Karlheinz Rüdisser (ÖVP)
VLK/Reinhard Fasching
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Politik

39 Jahre Landesdienst: Rüdisser blickt zurück

Bei der Angelobung der neuen Landesregierung am Mittwoch gibt mit Landestatthalter Karlheinz Rüdisser (ÖVP) eine der bemerkenswertesten Politikpersönlichkeiten des Landes ihre Geschäfte ab. Über Jahrzehnte hinweg hat Rüdisser die Entwicklung des Landes mitgestaltet.

39 Jahre lang war der Lauteracher im Landesdienst, davon elf Jahre als Landesrat bzw. Landesstatthalter. Rüdisser gilt über die Parteigrenzen hinaus als einer der profundesten Kenner der politischen Materien.

Rückblick Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser

Nach 39 Jahren im Landesdienst – davon 11 Jahre in der Landesregierung – übergibt der Landesstatthalter seine Agenden an seinen Nachfolger Marco Tittler.

Rüdisser warnt vor Abwanderung von Betrieben

Die Bedürfnisse der Wirtschaft, des Naturschutzes und der Bevölkerung gegeneinander abzuwägen: das war die Aufgabe von Rüdisser als Landesstatthalter. Bei den Diskussionen und Entscheidungen über die Betriebserweiterungen von heimischen Betrieben, wünscht er sich, dass das große Ganze gesehen wird.

ORF-Redakteur Jürgen Sebö hat mit Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser über dessen politische Bilanz gesprochen.

„Wir sollten schon sehr sorgfältig in der Abwägung der Entscheidung sein und es nicht selbstverständlich nehmen, dass heimische Familienunternehmen sich dazu committen, ihre Investitionen am Standort Vorarlberg zu tätigen. Würden wir in einer Zeit leben, die von hoher Arbeitslosigkeit geprägt ist, so würden viele Diskussionen ganz anders verlaufen“, so Rüdisser.

Stadttunnel und S18 als Dauerbrenner

Der Stadttunnel in Feldkirch und die S18 waren und sind Dauerbrenner bei der Raum- und Verkehrsplanung. Bis es zu einer Baubewilligung kommt, vergehen Jahre – wenn nicht gar Jahrzehnte. Während die Umsetzung des Stadttunnels unmittelbar bevorstehe, sei man in Sachen S18 noch weiter weg, sagt Rüdisser. Auch im Falle einer positiven Umweltverträglichkeitsprüfung gehe er davon aus, dass Rechtsmittel gegen das Bauvorhaben eingebracht werden.

Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser
ORF
Karlheinz Rüdisser scheidet nach elf Jahren aus der Landesregierung aus.

Die Grundstückspreise sind in den letzten Jahren in Vorarlberg regelrecht explodiert. Bei der Hortung von Bauland als Spekulationsgut habe die Politik zu spät reagiert, lautet der Vorwurf von diversen sozialen Einrichtungen und auch Bauträgern. „Wir haben aber mit der Novelle zum Raumplanungsgesetz und der Novelle zum Grundverkehrsgesetz in diesem Jahr einen großen Schritt in Richtung Eingriff in das freie Kräftespiel des Marktes gesetzt“, sagt der Landestatthalter.

Gemeinnütziger Wohnbau in allen Gemeinden als Ziel

Für viele Familien ist es schwierig geworden, leistbare Wohnungen zu bekommen. In seiner Amtszeit, sagt Rüdisser, sei es aber gelungen, dem sozialen Wohnbau einen Schub zu verleihen. „Wir sind heute wesentlich stärker in der Fläche als wir das vor zehn Jahren waren. Bei Übernahme meiner Aufgabe waren es rund 40 Gemeinden, die über ein Angebot im gemeinnützigen Wohnbau verfügt haben. Heute sind es ziemlich genau 80 Gemeinden“, so Rüdisser. Ein längerfristiges Ziel müsse es sein, in jeder Gemeinde so ein Angebot verfügbar zu haben.

Für seinen designierten Nachfolger, Marco Tittler, hat Rüdisser zum Abschied noch einige Ratschläge, wie die vielen Aufgabenbereiche unter einen Hut gebracht werden könne: „Ein gewisses Maß an Gelassenheit und gründlicher Analyse von Problemsituationen hilft sehr, vernünftige Entscheidungen zu treffen und nimmt viel vom täglichen Druck weg, wo man Dinge überbewertet, die morgen oder übermorgen ganz anders im Licht des Tages stehen.“