Feldkirch Gisingen, am 30.8.2019 Br. Brand in der Muell-Lagerhalle, 4 Feuerwehren vor Ort um den Brand einzudaemmen, mit dem LUF 60, Loechunterstuetzungsfahrzeug der FW Rankweil, konnte der Brand beendet werden, starke Verrauchung, Einsatz war nur mit Atemschutz moeglich. Einsatzleiter Josef Froehllich
Dietmar Mathis
ORF
Chronik

Brandgefährlich: Lithiumbatterien im Restmüll

Der Vorarlberger Umweltverband warnt vor der falschen Entsorgung von Batterien und Akkus mit Lithium. Die steigende Zahl an Bränden bei Abfallentsorgern ist laut einer Studie auf Lithiumbatterien etwa im Restmüll zurückzuführen. So wird Lithium auch als Ursache für den Großbrand bei Loacker Recycling im August vermutet.

Im Handy, im Laptop, im Autoschlüssel und immer mehr auch am Fahrrad – die leistungsstarken Lithiumbatterien und -Akkus sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie weisen bei kleinster Bauweise die höchste Energiedichte auf und werden deshalb immer mehr eingesetzt. Falsch entsorgt – etwa im Restmüll – sind sie aber brandgefährlich, warnt der Vorarlberger Umweltverband und appelliert, die Batterien unbedingt zum Altstoffsammelzentrum der Gemeinde oder zurück ins Geschäft zu bringen.

„Mutter Erde “

Im Juni hat der ORF Vorarlberg im Rahmen des Schwerpunktes „Mutter Erde“ über den Stand der Mülltrennung in Vorarlberg berichtet. Ein Thema am Rande war dabei die falsche Entsorgung von Lithiumbatterien. Die Rubrik „Nachgefragt“ widmet sich nun diesem Thema im Detail.

Eine Studie der Montanuniversität in Leoben bestätigt, dass der steigende Anteil der Lithiumbatterien im Restmüll mit einer Zunahme von Bränden in Entsorgungsfirmen eindeutig korreliert – beide sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Der finanzielle Schaden geht in die Millionen, der Verband österreichischer Entsorgungsbetriebe schätzte Ende 2018 mehr als 100 Millionen Euro Schaden in fünf Jahren.

Beschädigungen können Kurzschluss auslösen

Das Problem mit den Lithiumbatterien: Schon einfache mechanische Beschädigungen des Schutzmantels durch Fallenlassen oder der Kontakt zwischen Polen einer Lithiumbatterie mit Metall wie Münzen oder Schlüsseln reicht aus, um einen Kurzschluss auszulösen, der in einem Brand enden kann. Auch Überladung oder Überhitzung kann zu Bränden und Explosionen führen.

Die besondere Gefahr für die Abfallentsorgungsunternehmen: Werden Lithiumbatterien in den normalen Müll geworfen, werden sie besonderen Strapazen ausgesetzt. Der Müll wird schon mit Schwung in den Müllwagen gekippt, in der Anlage des Abfallentsorgers kommen schwere Geräte wie Bagger zum Einsatz.

Soezialbehälter für Lithium-Batterien
ORF
In solchen Behältern werden die Lithiumbatterien in den Altstoffsammelzentren der Gemeinden aufbewahrt

„Batterie“ als Oberbegriff

Batterien, auch Primärbatterien genannt, können nach ihrer Entladung nicht wieder aufgeladen werden. Akkus, auch Sekundärbatterien genannt, sind wiederaufladbare Batterien.

Der Begriff „Batterie“ wird umgangssprachlich auch als Oberbegriff sowohl für nicht aufladbare Batterien und auch für aufladbare Akkus verwendet. Dementsprechend wird auch in diesem Text der Oberbegriff „Batterie“ verwendet, wenn nicht explizit unterschieden wird.

Aufgeladene Akkus besonders gefährlich

Christoph Ortner, beim Vorarlberger Entsorgungsunternehmen Loacker Recycling für Sicherheit und Qualität zuständig, warnt besonders vor der Gefährlichkeit von Akkus im Müll, die gerade frisch aufgeladen wurden und damit besonders energiegeladen sind: „Das ist der Klassiker: Ein Gerät funktioniert nicht richtig, man probiert es nochmal mit Aufladen. Wenn das Gerät dann immer noch nicht funktioniert, kommt es in den Restmüll.“

Und da landen jährlich Millionen von Lithiumbatterien: Die Montanuniversität Leoben schätzt, dass jährlich rund 1,4 Millionen Stück falsch entsorgt werden.

Lithium mögliche Ursache für Großbrand

Die Brände, die Lithiumbatterien auslösen können, sind oft verheerend. Aufgrund einer besonders starken Hitzeentwicklung breitet sich das Feuer rasant aus, es lässt sich nur schwer löschen und es werden giftige Dämpfe freigesetzt.

