Am Dienstagabend fand mittlerweile zum 39. Mal die Verleihung des Durig-Böhler-Gedächtnispreises im feierlichen Rahmen im Landeskrankenhaus Feldkirch statt. Prämiert wurde die beste international publizierte Forschungsarbeit aus Vorarlberg aus insgesamt fünf Einrichtungen. Damit setzt die Gesellschaft der Ärzte in Vorarlberg (GÄV) ihre jahrzehnte lange Tradition der Anerkennung und Förderung von Ausbildung, Wissenschaft, Forschung damit Fortschritt fort.
Medizinische Forschungspreise
Auch in Vorarlberg gibt es kluge Köpfe, die sich mit den Fragen der Zukunft beschäftigen. Seit fast 40 Jahren werden Forschungsarbeiten, die international publiziert wurden, in Vorarlberg mit dem „Durig-Böhler“ Preis ausgezeichnet, der am Dienstagabend verliehen wird.
Andreas Leiherer erhält Durig-Böhler Preis 2019
Der aktuelle Durig-Böhler-Preis erging an Priv. Doz. DDr. Andreas Leiherer und das VIVIT-Forschungsteam. Das Vorarlberg Institute for Vascular Investigation and Treatment, kurz VIVIT, ist ein wissenschaftliches Institut, primär fokussiert auf die Erforschung und Therapierung von Stoffwechsel- und Herz-Kreislauferkrankungen, wie Diabetes oder Atherosklerose. Darüber hinaus beschäftigt sich das VIVIT intensiv mit der Untersuchung von nephrologischen Erkrankungen und Krebserkrankungen.
Früherkennung von chronischen Nierenkrankheiten
Die Forschungsarbeit von Leiherer und seinem Team beschäftigt sich mit dem Protein Uromodulin und seiner Bedeutung in der Früherkennung von chronischer Nierenerkrankung. Uromodulin ist das am häufigsten vorkommende Protein im menschlichen Urin und wird ausschließlich von der Niere produziert.
In den 1950ern erstmals entdeckt, gibt es erst seit kurzem eine verfügbare Nachweismethode von Uromodulin im Blut, ist jedoch sehr zuverlässig und reproduzierbar. In der vorliegenden Studie mit über 500 Patienten zeigte sich, dass ein niedriger Uromodulin-Spiegel im Blut mit einer Nierenfunktionsstörung einhergeht und ein unabhängiger Biomarker für das zukünftige Auftreten einer chronischen Nierenkrankheit ist.
Uromodulinn Biomarker für Typ 2 Diabetes
„Weitere kürzlich erschienene Publikationen aus unserer Arbeitsgruppe konnten darlegen, dass Uromodulin auch ein Biomarker für Typ 2 Diabetes ist und sehr präzise das Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen (wie etwa Herzinfarkt oder Schlaganfall) und Langzeit-Überleben unserer Patienten vorhersagt“, informiert der Preisträger Leiherer. Zusammen mit biochemischen, molekular-genetischen und klinischen Befunden anderer Arbeitsgruppen stellt sich Uromodulin aktuell als neuer nierenspezifischer Biomarker dar, dessen hohes Potential nicht nur die Niere sondern auch ein breites internistisches Spektrum abdeckt.
Neue Methode von knöchernen Strecksehnenausrissen
Unfallchirurg Ing. Dr. Peter Schwendinger, MSc vom Landeskrankenhaus Feldkirch hat gemeinsam mit seinem Forschungsteam eine wissenschaftliche Studie für eine neue OP-Methode bei speziellen Finger-Sehnenverletzungen in einem international renommierten Journal publiziert – und dafür den Durig-Böhler Anerkennungspreis 2019 erhalten.
Kleinerer Eingriff – weniger Infektionen
Die neue Methode für die operative Versorgung knöcherner Strecksehnenausrisse an den Fingern konnte mit einer biomechanischen Arbeit entwickelt werden. Eine neue Technik wurde mit einer herkömmlichen Methode verglichen, welche zugleich die Grundlage für die neuentwickelte Versorgung war. Die zwei Operationsmethoden wurden an 16 Kadaverfingern getestet. Das Ergebnis zeigte eine biomechanische Überlegenheit der neuen Methode bei weniger Invasivität (invasiv – diagnostische/therapeutische Maßnahme, die in den Körper eindringt).
Bei vielen Techniken wird die ausgerissene Strecksehne offen operiert und mit Platten oder Schrauben fixiert. Andere Vorgehensweisen beinhalten die temporäre Ruhigstellung des Fingerendgliedes mittels Bohrdraht durch das Gelenk. Bei beiden Herangehensweisen führen diese OP-bedingten Verletzungen zu Risiken wie erhöhte Infektrate, Nagelwachstumsstörungen oder Gelenkszerstörung.
Größere Heilungschancen durch Ruhigstellung
„Bei der neu entwickelten Methode nutzen wir die Vorteile einer Technik, welche bereits in den 80er Jahren in Japan entwickelt wurde. Ein speziell konstruierter Nagelhalter ermöglicht die Ruhigstellung des Fingerendgliedes während der Heilungsphase ohne Gewebeverletzung. Dies verhindert insbesondere die Gelenkszerstörung des betroffenen Fingers. Die nächsten Schritte sind die Produktion von zugelassenen Komponenten zur Durchführung einer klinischen Studie“, berichtet Preisträger Dr. Schwendinger vom LKH Feldkirch.