„Der Druck auf familienersetzende Betreuungsformen ist gestiegen und wir stellen fest, dass es eine höhere Nachfrage bei Pflegeheimplätzen gibt“, erklärt Peter Hämmerle, der stellvertretende Fachbereichsleiter für Pflege.
Druck auf Pflegeheime steigt
Seit der Abschaffung des Pflegeregresses haben sich die Wartezeiten für einen Heimplatz, trotz des Ausbaus der 24-Stunden-Pflege, teilweise verdoppelt.
Sieben bis acht Wochen Wartezeit
Fast 2.400 Plätze in den Vorarlberger Heimen sind derzeit von pflegebedürftigen Menschen besetzt, allein 2018, im ersten Jahr nach Abschaffung des Regresses, sind 720 neue Langzeit-Pflegeplätze vergeben worden. Am deutlichsten zeige sich der Druck auf die Heime bei der Anmeldung, sagt Hämmerle: „Wenn man es durchschnittlich betrachtet, ist die Wartedauer auf einen Pflegeheimplatz leicht angestiegen.“ Im vergangenen Jahr musste man bereits vier bis fünf Wochen auf einen Platz warten. Und so wie es derzeit aussieht, werde sich die Wartezeit für das laufende Jahr laut Hämmerle sogar auf sieben bis acht Wochen erhöhen.
Durch 24-Stunden-Pflege weniger Druck auf Heime
Landesweit betrachtet seien auch die Versorgungs-Lösungen durch 24-Stunden-Betreuung angestiegen, so Hämmerle. Knapp 2.100 Menschen haben im Vorjahr eine 24-Stunden-Betreuung zu Hause erfahren – ein Plus von mehr als zehn Prozent. Der stetige Ausbau dieser Pflegeform mindere laut Hämmerle zum Glück auch den wachsenden Druck auf die Heime: „Noch ist das System tragfähig und leistungsfähig.“
Noch – denn dem aktuellen Trend folgendend werden künftig immer mehr Menschen in ein Pflegeheim gehen. Hier müssten Land und Gemeinden laut Hämmerle Vorkehrungen treffen, denn in den vergangenen Jahren sei zwar die Qualität der Heim-Pflege ausgebaut worden, nicht jedoch die Quantität: „Natürlich wird es auch eine größere Zahl an stationären Pflegeheimplätzen brauchen“, sagt Hämmerle.
Schieflage bei Pflege zuhause
Gleichzeitig, sagt Hämmerle, müsse aber auch die Pflege zu Hause weiter ausgebaut werden. Ein Punkt, an dem Landesvolksanwalt Florian Bachmayr-Heyda einhakt: „Zuhause gibt es diese generelle Abschaffung des Pflege-Regresses nicht.“ Die Landesregierung habe zwar die Förderungen erhöht, „aber es gibt immer noch viele Fälle, wo Personen, die zuhause betreut werden, ihr Vermögen einsetzen müssen, obwohl die Kosten günstiger sind als in einem Pflegeheim.“
Ob die neue Landesregierung diese Schieflage begradigt, bleibt angesichts der angespannten Finanzlage im Pflegebereich abzuwarten. Allein der Wegfall des stationären Regresses hat Vorarlberg im Vorjahr gut 20 Millionen Euro gekostet – nur 16 Millionen davon übernimmt jetzt der Bund.