Auch das Vorarlberger Unternehmen Loacker Recycling war schon mehrfach mit solchen Vorfällen konfrontiert. So könnte auch ein Großbrand im August in einer Restmüllsammlung von Loacker in Feldkirch durch eine Lithiumbatterie ausgelöst worden sein. Die Ursache ist zwar nicht endgültig geklärt, „es liegt aber der Verdacht nahe, dass es Lithium war“, so Ortner. Dafür spreche auch die Art und Weise, wie sich das Feuer entwickelt habe.

Mehrere hunderttausend Euro Schaden

Mehrere hunderttausend Euro Schaden hat der Brand im August verursacht. Zudem werden ein bis zwei weitere kleine Brände bei Loacker in diesem Jahr Lithiumbatterien zugeschrieben, diese Brände seien aber sofort von Mitarbeitern gelöscht worden, so Ortner. Sogar beim Brand eines Altpapiertransportes in Dornbirn im Oktober wird nicht ausgeschlossen, dass eine falsch entsorgte Lithiumbatterie die Ursache war.

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Feldkirch Gisingen, am 30.8.2019 Br. Brand in der Muell-Lagerhalle, 4 Feuerwehren vor Ort um den Brand einzudaemmen, mit dem LUF 60, Loechunterstuetzungsfahrzeug der FW Rankweil, konnte der Brand beendet werden, starke Verrauchung, Einsatz war nur mit Atemschutz moeglich. Einsatzleiter Josef Froehllich
Dietmar Mathis
Brand bei Loacker Recycling in Feldkirch-Gisingen
Feldkirch Gisingen, am 30.8.2019 Br. Brand in der Muell-Lagerhalle, 4 Feuerwehren vor Ort um den Brand einzudaemmen, mit dem LUF 60, Loechunterstuetzungsfahrzeug der FW Rankweil, konnte der Brand beendet werden, starke Verrauchung, Einsatz war nur mit Atemschutz moeglich. Einsatzleiter Josef Froehllich
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Brand bei Loacker Recycling in Feldkirch-Gisingen
Feldkirch Gisingen, am 30.8.2019 Br. Brand in der Muell-Lagerhalle, 4 Feuerwehren vor Ort um den Brand einzudaemmen, mit dem LUF 60, Loechunterstuetzungsfahrzeug der FW Rankweil, konnte der Brand beendet werden, starke Verrauchung, Einsatz war nur mit Atemschutz moeglich. Einsatzleiter Josef Froehllich
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Brand bei Loacker Recycling in Feldkirch-Gisingen
Feldkirch Gisingen, am 30.8.2019 Br. Brand in der Muell-Lagerhalle, 4 Feuerwehren vor Ort um den Brand einzudaemmen, mit dem LUF 60, Loechunterstuetzungsfahrzeug der FW Rankweil, konnte der Brand beendet werden, starke Verrauchung, Einsatz war nur mit Atemschutz moeglich. Einsatzleiter Josef Froehllich
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Brand bei Loacker Recycling in Feldkirch-Gisingen
Feldkirch Gisingen, am 30.8.2019 Br. Brand in der Muell-Lagerhalle, 4 Feuerwehren vor Ort um den Brand einzudaemmen, mit dem LUF 60, Loechunterstuetzungsfahrzeug der FW Rankweil, konnte der Brand beendet werden, starke Verrauchung, Einsatz war nur mit Atemschutz moeglich. Einsatzleiter Josef Froehllich
Dietmar Mathis
Brand bei Loacker Recycling in Feldkirch-Gisingen

Forderung nach Pfand und besserer Kennzeichnung

Für die Entsorgungsunternehmen bedeutet das falsche Entsorgen der Batterien eine große Herausforderung. „Unsere Sicherheitsstandards sind hoch“, sagt Ortner, aber letzten Endes bleibt nur der Appell an die Bürger, Batterien korrekt zu entsorgen. Hinzu komme die Forderung an die Politik, ein Pfandsystem für Batterien einzuführen.

Der Umweltverband

Der Umweltverband koordiniert die Umweltaufgaben seiner Mitglieder, der 96 Gemeinden in Vorarlberg, und berät sie in Umweltfragen. Er vertritt auch deren umweltpolitische Interessen gegenüber Land, Bund und Privatwirtschaft.

Die Hersteller müssten zudem verpflichtet werden, Batterien eindeutiger zu kennzeichnen, fordert auch Jürgen Ulmer vom Vorarlberger Umweltverband. Um welche Inhaltsstoffe es sich handelt, stehe oft nur in Kurzform und im Kleingedruckten auf der Batterie.

„LI“ steht zum Beispiel für Lithium – zu wenig, sagt Ulmer, hier brauche es eine sofort erkennbare Kennzeichnung. Denn nicht nur große Akkus enthalten häufig Lithium, sondern auch viele kleine Batterien wie etwa Knopfzellen.

Aufgeplatzter Akku
ORF
Dieser Akku hat bereits reagiert – zum Glück, ohne Feuer zu fangen

Richtige Entsorgung: Pole abkleben und zum Bauhof

Richtig entsorgt werden grundsätzlich alle Arten von Batterien in den Altstoffsammelzentren der Gemeinden, oder sie können zurück ins Geschäft gebracht werden – die Abgabe ist immer kostenlos. Dazu sollten die Batterien – wenn möglich – bereits aus dem Elektrogerät entfernt worden sein.

