Ein rotes Schild mit der weißen Aufschrift „Versuchsanstalt“
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Schule

Nach Vorwürfen: Angst um guten HTL-Ruf

Doppelte Bezahlung, Geld ohne Verträge, fragwürdige Spesenabrechnungen – die Vorwürfe des Bildungsministeriums gegen die HTL Rankweil sind massiv. Die Arbeit der Versuchsanstalt für Unternehmen wird aber ausdrücklich nicht in Frage gestellt. Trotzdem mehren sich nun die Sorgen, dass dieses System in Verruf geraten könnte.

Die HTL Dornbirn ist eine von ganz wenigen HTL in Österreich, bei denen die Kontrolleure des Ministeriums überhaupt nichts zu beanstanden hatten. Auch zu dieser Schule gehört eine Versuchsanstalt. Dort wollen die Verantwortlichen nicht, dass Versuchsanstalten oder gar der Schultyp der HTL wegen der Vorwürfe in Rankweil nun in die Zwickmühle geraten.

Wirtschaft zu Vorfällen an HTL

Trotz der Vorwürfe gegen die HTL Rankweil soll an den HTL-Versuchsanstalten festgehalten werden – darauf hoffen Bildungsdirektion, Wirtschaft und andere Höhere Technische Lehranstalten.

Grünwald: „Wichtige Symbiose“

In Dornbirn werden zum Beispiel Chemikalien analysiert und geprüft, wie reißfest Stoffe sind. Die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Schule soll jetzt keinesfalls in Frage gestellt werden. Die praxisnahe Zusammenarbeit bringt laut Direktor Michael Grünwald Vorteile für beide Seiten: „Für uns ist es eine sehr wichtige Symbiose. Einerseits stellen wir natürlich für die Wirtschaft eine neutrale Prüf- und Untersuchungsstelle zur Verfügung, die bei Bedarf auch Gutachten – etwa bei Schadensfällen – ausstellt. Und umgekehrt profitiert natürlich die Ausbildung an der HTL von einem sehr praxisorientierten Unterricht.“

HTL keine Konkurrenz für Unternehmen

Das Dornbirner Baumanagementunternehmen gbd hat ein eigenes Prüflabor, in dem etwa Fenster, Türen oder Fassaden begutachtet werden. Aber auch Seilbahnunternehmen können sich hier zertifizieren lassen. Eine Versuchsanstalt wie bei der HTL Rankweil sieht man aber nicht als Konkurrenz. Im Gegenteil: Immer wieder lässt man selbst dort größere Betonteile prüfen. Diese neutrale Stelle sei unerlässlich, sagt gbd-Geschäftsführer Heinz Pfefferkorn.

„Es braucht die Schulen. Die Prüfwelt ist eine sehr breite, große Welt. Und es ist für uns in der Wirtschaft nicht alles abdeckbar, was unsere Kunden brauchen. Und es macht auch sehr oft Sinn, die Geräte zu teilen. Die sind nicht immer ausgelastet und so kann man Synergieeffekte nutzen“, sagt Pfefferkorn. Für die Wirtschaft sei es daher wünschenswert, dass die Schulen ihre Prüfanstalten behalten.

Kritik an unklaren rechtlichen Vorgaben

Mitverantwortlich für die Ungereimtheiten bei der HTL Rankweil seien unklare rechtliche Regelungen gewesen, hieß es bei der Bildungsdirektion. Bei der HTL Dornbirn teilt man diese Einschätzung. Auch Direktor Grünwald spricht von einem „Graubereich“.

„Die Idee dahinter ist natürlich, dass man Lehrtätigkeit und Prüf- und Gutachtertätigkeit verrechnungstechnisch voneinander trennt. Da hat es Ansätze gegeben, aber die waren vom Ministerium noch etwas unklar ausformuliert“, so Direktor Grünwald. Er hoffe darauf, dass die angekündigte Neuregelung im kommenden Jahr Klarheit schaffe.