vorarlberg haben Spitzenvertreter aus Landwirtschaft, Jägerschaft, Veterinär- und Jagdbehörden und der Landes-Legistik am Dienstag an einem „runden Tisch“ ein Maßnahmenpaket erarbeitet. Es ermöglicht unter anderem auch Massenabschüsse von Rotwild.

Bei den Beratungen, zu denen Agrar-Landesrat Christian Gantner geladen hatte, trafen erwartungsgemäß unterschiedliche Positionen im Kampf gegen TBC aufeinander. Am Ende haben sich die Teilnehmer auf mehrere Maßnahmen geeinigt, die einen Kompromiss darstellen, mit dem sowohl Jäger, als auch Landwirte offenbar nicht wirklich glücklich sind.

Runder Tisch erarbeitet „Aktionsplan TBC 2020+“

EIn Maßnahmenpaket soll die angespannte Tuberkulose-Situation bei Rindern und Rotwild verbessern. Allerdings sind weder Jäger noch Landwirte mit den Maßnahmen wirklich glücklich.

Als oberste Ziele seien zum Ersten die Erhaltung gesunder Viehbestände und Wildtiere und zum Zweiten die Erfüllung der Mindestabschussvorgaben inklusive der entsprechenden Einhaltung der Geschlechterverteilung konkret vereinbart worden, sagte Gantner nach den Beratungen.

Jägerschaft spricht von „extremen Mitteln“

Neu ist, dass die Bezirkshauptmannschaften ab sofort sogenannnte „Regulierungsgatter“ anordnen können – und zwar in Gebieten, in denen die Abschussquote beim Rotwild nicht erfüllt wird. Alle Tiere, die in diese Gatter gelockt werden, müssen von Jägern erschossen werden. Landesjägermeister Christof Germann ist damit alles andere als glücklich: „Ich sage es ganz ehrlich, als Vorarlberger Jägerschaft haben wir mit diesem aus unserer Sicht extremen Mittel keine Freude, weil sie mit unserem Verständnis von Jagd nichts mehr zu tun hat. Das ist ein Erschießen“, fügte er sichtlich resigniert an.

Landwirtschaft fehlen rasche Schritte

Aus Sicht der Landwirtschaft gehen diese Maßnahmen jedoch nicht weit genug, vor allem weil sie erst im kommenden Jahr in Kraft treten werden. „Ich bin etwas unzufrieden, dass in diesem Maßnahmenpaket die kurzfristige Wirkung für mich noch nicht in der Form erkennbar ist, dass wir rasch zu wesentlichen Schritten nach vorne kommen“, sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger nach den Gesprächen.

Neue Ergebnisse bis Ende der Woche

Derzeit sind in Vorarlberg fünf Bauernhöfe wegen TBC gesperrt, erläutert Landesveterinär Norbert Greber: „In zwei Betrieben mit (nachgewiesenem) Fall und in den anderen Betrieben wird es über diagnostische Tötungen noch abgeklärt. Das wäre in Summe die Bilanz, die wir derzeit beim Viehbestand haben.“ Die Ergebnisse der untersuchten Tiere werden Ende der Woche erwartet.

Der „Aktionsplan TBC 2020+“

  • Zentrales Ziel bliebt die Erhaltung gesunder Viehbestände und Wildtiere
  • Vollständige Erfüllung der Mindestabschussvorgaben inklusive Einhaltung der Geschlechterverteilung
  • Schaffung der Möglichkeit der Anordnung von Regulierungsgattern
  • Adaptierung der Untersuchungen bei Tierbeständen
  • Klärung des Umgangs mit Lebensmitteln aus gesperrten Betrieben
  • Konsequente Umsetzung des erarbeiteten Aktionsplans Tbc 2020+
  • Wissenschaftliche Begleitung bei der Umsetzung

Finanzielle Hilfen auch für Jäger geplant

Sein Mitgefühl drückte Gantner den betroffenen Bauernfamilien aus: „Zur Unterstützung wird rasche Hilfe aus dem Tiergesundheitsfonds des Landes gewährt, wobei ich weiß, dass die schwierige Situation nicht nur finanziell, sondern vor allem auch emotional enorm belastend ist“. Das Land plane außerdem, auch finanzielle Maßnahmen als Unterstützung für die nicht leichte Situation der betroffenen Jagdausübenden zu setzen, so der Agrar-Landesrat, der den Teilnehmern für ihr „verantwortungsbewusstes Miteinander“ dankte.