Allerdings müssen Batterien mit Lithium wegen der Kurzschlussgefahr getrennt von anderen Batterien gesammelt und die Pole mit Isolierbrand abgeklebt werden. Sicherheitshalber sollten die Batterien zusätzlich in einem Plastiksack luftdicht verpackt werden – vor allem wenn etwa Akkus bereits aufgequollen oder anders beschädigt sind.

Lagerung und Transport in Sicherheitsbehältern

„Das Wichtigste ist, dass die Batterien den Weg zu uns finden, zur Not helfen wir beim Ausbau aus dem Gerät oder beim Abkleben der Pole“, sagt Reinhard Karg, Geschäftsführer des Altstoffsammelzentrums Hofsteig.

Im Altstoffsammelzentrum werden die Lithiumbatterien in Sicherheitsbehältern gelagert. Ein Granulat wird hinzugefügt, das die Brandgefahr eindämmt. Die verplombten Behälter aus ganz Vorarlberg werden dann bei Loacker Recycling in Götzis gesammelt, bis sie zur Wiederaufbereitung in die Spezialanlage eines steirischen Unternehmens im norddeutschen Bremerhaven kommen.

75 Prozent der Inhaltsstoffe wiederverwertbar

Die enthaltenen Rohstoffe sind wertvoll und nicht unendlich vorhanden. 75 Prozent der Inhaltsstoffe können wiederverwertet werden – darunter Kupfer und Kobalt. „Damit ist die korrekte Entsorgung nicht nur ein Sicherheitsaspekt, sondern auch ressourcenschonend“, betont Jürgen Ulmer vom Umweltverband. Kobalt werde zum Beispiel in Afrika unter schwierigen Bedingungen abgebaut – auf diese Weise könne es mehrfach verwendet werden.

Wiederaufbereitungsanlage für Lithium-Batterien in Bremerhaven
Saubermacher AG
Anlage der steirischen Firma Saubermacher im norddeutschen Bremerhaven: Hier werden die Lithiumbatterien aus Vorarlberg recycelt

Vorsicht auch bei der Gerätenutzung

Übrigens: Nicht nur bei der Entsorgung, sondern schon beim Gebrauch können Akkus gefährlich werden. Deshalb gilt: immer das Originalladekabel verwenden und das Gerät beim Laden nicht unbeaufsichtigt lassen, es sollte nicht länger am Ladekabel hängen als nötig.

Besondere Vorsicht gilt bei Beschädigungen. Eine beschädigte Lithiumbatterie erkennt man zum Beispiel am verformten Metallgehäuse, an Schmelzstellen, am Auslaufen von Flüssigkeit, an Verfärbungen, an verschmortem Geruch oder an der Erwärmung der Batterie im abgeschalteten Zustand. Auch kleine, nicht sichtbare Verletzungen der Akkuseparatoren könnten zur Selbstentzündung führen.

Brandgefährlliche Lithiumakkus

Lithiumbatterien sind wegen ihrer starken Energieleistung aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Falsch entsorgt, sind sie aber brandgefährlich.

Sichere Handhabung

  • Lithiumhaltige Batterien und Akkus keiner großen Hitze, Kälte oder Wasser aussetzen. Das Handy sollte zum Beispiel nicht in der Sonne liegen gelassen, das E-Bike im Winter nicht draußen geladen werden.
  • Nicht öffnen: Batterien enthalten meist auch Säuren oder Laugen, die ätzend sind.
  • Ausgelaufene Batterien nicht mit bloßen Händen angreifen.
  • Ausschließlich vom Hersteller zugelassene und empfohlene Ladesysteme verwenden.
  • Die Pole von lithiumhaltigen Batterien und Akkus sollten bei längerer Lagerung oder vor der Rückgabe an die Sammelstellen mit Klebestreifen abgeklebt werden, um Kurzschlüsse zu verhindern.
  • Eine möglichst geschützte Lagerung, zum Beispiel eingewickelt in Kunststofftaschen oder in die Originalverpackung, und eine rasche Abgabe bei einer Sammelstelle wird empfohlen.
  • Offensichtlich beschädigte, überhitzende oder aufgeblähte Batterien dürfen beispielsweise nicht im Haus, in der Wohnung oder in der Garage gelagert werden.
  • Die Sicherheitshinweise der Hersteller müssen über den gesamten Entsorgungsweg eingehalten werden.
  • Akkukontakte (außerhalb der Geräte) sollen nicht in Berührung mit metallischen Gegenständen, etwa Münzen oder Schlüsseln, kommen, um so einen Kurzschluss zu vermeiden.
  • Handys beziehungsweise Akkus sollten nach Möglichkeit niemals nass werden. Bauteile können korrodieren und zum Sicherheitsrisiko werden. Ausnahme sind spezielle wasserfeste und staubdichte Handys.