Alt-Bischof Erwin Kräutler
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Religion

Kräutler: Kirchen-Reformen werden kommen

Am Sonntag ging die Amazonas-Synode der Katholischen Kirche zuende mit einem kirchlichen Meilenstein: Künftig können auch verheiratete Männer die römisch-katholische Priesterweihe erhalten, vorerst aber nur im Amazonas-Gebiet. Der aus Koblach stammende ehemalige Bischof Erwin Kräutler spielte bei der Synode eine entscheidende Rolle.

Frauen in Amazonien bleibt jedoch die Diakonats-Weihe weiterhin verwehrt, obwohl Frauen inzwischen ehrenamtlich großteils die Arbeit in den Amazonas-Pfarren machen. Nun soll über das Frauendiakonat immerhin weiter diskutiert werden. „Das Thema ist nicht vom Tisch“, ist Alt-Bischof Erwin Kräutler im ORF-Interview überzeugt. Ein schwacher Trost für Katholikinnen, die bei der Synode zwar mitdenken, aber nicht mitstimmen durften.

Amazonas-Synode geht zu Ende

Kirchenkenner sehen in der am Sonntag zu Ende gegangenen Amazonas-Synode einen kleinen Meilenstein. In Zukunft könnten nämlich auch verheiratete Männer die römisch-katholische Priesterweihe erhalten.

Frage wird sich auch in Vorarlberg stellen

„Die Grundfrage ist: Wie können wir dem Volk Gottes besser dienen heute?“ sagt Kräutler und verweist auf notwendige Erneuerungsprozesse, die sich allerdings gegen starke konservative Bestrebungen in aller Welt durchsetzen müssten. Auch in Vorarlberg brauche es einen solchen Schritt, „und der wird auch kommen. Ich denke, wenn es in Amazonien möglich ist, wird sich in einigen Jahren die Frage auch hier stellen“, ist der Alt-Bischof überzeugt.

Alt-Bischof Erwin Kräutler im Gespräch

Alt-Bischof Erwin Kräutler spricht über die Diakonatsweihe für Frauen, die Situation im Amazonasgebiet und die Ansichten in Rom.

Der Zölibat bleibe zwar unantastbar, „aber neben dem zölibatären Priester wird es die Möglichkeit geben, dass auch verheiratete, im Beruf stehende, vorläufig nur Männer auch geweiht werden können“, so Kräutler. Das Eine schließe das Andere nicht aus.

Priesterweihe für Verheiratete

Dass in Ausnahmefällen und vorerst nur in Amazonien ältere bereits verheiratete Männer die Priesterweihe empfangen können, werten Kirchenkenner als Punktesieg. Diesen habe der Papst am Ende der Synode gegen seine konservativen Gegenspieler errungen, mit vielleicht doch weitreichenden Folgen für die Weltkirche.

Päpstliche Entscheidung bis Ende des Jahres

Beim zweiten großen Thema – dem Umweltschutz – sprachen sich die Bischöfe klar gegen die Abholzung des Regenwalds und die Vertreibung und Ausbeutung der indigenen Bevölkerung aus. Erwin Kräutler wurde in den postsynodalen Rat gewählt, eine aus 13 Mitgliedern bestehende Kommission, die die Ergebnisse analysieren- und den Papst weiterhin beraten soll. Franziskus will bis Ende des Jahres entscheiden, was er nun mit den Beschlüssen der Bischofsversammlung macht.