Handy-Screen mit Lehrerbewertungs-App
APA/Gorg Hochmuth
APA/Gorg Hochmuth
Bildung

App für Lehrerbewertung stößt auf Ablehnung

In Wien ist am Freitag ein Handy-App für Lehrerbewertungen vorgestellt worden. Diese stößt jedoch auf breite Ablehnung, sowohl vonseiten der Lehrpersonen als auch der Schülervertreter. Sie haben eigene Vorstellung einer gelingenden Feedback-Kultur.

Fast alles kann heutzutage im Internet bewertet werden, egal ob es sich um Dinge des täglichen Lebens, Ärzte oder Tourismusbetriebe handelt. Sternchen, Punkte und schriftliche Bewertung: die Beurteilungen im Netz sind heute ein wichtiger Bestandteil der Kauf- oder Buchungsentscheidung. Mit der neuen Handy-App können nun auch Lehrer bewertert werden.

Ablehnung gegen Lehrerbewertungs-App

Breite Ablehnung gibt es gegenüber der neuen, privaten App, bei der Lehrkräfte online bewertet werden sollen. Sowohl Lehrpersonalvertreter als auch Schüler üben Kritik.

Pusnik: „Feedback nicht Privaten überlassen“

Die Vorarlberger Lehrervertreter sind äußerst skeptisch, wenn nun eine private App für die Bewertung der Lehrer genutzt werden soll. Lehrer seien es zwar gewohnt, wenn sie beurteilt oder beobachtet werden – sei es von Schüler, Eltern oder Kollegen, sagt Gerhard Pusnik von der Vorarlberger LehrerInnen Initiative UBG.

Einem privaten Unternehmen dürfe man so eine Beurteilung aber nicht überlassen. „Da passieren dann Dinge, denke ich, die man nicht kontrollieren kann, die sich nicht für die Pädagogik auswirken, sondern nur gegen Lehrer“, so Pusnik. So würden Lehrer gegeneinander ausgespielt, sagt der Lehrervertreter.

Feedback-System der PH bereits im Einsatz

Seit 2018 existiert ein vorarlbergweites, von der Pädagogischen Hochschule wissenschaftlich begleitetes Feedback-System für Lehrpersonen – und das funktioniere sehr gut, sagt Andreas Hammerer vom Christlichen Lehrerverein. So einer professionellen Feedback-Kultur, die das Ziel habe, den Unterricht zu verbessern, könne er viel abgewinnen.

App-Entwickler Benjamin Hadrigan
APA/Gorg Hochmuth
Die neue Handy-App steht mittlerweile schon auf Platz 1 der Download-Charts.

„Aber unter einer App kann ich mir bisher sehr wenig vorstellen. Und ich bin hier sehr skeptisch, ob nicht Persönlichkeitsrechte von Lehrern verletzt werden“, so Hammerer.

Auch Schülervertreter skeptisch

Auch die Schülervertreter stehen der App tendenziell ablehnend gegenüber. Feedback für die Lehrpersonen sei zwar enorm wichtig, sagt AHS-Landesschulsprecherin Katja Spatzek. Bei der Handy-App und anderen Online-Bewertungen habe sie aber große Bedenken in Bezug auf „Hass im Netz“ und Diskriminierung.

Andere Schülerorganisationen setzten sich für das „360-Grad-Feedback“ ein. Dabei geben sich Lehrkräfte und Schüler gegenseitig Rückmeldung. So werde das Feedback viel konkreter und besser, sagt BHS-Landesschulsprecherin Laura Bayer. „So können wir auch sagen: Was stört uns an Ihrem Unterricht? Und was möchten wir genau verändern“, so Bayer.